Krankenhäuser bummvoll
Schon drei Insekten-Tote – wer besonders gefährdet ist
Es ist ein extremes Wespen-Jahr: Patienten mit Insektenstichen häufen sich in den Krankenhäusern. Nun kommt es vermehrt zu Todesfällen.
Erneut erschüttert ein Todesfall in Niederösterreich: Schon wieder war der Grund ein Insektenstich. Ein Pensionist (80) wurde im Rachenraum von einer Wespe gestochen – er starb noch am Unglücksort.
Viele Todesfälle nach Insektenstich
Nicht der erste traurige Fall dieser Art in Niederösterreich: Ende Juli trank ein 57-Jähriger aus einer Flasche, in der sich eine Wespe befand. Das Insekt stach ihn in den Gaumen. Der Mann erlitt daraufhin Atemnot, Helfer konnten ihn nicht mehr retten.
Anfang August dann gleich der nächste Vorfall: Ein Familienvater erlitt nach einem Insektenstich einen allergischen Schock und verstarb daraufhin im Spital.
Allergiker jetzt besonders gefährdet
Für den Großteil der Österreicher verläuft die schmerzhafte Begegnung mit den Tieren meist problemlos. Aber: Rund drei Prozent der Menschen reagieren auf Insektenstiche – vor allem von Bienen und Wespen – allergisch. Für diese Personen kann ein Vorfall schnell lebensgefährlich werden.
Warum? Schädliche Substanzen werden vom Immunsystem erkannt und unschädlich gemacht. Bei einer Allergie reagieren die Zellen auf eigentlich harmlose Gift-Bestandteile mit übertriebener Abwehr.
Bei einer allergischen Reaktion durch Insektengift werden große Mengen von Histamin freigesetzt. "Histamin ist ein Botenstoff, der unter anderem eine sofortige Erweiterung der Blutgefäße verursacht", informiert die Initiative "Insektengift-Allergie" auf ihrer Website.
Die Folge: Der Blutdruck sinkt schlagartig ab. Schon nach wenigen Minuten könne der Betroffene bewusstlos werden. In schweren Fällen kommt es zu einem Kreislaufzusammenbruch, der tödlich endet.
Wespen wichtig fürs Ökosystem
Wespen werden im Sommer meist als Störenfriede abgetan. Ihre Rolle im Ökosystem ist aber von großer Bedeutung: Sie jagen zum Beispiel Fliegen und Schädlinge wie Blattläuse oder Mückenlarven.
Damit helfen sie zum Beispiel, die Population in Schach zu halten. Das hat positive Auswirkungen auf die Landwirtschaft: Mit Wespen als natürlicher Schädlingsbekämpfung müssen weniger Pestizide eingesetzt werden.
Gift nicht stärker
Dass sich schwere allergische Reaktionen aktuell derart häufen, fällt auch schon in den Spitälern auf. Im Klinikum Freistadt gab es heuer bereits dreimal so viele Bienenstiche und neunmal so viele Wespenstiche wie zur selben Zeit im Vorjahr.
Giftiger seien die Tiere jedenfalls nicht geworden, betont Entomologe Martin Schwarz vom Biodiversitätszentrum Linz: "Dass sich das Gift in so kurzer Zeit verändert hat, ist praktisch unmöglich."
Was eine Rolle spiele, sei aber die heuer besonders hohe Population der Tiere: "Die vielen Wespen wirken sich natürlich auch in absoluten Zahlen aus", so der Experte.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- In Niederösterreich gab es in letzter Zeit mehrere Todesfälle aufgrund von Insektenstichen, bei denen die Opfer an allergischen Reaktionen starben
- Besonders gefährdet sind Menschen, die allergisch auf Insektenstiche reagieren, da ihr Immunsystem übertrieben auf die Gift-Bestandteile reagiert und lebensbedrohliche Reaktionen auslösen kann
- Die Anzahl der Stiche hat in diesem Jahr zugenommen, was möglicherweise auf die hohe Population von Wespen zurückzuführen ist, obwohl das Gift der Tiere nicht stärker geworden ist