Ukraine unter Druck

Selenksi gesteht Niederlage ein: "Brauchen Diplomatie"

Der ukrainische Präsident spricht erstmals öffentlich aus, dass die ukrainische Armee die von Russland besetzten Gebiete nicht zurückerobern kann.

Michael Rauhofer-Redl
Selenksi gesteht Niederlage ein: "Brauchen Diplomatie"
Selenski kritisiert den Anruf des deutschen Kanzlers.
IMAGO/ZUMA Press Wire

Die Situation für die ukrainischen Streitkräfte wird immer prekärer. Daran dürfte auch eine weitere milliardenschwere Waffenlieferung aus Deutschland, die Bundeskanzler Olaf Scholz am Montag angekündigt hatte, nichts ändern. Laut der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo News hat der ukrainische Präsident Wolodimir eingeräumt, dass sein Land einen Teil der von Russland besetzten Gebiete auf militärischem Wege nicht zurückerobern wird können.

"Unsere Armee ist dafür nicht stark genug. Das stimmt", wird das ukrainische Staatsoberhaupt in dem Bericht zitiert. Die Ukraine müsse nun "diplomatische Lösungen finden". Eine Kapitulation schießt Selenski zur Stunde aber völlig aus. Dass sich die Ukraine mit dem – jedenfalls vorübergehenden Abtritt von Territorium – abfinden muss, wird auch an anderer Stelle immer klarer. So hat auch der ehemalige NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg eine klare Meinung, versucht aber zu beschwichtigen: "Wenn die Waffenstillstandslinie bedeutet, dass Russland weiterhin alle besetzten Gebiete kontrolliert, heißt das nicht, dass die Ukraine das Gebiet für immer aufgeben muss", sagte Stoltenberg dem Portal Table-Briefings.

Kurachowe und Pokrovsk im Visier der Russen

Besonders umkämpft ist aktuell die ukrainische Stadt Kurachowe. Diese Stadt im Osten der Ukraine sei bereits zu großen Teilen erobert, vermelden russische Militärblogger. Wie der deutsche Generalmajor und Leiter des Planungs- und Führungsstabes im Verteidigungsministerium, Christian Freuding, im aktuellen Bundeswehr-Podcast "Nachgefragt" bildet die Eroberung dieser Stadt die Einnahme von Pokrovsk. Diese sei aufgrund eines Verkehrsknotenpunkts von strategischer Bedeutung – besonders im Hinblick auf Nachschub und Logistik. Diese Stadt werde nicht klassisch "fallen", aufgrund von Artilleriebeschuss aber dennoch aufgegeben werden müssen – und das womöglich noch vor dem Jahreswechsel.

Auch in anderen Städten in der Ostukraine läuft es gut für Putins Truppen. Ukrainische Militärs an Ort und Stelle klagen über einen Mangel an Soldaten zur Verteidigung. Auch die Städte Tschassiw Jar und Torezk sollen bereits zu großen Teilen von russischen Truppen erobert worden sein.

"Wir wollen nichts schönreden. Russland ist an allen Fronten in allen Bereichen derzeit militärisch in der Initiative", so Freuding. Die Ukraine sei aber nach wie vor davon beseelt, diesen Krieg zu gewinnen. Diesen Eindruck habe er jüngst bei einem Besuch festgestellt.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat erstmals öffentlich zugegeben, dass die ukrainische Armee die von Russland besetzten Gebiete nicht zurückerobern kann und betont die Notwendigkeit diplomatischer Lösungen.
    • Trotz der prekären Lage und der militärischen Überlegenheit Russlands, schließt Selenski eine Kapitulation aus und bleibt entschlossen, den Krieg zu gewinnen.
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