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"30 Euro weg" – Homepage lockt mit Fake-Kirchenaustritt

Im Netz wird immer öfter mit unkomplizierten Austritten aus der Kirche geworben. Ein "Heute"-Leser erhebt nun schwere Vorwürfe gegen einen Anbieter.

Robert Cajic
Viele Österreicher erwägen, aus der Kirche auszutreten. Dabei sollte man nicht auf Betrüger reinfallen.
Viele Österreicher erwägen, aus der Kirche auszutreten. Dabei sollte man nicht auf Betrüger reinfallen.
Starpix / picturedesk.com / Leserreporter

In Zeiten immenser Preis-Teuerungen und einer in die Höhe schießenden Inflation – im Juli ist die Inflationsrate auf den höchsten Wert seit Februar 1975 gestiegen – sparen viele Österreicher, wo es nur geht. Während immer mehr Österreicher die Sozialmärkte stürmen, versuchen Einige, bei den Ausgaben zu sparen. Gelegen kommt vielen Bewohnern der Kirchenaustritt – in eine Falle sollte man jedoch nicht hineintappen.

Unbekannt, wofür Servicegebühren bezahlt werden

Für eine Servicegebühr von fast 30 Euro soll Schluss mit der Kirchensteuer sein – so wirbt zumindest die Internetseite "kirchenaustritt24.at". Für viele Österreicher, die mit den Online-Erklärungen der Regierung zu möglichen Austritten aus Glaubensgemeinschaften nichts anfangen können, ein gefundenes Fressen.

So auch für "Heute"-Leser Hubert* (Name von der Redaktion geändert). Er googelte nach Wegen, aus der Kirche auszutreten und stieß dabei zuerst auf die äußerst seriös anmutende Homepage. In wenigen Schritten gab der 62-Jährige seine persönlichen Daten her, fotografierte seine Dokumente und zahlte die geforderte Gebühr von 29.90 Euro per Sofort-Überweisung ein. Wofür er zahlte, weiß er bis heute nicht.

Leser: "Hätte ich alles selbst erledigen können"

Wochenlang passierte nämlich beim Niederösterreicher nichts. Anrufe beim Anbieter blieben genauso erfolglos wie geschriebene E-Mails. "Für ein Telefonat muss man sich zuerst einen Termin ausmachen, hieß es beim automatischen Anrufbeantworter. Zu einem Termin kommt man aber gar nicht, weil niemand auf Mails antwortet", vermutete Hubert schon damals Schlimmes.

Nach mehreren Wochen meldete sich die Bezirkshauptmannschaft bei dem 62-Jährigen. "Die erzählten mir, was ich alles machen müsste und gaben mir zu verstehen, dass ich von Anfang an zu ihnen hätte kommen sollen", so der Niederösterreicher.

Kirchenaustritts-Seite schweigt, Watchlist Internet warnt

Auf eine Anfrage von "Heute" reagierte der vermeintliche Austritts-Anbieter nicht. Dafür bestätigte die unabhängige Online-Plattform "Watchlist Internet" der Redaktion einige Beschwerden bezüglich der Kirchenaustritts-Hilfe. "Trotz Zahlung wird keine Dienstleistung erbracht, meistens sind solche Anbieter auf persönliche Daten aus", sagte Watchlist-Sprecher Thorsten Behrens im "Heute"-Talk.

Fraglich sei für den Watchlist-Projektleiter auch, inwiefern der mutmaßliche Online-Anbieter möglichen Kirchenaustretenden helfen könne. "Im Prinzip ist nicht klar, wofür die Servicegebühr überhaupt aufgebracht wird. Im Fall des Herrn Hubert scheint es so, als ob der Anbieter sich mit seiner Einverständnis das Austritts-Formular bei der jeweiligen Bezirkshauptmannschaft holte", mutmaßte Behrens im Gespräch mit der Redaktion. Den Rest musste Hubert dann doch selber machen – mit 29.90 Euro weniger in der Tasche.

Vor allem aus Datenschutzgründen sollte man laut des Watchlist-Sprechers die Finger von solch dubiosen Angeboten lassen. Als erster Ansprechpartner beim Kirchenaustritt gilt weiterhin die jeweilige Bezirkhauptmannschaft bzw. das zuständige Magistrat.

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