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Serben-Protest im Kosovo eskaliert – jetzt spricht NATO
Schwere Ausschreitungen im Nordkosovo haben zahlreiche Verletzte gefordert. KFOR-Soldaten lieferten sich eine Straßenschlacht mit militanten Serben.
Brennpunkt Kosovo. Einen Tag nach den schweren Zusammenstößen zwischen militanten Serben und der Schutztruppe KFOR mit rund 80 Verletzten auf beiden Seiten haben sich am Dienstagmorgen erneut Serben im Norden des Kosovos zu Protesten versammelt.
Grund dafür: In Zvecan und den drei anderen Gemeinden des Nordkosovos waren im April vorgezogene Kommunalwahlen abgehalten worden, die von ethnischen Serben größtenteils boykottiert wurden. Gewählt wurden nur ethnische Albaner oder Vertreter einer kleineren Minderheit. Im Norden des Kosovos bilden ethnische Serben eine Mehrheit.
Zu brutalen Zusammenstößen war es am Montagnachmittag Zvecan gekommen, als die KFOR-Truppe eine gewalttätig gewordene Menge unter Einsatz von Tränengas auflöste.
Die Soldaten hatten die wütenden Serben aufgerufen, den Weg für zwei Fahrzeuge der kosovarischen Spezialpolizei freizumachen. Dann hätten die Soldaten Tränengas und Blendgranaten eingesetzt, um die Beamten in den Fahrzeugen zu schützen und die Protestierenden zu vertreiben, erklärten Augenzeugen und örtliche Medien.
Die militanten Serben bewarfen die internationalen Ordnungskräfte mit Brandsätzen, Steinen und Flaschen.
30 Soldaten teils schwer verletzt
30 Soldaten wurden dabei teils schwer verletzt, erklärte die NATO-Truppe in einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme. 11 Italiener und 19 Ungarn seien verwundet worden – sie erlitten Knochenbrüche, Verbrennungen und Schussverletzungen.
Der kommandierende Offizier, Generalmajor Angelo Michele Ristuccia, rief beide Konfliktparteien auf, "volle Verantwortung für das Geschehene zu übernehmen und weitere Eskalation verhindern, anstatt sich hinter falschen Narrativen zu verstecken".
Die Stellungnahme der KFOR-Kräfte im Wortlaut:
"Die Zahl der verwundeten Friedenswächter durch die nicht provozierte Gewalt gestern in der Gemeinde Zvecan beträgt 30. Elf Soldaten des italienischen Kontingents und 19 des ungarischen Kontingents erlitten eine Vielzahl an Verletzungen, darunter Knochenbrüche und Verbrennungen durch improvisierte Explosionsbrandsätze. Drei ungarische Soldaten wurden durch Schusswaffen verwundet. Ihre Verletzungen sind nicht lebensbedrohlich."
"Die NATO-geführte KFOR-Mission hat ihre Präsenz in den vier Gemeinden des Nordkosovos erhöht, um das Risiko einer Eskalation in Folge der Amtsübernahme durch neu gewählte Bürgermeister zu minimieren. KFOR-Truppen wurden folgend von immer aggressiveren Menschenmengen attackiert. KFOR operiert mit Entschlossenheit und Zurückhaltung innerhalb strikter Einsatzregeln für Streitkräfte. In diesem Fall wurde in unparteiischer Ausübung des UN-Mandats auf die nicht provozierten Angriffe einer gewalttätigen und gefährlichen Menschenmenge reagiert."
"KFOR-Missionskommandant Generalmajor Angelo Michele Ristuccia verfolgt die Entwicklungen persönlich und drückt seine Solidarität mit den bei den Zusammenstößen verwundeten NATO-Soldaten und ihren Familien aus: 'Um Reibereien zwischen Konfliktparteien zu vermeiden und das Risiko einer Eskalation zu minimieren, haben KFOR-Friedenswächter Bedrohungen für das Leben von Kosovo-Serben und Kosovo-Albanern verhindert. Beide Konfliktparteien müssen volle Verantwortung für das Geschehene übernehmen und weitere Eskalation verhindern, anstatt sich hinter falschen Narrativen zu verstecken.'"
"KFOR wird weiter alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um eine sichere Umgebung und Bewegungsfreiheit in allen Gemeinden des Kosovo in Einklang mit dem Mandat durch die Resolution 1244 des UN-Sicherheitsrates aus dem Jahr 1999 zu ermöglichen."