Österreich
Schwuler Cop: "Ich bin am Outing fast zerbrochen"
Josef Hosp ist einer von 62 offen homosexuellen Polizisten des Landes. Mit dem Verein "GayCopsAustria" kämpft der Vorarlberger gegen Mobbing.
Der Vorarlberger Polizist Josef Hosp hat ein Tabu gebrochen. Er ist schwul und hält mit seinem Privatleben nicht hinterm Berg. Der 58-Jährige ist einer von nur 62 offen homosexuellen Beamten, die sich weigern ein geheimes Doppelleben zu führen, um Anfeindungen und Mobbing im Beruf zu entgehen.
"Mein großes Outing hatte ich schon vor 25 Jahren. Damals haben sich Uniformierte nicht dazu bekannt, schwul zu sein", erinnert sich Hosp ungern zurück. "Meine Kollegen konnten überhaupt nicht damit umgehen. Viele haben mir nicht mal mehr die Hand gegeben. Ich bin fast daran zerbrochen", erzählt er über die harte Zeit.
Er dachte an Selbstmord
Obwohl Hosp in seiner Familie Rückhalt fand, wurde die tägliche Situation in der Zollwache immer bedrückender für ihn. Mit der Waffe in der Hand saß Josef Hosp eines Abends am Schreibtisch und dachte an Selbstmord. "Ich überlegte: Soll ich oder soll ich nicht?"
Erst ein verständnisvoller Vorgesetzter half Hosp aus dem seelischen Tief. "Er hat mich akzeptiert, wie ich bin." Keine Selbstverständlichkeit, weiß der Polizist auch heute noch aus dem Alltag zu berichten. Er stürzte sich in die Arbeit, wurde ein Spezialist auf seinem Gebiet. "Es gab trotzdem immer wieder einzelne Kollegen, die versucht haben, mich schlecht zu machen. Viele von ihnen zählen heute zu meinen engen Freunden", sagt Hosp nicht ohne Stolz.
280 Mitglieder bei GayCopsAustria
Nicht nur die Zeit hat diesen Wandel herbeigeführt, sondern auch die intensive Arbeit, die der Grenzpolizist mit "GayCopsAustria" betreibt. 280 Mitglieder zählt der Verein, der sich für schwule, lesbische und Transgender-Beamte stark macht. Rund die Hälfte von ihnen sind Frauen.
Dass nur 62 der Polizisten sich tatsächlich geoutet haben, liegt an der männerdominierten Branche. Wie etwa im Fußball oder beim Eishockey, herrscht hier noch immer vielfach das Credo: "Schwule sind Weicheier", sagt Hosp. "Für viele ist die Polizei immer noch so eine Art Macho-Verein. Die Vorurteile, Cops wie wir wären nicht hart genug, sind immer noch stark."
"Ich durfte bei der Verpartnerung Uniform tragen"
Hosp ist stolz auf seinen Beruf, er hat viel erreicht. Die Uniform ist für ihn mehr als nur Arbeitskleidung. Bei der Verpartnerung mit seinem Mann Günther (27) vor knapp drei Jahren trug er sie mit stolz. "Das war eine schöne Überraschung". Das Paar lernte sich im Internet kennen und entschied sich nach einem Jahr Fernbeziehung für ein gemeinsames Leben im Ländle.
"In Wien ist der Umgang mit schwulen Polizisten etwas selbstverständlicher, vor allem bei jüngeren Kollegen. Wo wir wohnen, ist es noch immer ein weiter Weg bis zur völligen Akzeptanz."