Niederlande
Sekunden vor Todesspritze entschied sich Romy (22) um
Eine 22-jährige Holländerin wollte ihr Leben in einem Spital beenden. Doch kurz vor der tödlichen Injektion kippte Romy ihren Entschluss.
Die Geschichte einer Frau aus den Niederlanden, die kurz vor der Verabreichung einer tödlichen Injektion ihre Meinung änderte, ist nun durch britische Medien publik geworden. Hintergrund ist, dass das britische Parlament in diesem Monat über ein Gesetz zur Sterbehilfe abstimmt.
Romy, eine 22-jährige Frau, die an schwerer Depression, Essstörungen und Magersucht litt, nachdem sie als Kind Missbrauch erlebt hatte, hatte mit 18 Jahren begonnen, für ihr Recht auf assistierten Suizid einzutreten. Nach fast vier Jahren des Einsatzes von Ärzten, Beamten und ihrer eigenen Familie lag sie am 19. Juni 2023 schließlich in einem Krankenhausbett in der niederländischen Stadt Leiden, wie das Portal NRC berichtet.
Bereits den eigenen Sarg gesehen
An jenem Tag hatte sie bereits den schwarzen Leichenwagen und den Sarg gesehen, in dem ihr lebloser Körper ins Leichenschauhaus gebracht werden sollte. Romy hatte T-Shirts mit der Aufschrift "life sucks" drucken lassen und verteilt, um das Ereignis zu "würdigen". Der Arzt stand über ihr, eine Spritze in der Hand, und erklärte: "Die erste Injektion betäubt deine Vene. Die zweite Spritze stoppt deine Atmung. Danach wirst du schnell sterben."
Romy gab dem Arzt grünes Licht. Doch dann fragte er gemäß Protokoll ein zweites Mal: "Bist du sicher?" In diesem letzten Moment wurde Romy von ihren Emotionen übermannt: Nur Sekunden, bevor der Arzt den Kolben der Spitze niederdrücken sollte, begann sie zu weinen, zunächst leise, dann schluchzte sie hemmungslos. Und dann änderte sie ihre Meinung. Später schrieb sie ihren Kontakten: "Liebe Leute, ich habe meine Entscheidung in letzter Minute geändert und werde heute nicht sterben. Entschuldigt die Panik, die ich bei euch verursacht habe."
Suizidgedanken? Hol Dir Hilfe, es gibt sie.
In der Regel berichten wir nicht über Selbsttötungen - außer, Suizide erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit.
Wenn Du unter Selbstmord-Gedanken, oder Depressionen leidest, dann kontaktiere bitte die Telefonseelsorge unter der Nummer 142 – täglich 0-24 Uhr!
"Licht am Ende des Tunnels"
Nachdem sie ihren ersten Versuch in letzter Minute abgebrochen hatte, stellte sie zwar erneut einen Antrag auf Sterbehilfe. Doch dank Traumatherapie und kontinuierlicher Arbeit fand sie neuen Lebensmut. Heute sagt Romy, dass sie "nichts mehr als leben" möchte. Sie wohnt in einer betreuten Gemeinschaftswohnung in Rotterdam und studiert für ein Diplom in Erwachsenenbildung.
Rückblickend sagt sie: "Weil ich dem Tod so nah war, sehe ich das Leben jetzt als etwas Wertvolles. Es wird nicht immer gut laufen, aber ich weiß jetzt, dass es Licht am Ende des Tunnels gibt." Gefragt, was ihr Hoffnung gebe, lacht Romy: "Das wird jetzt verrückt klingen: Ich habe es wirklich genossen, Miete zu zahlen. Es gibt meinem Leben einen Sinn. Einfach, weil es etwas Normales ist."
Obwohl ihr Beispiel Gegnern der Sterbehilfe in Debatten zum Thema als Munition dienen dürfte, ist Romy überzeugt, dass Menschen die Wahl haben müssen. Sie aber sagt: "Ich habe den Tod überlebt, also werde ich auch das Leben überleben."
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- In Großbritannien wird noch diesen Monat darüber entschieden, ob der assistierte Suizid für Todkranke legalisiert wird
- In Ländern wie der Schweiz und den Niederlanden ist dies schon der Fall
- Im Vorfeld der Debatte ist die Geschichte einer jungen Niederländerin publik geworden, die aus dem Leben scheiden wollte
- Doch in letzter Sekunde änderte Romy ihre Meinung
- Nun erzählte sie ihre Geschichte