Niederösterreich

Senioren vernachlässigten Fitness in der Coronazeit

Eine Studie erforschte die soziale Wirkung auf Senioren in NÖ: Der familiäre Zusammenhalt war demnach stark, aber Bewegung wurde oft vernachlässigt.

Erich Wessely
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Eichtinger, Teschl-Hofmeister und Kolland (v.l.)
Eichtinger, Teschl-Hofmeister und Kolland (v.l.)
NLK/Filzwieser

Eine Studie des Niederösterreichischen Gesundheits- und Sozialfonds (NÖGUS) hat die Auswirkungen des Social Distancings auf Senioren ab 60 Jahren im Bundesland erforscht. Von April bis Mai wurden 521 zu Hause lebende Personen befragt. "Die Menschen fühlten sich zum großen Teil gut geschützt, aber nicht bevormundet", sagte Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) am Montag.

Ältere zählen sich zur Hochrisikogruppe

Im Bundesland leben laut der Politikerin derzeit rund 444.000 Menschen im Alter von mindestens 60 Jahren, was 26,5 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht. Studienleiter Franz Kolland von der Kremser Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften unterteilte die Befragten in zwei Gruppen: Für Personen im Alter von 60 bis 79 Jahren habe sich die Coronakrise anders bemerkbar gemacht als für Menschen ab 80 Jahren. Erstere seien mobil und hätten ein gutes Einkommen, während sich für Letztere die Lebensumstände kaum geändert hätten. Die Jüngeren zählten sich zu 65, die Älteren zu 92 Prozent zur Hochrisikogruppe.

Acht Prozent klagen über Einsamkeit

Acht Prozent der Studienteilnehmer klagten über Einsamkeit. Diese Zahl stellte gegenüber dem vor der Coronakrise gemessenen Wert nur einen geringen Zuwachs dar. Der familiäre Zusammenhalt sei da: Hatten vor dem Ausbruch des Virus nur 25 Prozent der Befragten täglich Kontakt mit Familienmitgliedern, wuchs dieser während der Maßnahmen auf 90 Prozent an. Kolland warnte jedoch, dass persönliche soziale Kontakte weder durch Anrufe noch Videotelefonie ersetzt werden könnten. Bei Menschen ab 80 Jahren gebe es zudem große Skepsis gegenüber digitalen Medien.

Verwandtschaftliches Netzwerk

87 Prozent der Senioren fühlten sich durch das gesellschaftliche, 83 Prozent durch das verwandtschaftliche Netzwerk geschützt, berichtete Teschl-Hofmeister. Die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus wurden laut Kolland zumeist positiv aufgenommen, 88 Prozent fühlten sich zudem gut informiert.

Körperliche Fitness vernachlässigt

Die Untersuchung ergab jedoch auch, dass körperliche Fitness von vielen Befragten vernachlässigt wurde. "Wir müssen feststellen, dass nur knapp ein Drittel öfter Bewegungsaktivitäten gesetzt hat", erklärte Landesrat Martin Eichtinger (ÖVP). Bei etwas mehr als der Hälfte sei das Bewegungsniveau deutlich reduziert worden, 15 Prozent bewegten sich weder daheim noch außer Haus.

Auch Freiwilligenkultur hat gelitten

Auch die Freiwilligenkultur habe unter der Coronakrise gelitten, denn rund 40 Prozent der Menschen über 60 Jahren hatten sich davor ehrenamtlich engagiert. Von ihnen sollen 60 Prozent ihre Tätigkeiten eingestellt haben. "Wir müssen aufpassen, dass wir sie nicht verlieren", so Kolland. Die Landesrätin appellierte daran, die Relevanz dieser Arbeit "für einen selbst und für andere" nicht zu vergessen, es handle sich dabei um eine "wichtige Säule des Sozialsystems".

Angebote für Senioren

Die zwei Politiker stellten mehrere Projekte und Angebote zur Unterstützung der Senioren vor. Teschl-Hofmeister verwies auf das Informationsangebot mittendrin-im-leben.at, hier würden Beiträge zu Themen wie Handwerk, neue Medien und Digitalisierung, Sport und Bewegung sowie Nachbarschaftshilfe und Ehrenamt zur Verfügung gestellt. Eichtinger berichtete von den Initiativen "Tut gut", die mit Onlinevideos Gesundheit und Fitness in den Vordergrund stelle, und "Natur im Garten", die bereits breit angenommen worden sei.

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