Fussball
Schwarz geschminkte Kinder: Fan-Aufreger in Napoli
Napoli-Stürmer Victor Osimhen erzielt Tore am Fließband. Kinder verkleiden sich im Fasching als ihr Idol. Das sorgt für Diskussionen.
Um Victor Osimhen, Starstürmer der SSC Napoli, ist in Italien eine Diskussion entbrannt. Grund dafür sind allerdings nicht seine 20 Tore in 24 Pflichtspielen oder seine massive Marktwertsteigerung auf 70 Millionen Euro.
Die aktuelle Debatte geht um neapolitanische Kids, die sich im Fasching als ihr nigerianischer Tor-Held verkleideten. Sie trugen das himmelblaue Shirt mit der Nummer neun, blondierten die Haare, trugen eine Maske im Gesicht, wie Osimhen sie seit seiner Kopfverletzung im Jahr 2021 anhat – und schmierten sich schwarze Schminke ins Gesicht. Für viele sind sie eine rassistische Provokation, auf Social Media wird es als "Blackfacing" angeprangert, es gibt eine hitzige Debatte und diverse italienische Medien berichten darüber.
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Italiens Nationaltrainer Roberto Mancini postet in einer Insta-Story ein Foto von kleinen verkleideten Kindern und schreibt dazu: "Wo andere Rassismus sehen, kann ich mich nur wundern. Sport ist Inklusion, und ihr Kids seid Giganten." Mancini sieht also in Osimhen-Doubles eine Liebesbezeugung und freut sich, dass weiße Kinder einer "Person of Color" (PoC) so die Ehre erweisen.
Und genau das ist ein grundlegendes Problem, das etwa die italienische Schriftstellerin Sabrina Efionayi beklagt. Die 24-Jährige hat ebenfalls Wurzeln in Nigeria, kritisiert die Karneval-Verkleidung scharf und sieht ein grundsätzliches Problem, wie in Italien mit Personen anderer Hautfarbe umgegangen wird.
"Jedes Mal, wenn ein Spieler mit schwarzer Hautfarbe in einem Team herausragt, verspüre ich diese enorme Angst, was die Leute nun wieder meinen, wie er gefeiert werden sollte", schreibt sie auf Facebook. Die Verkleidungen seien eine "falsch verstandene Verehrung" und "mich überkommt Schüttelfrost, wenn ihr denkt, dass es Solidarität beweist, amüsant ist oder dass es den Spieler auf irgendeine Art und Weise unterstützt." Efionayi: "Vertraut mir, es schmeichelt ihm überhaupt nicht."
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Es ist auch nicht der erste Fall dieser Art mit einem Star-Spieler der SSC Napoli. 2018 bekundete Promi-Pizzabäcker Gino Sorbillo Solidarität mit dem damaligen Napoli-Verteidiger Kalidou Koulibaly, der rassistisch beleidigt wurde. Auf Social Media zeigte er sich damals mit schwarz angemaltem Gesicht und Banner: "Wir alle sind Koulibaly – verbannt den Rassismus." Der heutige Chelsea-Star Koulibaly sah den Rassismus damals nicht in der Aktion – zumindest öffentlich – und bedankte sich bei Sorbillo mit einem Trikot. Was Victor Osimhen über die aktuelle Debatte denkt, ist nicht bekannt. Bisher hat sich der Torjäger nicht zu den Verkleidungen geäußert.
Bekannt ist hingegen, dass schwarze Fussballer in den italienischen Ligen immer wieder rassistischen Rufen und Aktionen der Fans ausgesetzt sind. Das aktuellste Beispiel in der Serie A stammt aus dem Jänner: Lecce-Verteidiger Samuel Umtiti verließ nach rassistischen Beleidigungen von Lazio-Rom-Fans unter Tränen das Feld. 2019 musste die Serie A zudem nach einer misslungenen Anti-Diskriminierungs-Kampagne, in deren Zentrum drei Affen standen, zurückrudern und sich entschuldigen.