Kultur
"Seichter als Yogakurs": Polit-Attacke auf "Jedermann"
Der "Jedermann" hat in Salzburg Premiere gefeiert. In den Sozialen Netzwerken ist hingegen einen hitzige Debatte über den Festspiele-Hype entfacht.
Der "Jedermann" gilt hierzulande als Höhepunkt des Kultursommers. Die Namen der bisher in diese Rolle geschlüpften Darsteller sind prominent und zahlreich. Maximilian Schell, Klaus Maria Brandauer, Philipp Hochmair und Tobias Moretti sind nur einige der klingenden Namen. Entsprechend bedeutsam müsste ein Engagement als Jedermann sein, sollte man annehmen. Doch in den Sozialen Netzwerken ist gerade eine hitzige Debatte über den Festspiel-Hype entbrannt.
"Jedermann hat Stellenwert des 'Traumschiffs'"
Auslöser ist eine Aussage des aktuellen Jedermanns, Lars Eidinger. Er vergleicht im Ö3-Interview die Wahrnehmung seiner Rolle in Deutschland mit der eines Florian Silbereisens. "In Österreich ist es ein Ritterschlag für jeden Schauspieler, für jede Schauspielerin. In Deutschland hat es so ein bisschen den Stellenwert von dem 'Traumschiff'. Wenn man da jetzt mitmacht, dann kann man seinen Beruf auch gleich an den Nagel hängen. Das ist jetzt keine Übertreibung. Es ist tatsächlich so, dass die Leute in Deutschland die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wie man da beim 'Jedermann' mitmachen kann, weil es ja was Anachronistisches, Operettenhaftes hat."
Auf Twitter greift nun Ex-Bundeskanzler Christian Kern das Thema auf. Für ihn sei der Jedermann-Hype seit jeher unbegreiflich: "Das Stück ist ein seichter bigotter Stoff. Unrettbar. Jeder Online-Yoga-Einsteigerkurs hat mehr Tiefgang." Überraschenderweise findet sich unter den Kommentaren nur wenig Widerspruch.
Schauspielerin Katharina Stemberger, die selbst drei Jahre lang Schuldknechts Weib bei den Festspielen gespielt hat (2013 bis 2015), schreibt dem Ex-Kanzler immerhin augenzwinkernd: "Naja…ich hoffe es geht Ihnen jetzt besser :)))"
Umjubelte Premiere am Salzburger Domplatz
Tatsächlich war der Einstand für Neo-Festspiel-Intendatin Kristina Hammer (sie folgt auf Helga Rabl-Stadler) am Montagabend ein voller Erfolg. Das Wetter spielte mit und so musste "Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes" nicht schon zum siebten Mal in den letzten acht Jahren im Festspielhaus statt "daheim" am Domplatz sterben.