Legionär im "Heute"-Talk
Schwab: "Beljo ist für Rapid ein Glücksgriff"
Highlight für Stefan Schwab! Der ÖFB-Legionär gastiert mit PAOK Saloniki im "Theatre of Dreams" bei Manchester United. "Heute" fragte nach.
Im Sommer 2020 wechselte Stefan Schwab von Rapid zu PAOK Saloniki. Mit dem griechischen Topklub gewann der 34-Jährige in seiner ersten Saison den Cup, heuer folgte der Meistertitel. 214 Partien hat der Mittelfeldmann mittlerweile für die Schwarz-Weißen bestritten. Am Donnerstag folgt eine ganz besondere: PAOK ist in der Europa League bei Manchester United zu Gast. Im großen "Heute"-Interview spricht der ÖFB-Legionär über das "Old Trafford", Rapid-Goalgetter Dion Beljo, seinen Fußball-Podcast und Erdbeben.
Herr Schwab, Thessaloniki wurde letzten Sonntag von einem Erdbeben der Stärke 5,2 erschüttert. Wie haben Sie es miterlebt?
"Ich war mit PAOK beim Auswärtsmatch in Lamia, habe daher nichts gespürt. Aber meine Familie war daheim. Meine Frau hat erzählt, dass sie extrem erschrocken ist und zuerst gedacht hat, jemand will die Eingangstüre sprengen und einbrechen. Das ganze Haus hat gerumpelt. Es ist aber zum Glück nichts passiert in ganz Thessaloniki. Verwunderlich, aber auch ein gutes Zeichen. Ich selbst habe in Griechenland schon zwei relativ starke Erdbeben miterlebt. Ich war beide Male mit der Mannschaft in einem Hotel, es war heftig, ein ungutes Gefühl."
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Wenn nicht gerade die Erde bebt: Wie ist das Leben in Griechenland? Fühlen Sie sich nach vier Jahren bereits heimisch?
"Ja, wir fühlen uns sehr wohl. Damals vor dem Wechsel waren einige verwundert und haben gedacht, PAOK ist nur ein Abenteuer für mich. Ich habe es aber damals schon als langfristiges Projekt gesehen – und es ist sportlich gut gelaufen bis jetzt. Wenn man als Sportler erfolgreich ist, ist es fast überall angenehm. Außerdem ist das Leben in Griechenland gut, die Sonne scheint oft, die Kinder fühlen sich wohl. Beide gehen hier in den Kindergarten, es gibt eine deutschsprachige Community. Sie wachsen dreisprachig auf, das ist viel wert."
Und wie ist es um Ihr eigenes Griechisch bestellt?
"Ich verstehe relativ viel, sprechen kann ich nur das Wichtigste. Aber ich komme durch im Alltag. Wir haben viele Legionäre, bei PAOK ist die Amtssprache daher Englisch. Der Trainer, der Sportdirektor und der Präsident, niemand redet Griechisch mit uns. Von dem her war es für mich nie notwendig, die Sprache intensiv zu lernen. Es war auch zeitlich schwierig, weil ich anfangs noch studiert habe. Da ging viel meiner Freizeit drauf."
Zum Sportlichen: PAOK ist Titelverteidiger, aktuell ist der Verein ihr in der Liga einen Zähler hinter Stadtrivale Aris Zweiter. Stimmt die Richtung?
"Wir hatten die Chance, vorne ein bisschen wegzuziehen von den Athener Vereinen, haben aber unnötig ein paar Punkte liegengelassen. Es ist eher unüblich, dass Aris vorne ist. Sie führen nicht, weil sie so überragend aufspielen, sondern weil die vier Großen gegen Kleinere gepatzt haben. Das ist in der griechischen Liga nicht so üblich. Es ist eng vorne, wir sind dabei, machen Schritt für Schritt. Nach dem Titel hatten wir einen kleinen Umbruch, es sind wichtige Spieler gegangen, neue gekommen. Jetzt sind wir im Entwicklungsprozess."
Noch nicht nach Wunsch läuft es in der Europa League – drei Spiele, ein Punkt. Und: Jetzt wartet Manchester United.
"Wir blieben bislang hinter unseren Erwartungen. Unser Ziel ist aber schon, dass wir in die K.o.-Phase einziehen. Dafür braucht es Punkte. Sag niemals nie, auch wenn es Manchester United ist, noch dazu auswärts. Aber bei denen liegt derzeit auch nicht jeder Stein, wo er sein sollte. Der neue Trainer ist noch nicht da, das könnte für uns ein kleiner Vorteil sein. Es wird eine interessante Partie. United selbst ist nach drei Unentschieden auch zum Siegen verdammt."
Ist es für Sie persönlich ein Highlight, im "Theatre of Dreams" aufzulaufen?
"Auf jeden Fall. Ich war im San Siro, im Mestalla, jetzt noch im Old Trafford – das sind Stadien, die einen Flair haben. Es wird sicher eines meiner Top-Drei-Auswärtsspiele. Ich bin ein 1990er-Baujahr, habe die große United-Zeit miterlebt. Es wird absolut geil."
Gibt es ein Stadion, in dem Sie als Profi gerne noch auflaufen würden?
"Ich verfolge seit meiner Kindheit Juventus, das wäre also fein. Dortmund würde mich auch reizen. Letztes Jahr waren wir in Frankfurt, das war schon genial."
Ihr Ex-Klub Rapid ist aktuell in der Liga gut unterwegs, im Cup setzte es jedoch eine Blamage. Wie schätzen Sie die Lage in Hütteldorf ein?
"Mit den Spielern bin ich gar nicht mehr so sehr in Kontakt, weil bis auf den Maxi Hofmann keiner mehr da ist. Aber es sind noch viele Mitarbeiter dort, die ich gut kenne, ich bekomme daher noch viel mit. Und ich muss sagen: Die Mannschaft macht Spaß, spielt attraktiv, die Leute gehen wieder gerne hin, man schaut gerne zu. Die Cup-Niederlage ist natürlich bitter, weil die Chance auf einen Titel weg ist. Und wie wir wissen, geht es bei Rapid am Ende des Tages um Titel. Der Verein entwickelt sich gut, es sind viele interessante Spieler dabei."
Wer zum Beispiel?
"Dion Beljo ist am Anfang ein bisschen kritisiert worden, aber man hat sofort gemerkt, dass er ein Goalgetter ist. Er erinnert mich an Robert Beric, der zu meiner Zeit da war. Beljo ist ein Glücksgriff für Rapid. Nehmen wir die Partie in Graz her. Eigentlich hatte man sie schon verloren. Beljo holt dann in Unterzahl mit seiner Wucht einen Elfer heraus und verwandelt ihn zum 1:1. Statt sechs Punkten Rückstand sind es drei. Auch die zwei Innenverteidiger stechen heraus. Das ist aktuell die beste Defensive in Österreich. Rapid hat derzeit eine starke Achse von hinten nach vorne, es schaut gut aus."
In der kommenden Woche steht eine Länderspielpause am Programm. Mit welchen Emotionen schauen Sie die ÖFB-Spiele? Als Fan, oder fragen Sie sich selbst: Warum bin ich als Kapitän des griechischen Meisters eigentlich nicht dabei?
"Diesen Gedanken habe ich schon lange nicht mehr. In Österreich wird die griechische Liga nicht so geschätzt und nicht wirklich wahrgenommen. Mir war beim Wechsel bewusst, dass es nicht leichter wird mit einer Einberufung. Als Rangnick Teamchef wurde, war das Thema eigentlich erledigt für mich. Ich schaue die Partien also als interessierter Fan, drücke die Daumen. Österreich spielt gut, macht Spaß. Bei der Europameisterschaft wäre mehr möglich gewesen, aber das ist Geschichte. Eine WM-Teilnahme wäre der nächste wichtige Schritt."
Sie betreiben seit einiger Zeit den Fußball-Podcast "Play 2 Grow" mit Richard Windbichler, der aktuell bei San Antonio in der zweiten US-Liga kickt. Wie kam es dazu?
"Wir kennen uns seit der gemeinsamen Admira-Zeit, er ist ein echter Weltenbummler, ein guter Freund. Wir hatten immer Kontakt, haben unabhängig voneinander viel erlebt. Wir haben uns dann überlegt: Warum machen wir nicht einen Podcast, in erster Linie für uns? Damit wir unsere Geschichten quasi aufs Papier bringen und mit den Leuten teilen können. Es macht großen Spaß, wir machen das ohne Druck, wir sind nicht auf Geld oder Sponsoren aus. Ob wir 500 oder 1.000 Zuhörer haben, ist uns relativ egal. Es freut uns natürlich, wenn wir Leute erreichen, die es interessiert. Man erfährt viele Hintergrund-Geschichten, die du von Spielern in Interviews sonst nicht bekommst. Wir sind authentisch."
In einer Folge erzählen Sie, dass Sie Windbichler seit Ihrer Hochzeit 2019 nicht mehr gesehen haben. Wieso?
"Es ist wirklich ein Wahnsinn, wir haben uns nur virtuell seitdem gesehen. Aber seine Saison in den USA ist vorbei. Er reist jetzt noch ein bisschen durch Amerika, im Dezember wollen wir uns dann endlich wiedersehen. Er besucht mich ein paar Tage in Griechenland."
Eine andere Info aus dem Podcast: Sie haben erzählt, dass Toni Kroos in Griechenland auf Urlaub war und es abgelehnt hat, ein Selfie mit einem jungen Fan zu machen.
"Ja, ich weiß es aus erster Hand, weil ich im selben Hotel war. Der Bub ist zu ihm hingegangen, hat um ein Foto gebeten. Der Toni hat gemeint, im Urlaub nicht. Ich kann es in dieser Dimension nicht nachvollziehen, weil er natürlich überall auf der Welt bekannt ist. Ich verstehe, dass er nicht jedem Erwachsenen alle Foto-Wünsche erfüllt, aber einem Kind? Wären mir früher in Italien Totti oder Del Piero über den Weg gelaufen und hätten 'nein' gesagt, wäre ich fünf Tage nicht mehr aus dem Hotel gegangen, so enttäuscht wäre ich gewesen."
Auf den Punkt gebracht
- Stefan Schwab, der 2020 von Rapid zu PAOK Saloniki wechselte, spricht im "Heute"-Interview über seine Erlebnisse in Griechenland, darunter ein Erdbeben und das Leben in Thessaloniki
- Er reflektiert über die sportlichen Erfolge mit PAOK, die Herausforderungen in der Europa League und seine persönlichen Highlights, wie das bevorstehende Spiel gegen Manchester United im Old Trafford
- Schwab äußert sich auch zu seinem ehemaligen Klub Rapid Wien und seinem Fußball-Podcast "Play 2 Grow"