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Spital schickt Wienerin heim, sie muss selbst entbinden
Trotz Wehen wurde Denise P. von einem Wiener Krankenhaus nach Hause geschickt. Dort brachte sie ihr Kind ohne medizinische Unterstützung auf die Welt.
Was die 24-jährige Denise P. (Name von der Redaktion geändert) am 2. September erleben musste, gleicht einem Horrorszenario: Obwohl die junge Wienerin von der Rettung gegen 2.30 Uhr mit Wehen ins Donauspital eingeliefert wurde, schickte man sie nach einigen Untersuchungen wieder nach Hause.
"Der Muttermund war bereits zwei Zentimeter geöffnet", erklärte ihr Freund Simon F. im Gespräch mit "Heute". "Es wurde auch festgestellt, dass der Gebärmutterhals verkürzt war, aber trotzdem meinte das Personal, dass sie erst bei Schmerzen wieder kommen sollte." Der 28-Jährige konnte seine schwangere Lebensgefährtin zu dem Zeitpunkt nicht begleiten, weil er auf die anderen beiden gemeinsamen Kinder aufpassen musste, erzählt er weiter.
Entbunden, bevor Rettung kam
Kurz nachdem Denise P. wieder zu Hause in Wien-Simmering war, sollen aber auch schon die Presswehen eingesetzt haben. Also verständigte die Wienerin ein weiteres Mal die Rettung, doch die schaffte es nicht mehr rechtzeitig zu ihr. "Wir hatten keinerlei medizinische Unterstützung und so musste ich ihr helfen, unser Kind auf die Welt zu bringen", berichtet Simon F. über die Nacht, die er so schnell nicht mehr vergessen wird.
Wie mit seiner schwangeren Freundin im Krankenhaus umgegangen wurde, verärgert den Wiener aber immer noch. "Ich empfinde das als Skandal, dass eine Frau direkt vor der Geburt nach Hause geschickt wurde", erklärte er wütend. "Außerdem ist es mir unerklärlich, wieso im Mutter-Kind-Pass eingetragen wurde, dass unser Kind im Krankenhaus, im Beisein eines Arztes und einer Hebamme, auf die Welt gekommen ist."
Mittlerweile befinden sich die 24-jährige Denise P. und ihre neugeborene Tochter wieder im Spital. "Zum Glück geht es beiden gut", so der erleichterte Familienvater gegenüber "Heute".
Wehen haben im Spital aufgehört
Elena Reghenzani, Pressesprecherin des Wiener Gesundheitsverbunds, konnte bestätigen, dass Denise P. am 2. September in der Klinik Donaustadt vorstellig war. "Sie berichtete, zuhause Wehen gehabt zu haben. In der Klinik hörten diese jedoch auf. Das bestätigte auch die CTG-Kontrolle", so Reghenzani.
Es ist nichts Ungewöhnliches oder medizinisch Bedenkliches, wenn die Wehen-Tätigkeit stoppt, erklärt die Sprecherin weiter. "Zumeist ist dies ein Hinweis darauf, dass die Geburt noch nicht so weit fortgeschritten ist. Der Muttermund-Befund hat diesen Hinweis noch verstärkt."
Laut Reghenzani ist es für den Geburtsfortschritt aber förderlicher, wenn sich die werdenden Mütter zuhause in ihrem gewohnten Umfeld noch entspannen können. Was den verkürzten Gebärmutterhals betrifft, ist dies ein normaler Befund kurz vor der Geburt – und für diese sogar dringend nötig, schließt Reghenzani ab.
Spital bedauert Vorfall
"Dass Frau P. die Geburt zuhause ohne professionelle Unterstützung meistern musste, tut uns sehr leid", ergänzt die Sprecherin. "Glücklicherweise sind Mutter und Kind am 3. September kerngesund in der Klinik Donaustadt eingetroffen."