Ukraine

Schon über 300.000 Tote und Verwundete im Ukraine-Krieg

Ein norwegischer General sorgt mit einer neuen Schätzung für Aufsehen. Mehr als 180.000 von Putins Soldaten sollen getötet oder verwundet worden sein.

Roman Palman
Ein Totengräber vor den frischen Gräbern pro-russischer Separatisten in Luhansk, aufgenommen am 11. November 2022. Die Verluste auf beiden Seiten sind enorm.
Ein Totengräber vor den frischen Gräbern pro-russischer Separatisten in Luhansk, aufgenommen am 11. November 2022. Die Verluste auf beiden Seiten sind enorm.
REUTERS

"Die russischen Verluste werden bald auf rund 180.000 tote und verwundete Soldaten angewachsen sein" – mit diesem Sager sorgte der norwegische Verteidigungschef Eirik Kristoffersen in einem TV2-Interview für Aufsehen. Auf ukrainischer Seite habe es bisher rund 100.000 Verluste gegeben. Zusätzlich seien rund 30.000 Zivilisten getötet worden, so der General des NATO-Landes an der Grenze zu Russland.

Eine Quellen für die Zahlen aus seiner Schätzung nannte der Skandinavier allerdings nicht. Generell gibt es während der weiterlaufenden Kampfhandlungen in der Ukraine kaum eine Möglichkeit, die von vielen Seiten veröffentlichten Zahlen unabhängig zu überprüfen. Jegliche Angaben dahingehend sind daher mit Vorsicht zu genießen.

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    Eine Panzerhaubitze vom Typ M-109 A5Ö aus den früheren Beständen des österreichischen Bundesheeres wurde in der Ukraine in Trümmer geschossen.
    Eine Panzerhaubitze vom Typ M-109 A5Ö aus den früheren Beständen des österreichischen Bundesheeres wurde in der Ukraine in Trümmer geschossen.
    Twitter/Ukraine Weapons Tracker

    Ukrainer: 120.000 Russen tot

    So spricht etwa das ukrainische Verteidigungsministerium davon, dass bereits mehr als 120.000 Russen getötet worden seien. Zudem seien fast 365.000 Putin-Soldaten und Söldner verwundet worden. Die Ukraine bezifferten damit die Verluste auf russischer Seite auf bald eine halbe Million Männer. Damit ist die Schätzung der Ukrainer naturgemäß sehr hoch angesetzt und wohl von der staatseigenen Propaganda verfälscht.

    Kreml: nur 6.000 Gefallene

    Am anderen Ende des Spektrums finden sich die offiziellen Angaben aus dem Kreml, die bis Ende September 2022 keine 6.000 Tote in den eigenen Reihen gezählt haben wollen.

    Doppelt so viele Tote namentlich bestätigt

    Mindestens doppelt so viele Gefallene konnten aber von "BBC Russia" und "Mediazona" anhand öffentlich verfügbarer Informationen wie Partezettel und Nachrufen namentlich identifiziert werden.

    Doch selbst dies ist vermutlich nur ein Bruchteil, wie alleine der Umstand zeigt, dass sich Putin offensichtlich gezwungen sah, mit einer Teilmobilmachung Reservisten und andere unerfahrene Kräfte aus der Zivilbevölkerung an die Front zu schicken – ein einmaliger Schritt in der Geschichte des Landes seit dem Zweiten Weltkrieg.

    "BBC Russia" und "Mediazona" ordnen die öffentlich namentlich bekannten Gefallenen auch ihren Heimatbezirken zu.
    "BBC Russia" und "Mediazona" ordnen die öffentlich namentlich bekannten Gefallenen auch ihren Heimatbezirken zu.
    Screenshot Mediazone / BBC Russia

    Unter den durch "BBC Russia" bestätigten Gefallenen sollen auch mindestens 644 Rekruten der ersten Mobilisierungswelle sein. Ein erschütternder Anteil, wenn man bedenkt, dass diese Männer erst im September eingezogen worden waren.

    US-General: Verluste "signifikant höher" als 100.000

    EU-Militärs sprachen hingegen von 60.000 Getöteten und mehr als 180.000 Verwundeten bis November auf russischer Seite. Immer noch eine hohe Zahl, denn Schätzungen aus Großbritannien gingen von mehr als 100.000 russischen Verlusten aus – damit sind sowohl Tote als auch Verletzte gemeint – seit dem Beginn der Invasion bis in den Dezember 2022 aus. US-Generalstabschef Mark Miller erklärte erst vor wenigen Tagen, dass die Zahl wohl mittlerweile "signifikant höher" als 100.000 sei. 

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      Bilder von der Schlacht um Bachmut im Osten der Ukraine, 2022.
      Bilder von der Schlacht um Bachmut im Osten der Ukraine, 2022.
      Libkos / AP / picturedesk.com

      Kein Mangel an Soldaten und Waffen

      Trotz schwerer Verluste sei Russland in der Lage, diesen Krieg "ziemlich lange fortzusetzen", sagte der norwegische General Kristoffersen und verwies auf Moskaus Mobilisierungs- und Waffenproduktionskapazitäten. Der Nachfolgestaat der Sowjetunion wäre also durchaus in der Lage, Welle um Welle an Menschen und Material an die Front zu werfen.

      Der Offizier forderte als Reaktion eine rasche Lieferung von schweren Kampfpanzern an die Ukraine. In der "Leopard"-Frage steht bislang vor allem Deutschland auf der Bremse.

      Alle aktuellen Entwicklungen zum Ukraine-Krieg auf einen Blick >

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        Die ostukrainischen Städte Bachmut und Soledar sind aktuell heiß umkämpft.
        Die ostukrainischen Städte Bachmut und Soledar sind aktuell heiß umkämpft.
        REUTERS
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          Helmut Graf
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