Coronavirus

Selbst milder Covid-19-Verlauf schädigt Organe

Eine Studie des Hamburger Uniklinikums lässt aufhorchen. Demnach können auch leichte Krankheitsverläufe Herz, Lunge und Nieren schaden.

Heute Redaktion
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Auch wer nicht wegen Covid-19 auf der Intensivstation behandelt wird, kann Spätfolgen haben.
Auch wer nicht wegen Covid-19 auf der Intensivstation behandelt wird, kann Spätfolgen haben.
Sebastian Gollnow / dpa / picturedesk.com

Selbst milde bis moderate Covid-Verläufe hinterlassen mittelfristig Schäden an den Organen und führen offenbar häufiger zu Thrombosen in den Beinvenen. Das ist das Ergebnis einer Studie von Wissenschaftlern des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Sie untersuchten 443 ehemals Infizierte rund zehn Monate nach ihrer Erkrankung.

Verglichen mit der Normalbevölkerung wurde bei den Betroffenen ein um etwa drei Prozent reduziertes Lungenvolumen sowie ein leicht erhöhter Atemwegswiderstand dokumentiert. Die Herzuntersuchungen ergaben eine durchschnittliche Abnahme der Pumpkraft um ein bis zwei Prozent. Gleichzeitig stieg der Spiegel eines speziellen Markerproteins im Blut, das Auskunft über die Belastung des Herzens gibt, bei ihnen um 41 Prozent.

Höheres Risiko für Beinvenenthrombosen

Auch die Nierenfunktion ging demnach um zwei Prozent zurück. Außerdem stellten die Forscher fest, dass bei den Teilnehmern zwei- bis dreifach häufiger Zeichen einer zurückliegenden Beinvenenthrombose auftraten. Das Gehirn wies keine Auffälligkeiten auf. Außerdem berichteten die Betroffenen auch nicht von Beeinträchtigungen der Lebensqualität.

Die Studienteilnehmer litten nach eigenen Angaben während ihrer Infektion unter keinen oder höchstens milden bis mittelmäßigen Symptomen. 93 Prozent wurde ambulant behandelt, keiner lag auf der Intensivstation.

"Höchste Bedeutsamkeit, gerade im Hinblick auf Omikron"

"Die Erkenntnis, dass selbst ein milder Krankheitsverlauf mittelfristig zur Schädigung diverser Organe führen kann, hat höchste Bedeutsamkeit gerade auch im Hinblick auf die aktuelle Omikron-Variante, die mehrheitlich mit milderen Symptomen einherzugehen scheint", erklärten die Forschenden.

Blutverdünner nach Spitalaufenthalt

Auch bei wegen Covid-19 hospitalisierten Personen ist das Risiko für eine Beinvenenthrombose erhöht – und das auch noch nach dem Spitalaufenthalt. Entsprechend wichtig ist bei ihnen die Gabe von Blutverdünnern. Das zeigt eine im Fachjournal "The Lancet" veröffentlichte Studie der University of Michigan. Die Forschenden wiesen nach, dass eine 35-tägige Thromboseprophylaxe mit dem Arzneistoff Rivaroxaban (10 mg/Tag) das Risiko für einen Verschluss eines Blutgefässes durch Blutgerinnsel deutlich senkt.
Bei Patienten und Patientinnen, die mit Covid-19 ins Spital eingeliefert werden, besteht nach der Entlassung ein erhöhtes Risiko für thrombotische Ereignisse – Blutverdünner können dieses deutlich senken.

Untersucht wurden die Patienten in den verschiedenen Fachkliniken des UKE, um umfassende Informationen über ihren Gesundheitszustand zu erhalten. Die von der Stadt Hamburg unterstützte Analyse im Rahmen einer groß angelegten Gesundheitsstudie namens Hamburg City Health Study (HCHS) wurde in der Fachzeitschrift "European Heart Journal" veröffentlicht.

40 Prozent leiden ein halbes Jahr nach Genesung an Long-Covid

Als Vergleichsgruppe zur Beurteilung des Gesundheitszustands der an Corona erkrankten Studienteilnehmer dienten rund 1.300 Menschen mit ähnlichem demografischem und sozialem Hintergrund, die nicht an Corona erkrankt waren. Alle Untersuchten stammten aus dem Teilnehmerkreis der großen HCHS-Studie, bei der 45.000 Menschen langfristig beobachtet werden.

Erst vor kurzem zeigten Forschende aus Deutschland, dass 40 Prozent der von Covid-19 Genesenen mehr als ein halbes Jahr Long-Covid-artige Symptome haben. Selbst Junge und Fitte sind vor dem sogenannten Long Covid nicht sicher.

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