Feuer am Dach der Linz-Kultur

"Schwierige Situation": Konzerthaus weiter in der Krise

Zuerst der Intendant, dann der Stadtchef und der neue Leiter: Alle verloren wegen des Linzer Kultur-Skandals ihren Job. Jetzt gibt es eine Wende.

Tobias Prietzel
"Schwierige Situation": Konzerthaus weiter in der Krise
Das Linzer Brucknerhaus kommt nicht aus den Negativ-Schlagzeilen.
"Heute"

Ein teilweise verhangener Herbsttag. Lichtet sich der Nebel, der seit Monaten über dem Brucknerhaus hängt? Seit heute, Freitag, steht fest: Ein Mail hat René Esterbauer, den vorübergehenden Geschäftsführer der Kulturstätte, vorerst den Job gekostet.

Was ist passiert? Bereits im März war bekannt geworden, dass die Bestellung des inzwischen gefeuerten künstlerischen Leiters Dietmar Kerschbaum geschoben wurde. Im August dann der nächste Aufreger: Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) musste einräumen, dass er dem Manager die Fragen der Hearing-Kommission vorab zugespielt hatte, und den Hut nehmen.

Jetzt kam ans Licht: Bereits Mitte Juli kursierte in der Veranstaltungsgesellschaft LIVA – zu ihr gehört das Brucknerhaus – ein Mail, das die Chats zwischen Luger und Kerschbaum zum Inhalt hatte. Zu diesem Zeitpunkt war Esterbauer bereits interimistischer Chef.

Die Folge: Der 39-Jährige wurde nun auf Empfehlung einer Rechtsanwaltskanzlei "mit sofortiger Wirkung" freigestellt. Aufsichtsratschef Meinhard Lukas betont, dass es sich um "keine Vorverurteilung" handle. Der Sachverhalt müsse rundum aufgeklärt werden, die LIVA dürfe keinen Schaden nehmen.

Wie geht es jetzt weiter? Der Linzer Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Alexander Stefan ist ab sofort interimistischer Leiter. Als Prokurist wird ihm Gernot Kremser zur Seite gestellt, Manager der ebenfalls zur städtischen Gesellschaft gehörenden Zeitkultur-Stätte Posthof.

Lukas räumt "eine sehr sehr schwierige Situation" ein, die für die Belegschaft "unglaublich herausfordernd" sei. Dietmar Prammer (SPÖ), nach Lugers unfreiwilligem Abschied geschäftsführender Vizebürgermeister, ist um Beruhigung bemüht: Es gehe darum, das Haus wieder "in künstlerischem Glanz erstrahlen" zu lassen.

Rosen und Kritik

VP-Vizebürgermeister Martin Hajart streut dem Aufsichtsratsvorsitzendem Rosen: Dieser sorge dafür, "dass die LIVA auch in diesen schwierigen Zeiten handlungsfähig bleibt". Gleichzeitig erinnert Hajart an den "Scherbenhaufen", den Prammers "Ziehvater" Luger hinterlassen habe. Er müsse etwa "endlich dem Kontrollausschuss alle relevanten Unterlagen vorlegen".

"Es ist wichtig, dass diese renommierte Kultureinrichtung rasch wieder auf Kurs kommt", betont die grüne Stadträtin Eva Schobesberger. Sie pocht auf einen "geordneten Neustart". "Die SPÖ muss endlich reinen Tisch machen", fordert der blaue Stadtrat Michael Raml. Es dürfe nicht weiter hinausgezögert werden, "dass die Wahrheit scheibchenweise ans Licht kommt".

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    Wolfgang J. Hofer

    Auf den Punkt gebracht

    • Der Linzer Kultur-Skandal um das Brucknerhaus spitzt sich weiter zu: Nach dem Rücktritt des Bürgermeisters und des künstlerischen Leiters wurde nun auch der interimistische Geschäftsführer René Esterbauer freigestellt, nachdem ein belastendes Mail aufgetaucht war
    • Die Leitung übernimmt vorübergehend ein Linzer Steuerberater, während die Stadtpolitik um Schadensbegrenzung bemüht ist
    tob
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