Politik

Sellner gewarnt: Spur führt in Kickls Kabinett

Identitären-Chef Martin Sellner soll vor der Razzia bei ihm gewarnt worden sein. Eine Spur führt nun offenbar ins Umfeld Herbert Kickls.

Heute Redaktion
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Martin Sellner, Sprecher der "Identitären"
Martin Sellner, Sprecher der "Identitären"
Bild: picturedesk.com

Die Causa Sellner ist um einen Verdacht reicher. Wie bereits vor zwei Wochen bekannt wurde, ermitteln die Behörden derzeit, wer den Identitären-Chef vor der bevorstehenden polizeilichen Razzia bei ihm gewarnt haben könnte.

Dass er gewarnt wurde, liegt nahe. Denn Sellner löschte 41 Minuten bevor die Polizisten seine Wohnung und elektronischen Geräte durchsuchten noch eine E-Mailkorrespondenz mit dem Christchurch-Attentäter, der ihm einmal 1.500 Euro spendete. Zusätzlich soll er ein Handy in einem Blumentopf vergraben haben.

Spur in Kickls Kabinett

Wer also könnte Sellner gewarnt haben? Eine neue Spur führt zu einem engen Mitarbeiter Herbert Kickls, seinem ehemaligen Kabinettschef im Innenministerium, Reinhard Teufel. Dessen Name taucht laut "Kronen Zeitung" im Ermittlungsakt auf.

Der 40-Jährige, der zusätzlich Landtagsabgeordneter in Niederösterreich ist, bestreitet Sellner gewarnt zu haben. "Ich sage deutlich: Ich habe niemanden gewarnt. Ich habe mit niemandem darüber gesprochen. Ich war im Vorhinein nicht einmal informiert", sagt er gegenüber der "APA".

Er - dem man früher schon ein Naheverhältnis zu den Identitären nachsagte - habe nur ein einziges Mal Kontakt mit Martin Sellner gehabt - "danach aber nie wieder". Wer diese Gerüchte in die Welt setzt, solle nun aus der Deckung kommen, verlangt Teufel, "damit ich mich rechtlich zur Wehr setzen kann".

Bei der Staatsanwaltschaft kann man den Bericht nicht bestätigen. Teufels Name kommt in den dortigen Unterlagen nicht vor. Man warte allerdings auch noch auf den Ermittlungsakt der Polizei zu dem Fall, betonte man.

Goldgruber wusste es

Dass Kickls Generalsekretär im Innenministerium, Peter Goldgruber, über die Razzia frühzeitig Bescheid wusste, ist bereits bekannt. Er war vier Tage vor dem Einsatz vom Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) informiert worden. Noch bevor die eingesetzten Polizisten es wussten.

"In Lebensgefahr"

Martin Sellner selbst reagiert auf den Bericht der "Krone" äußerst verschnupft. Die Zeitung werde zum "linksliberalen Blatt", das die "besten Journalisten" feuere und gegen die FPÖ schieße. Zudem ortet er Hetze gegen die Identitären. Der Bericht bringe ihn und seine Familie "in Lebensgefahr".

Das sei eine "großangelegte, wahlkampfbedingte Verleumdungskampagne" gegen ihn. Von der "Krone" führt er sich schwerst verraten, sie sei nicht mehr "patriotisch" und stehe nur noch im Dienst des "ehemaligen Gottkanzlers Kurz". Auch das Stichwort "Lügenpresse" fällt.

Den Verdacht, dass er vorgewarnt worden sei, bestreitet Sellner. Er habe auch keine E-Mails gelöscht, sondern sie "gesichert". Das alles sei eine "peinliche linke Verschwörungstheorie".

Das sagt Teufel dazu

Teufel selbst meldete sich am späten Freitagnachmittag per Aussendung noch einmal zu Wort. Er weist die Causa und überhaupt von der Hausdurchsuchung vorab gewusst zu haben, zurück, relativierte allerdings die Kontake zu Sellner. Die Protokolle, die Kontakte zwischen ihm und Sellner beinhalten, "beziehen sich jedoch nicht auf den fraglichen Zeitraum und liegen größtenteils bereits Jahre zurück".

Und: Teufel betont, er habe sich nur einmal – im Jahr 2015 – in seiner damaligen Funktion als Büroleiter des FPÖ-Klubobmanns mit Sellner getroffen und danach keinerlei persönlichen Kontakt gehabt. Hin und wieder habe Sellner ihm Nachrichten geschickt, eine beidseitige Kommunikation habe es jedoch nicht gegeben. Sellner habe ihm etwa seine neue Telefonnummer geschickt, "die ich aber nie verwendet habe", so Teufel. (csc)