Insta-Star auf Tour
"Schönes Ausländerkind"– 1. Buch von Toxische Pommes
Sie erreicht Hunderttausende Follower auf TikTok und Instagram, füllt mit Lesungen Hallen. Nun erzählt Toxische Pommes über die Flucht nach Wien.
Sie ist Juristin, Autorin, Kabarettistin – und laut satirischer Eigendefinition ein "schönes Ausländerkind". In der Pandemie wurde Irina, Künstlername Toxische Pommes, mit Satire-Videos zum Social-Media-Star, widmete sich mit ihren Kurzvideos den "hässlichen Seiten des Lebens", in denen sie österreichiche Eigenheiten, Hipster und Alltagsrassismus thematisiert. Damit erreicht sie mittlerweile 191.000 Follower auf Insta und fast 97.000 Fans auf TikTok.
"Schönes Ausländerkind"
Im Vorjahr ging sie mit ihrem Solo-Programm "Ketchup, Mayo und Ajvar" auf Tour, füllte seither die Kabarettbühnen. Vor kurzem erschien nun ihr erster Roman. Sie erzählt in "Ein schönes Ausländerkind", über die Flucht aus dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien – und das schwierige Ankommen in Niederösterreich in den 1990er Jahren.
Elvis als Warnung
Kleine Kostprobe: Die Familie verließ Rijeka in Kroatien, kam zuerst bei Bekannten in Wiener Neustadt (NÖ) unter. "Der Deal mit Familie Hell lautete: Meine Mutter putzt, kocht und passt auf die Kinder auf, während sich mein Vater um den Garten und allfällige Reparaturen kümmert. Im Gegenzug durften wir in das alte Haus von Renates Mutter einziehen und dort mietfrei wohnen." Die Thujen waren so perfekt geschnitten, "dass man sich an ihren Kanten vermutlich einen Zahn ausschlagen konnte". In Rijeka war eine so akkurat betriebene Gartenkunst unbekannt.
"Wenn wir uns beim Albanerin der Wiener Neustädter Innenstadt ein Eis holten, durfte ich deshalb auch immer nur maximal zwei Kugeln bestellen, damit mich nicht dasselbe Schicksal wie Elvis Presley ereilte" – denn der "King" starb jung, mit nur 42 Jahren.
Kein Belvedere in Wiener Neustadt
Die Familie hielt Wiener Neustadt zuerst irrtümlicherweise für einen Stadtteil von Wien. Doch nichts erinnerte an Belvedere oder Schönbrunn. "Das einzig Historische an Wiener Neustadt waren die alten Frauen in der Fußgängerzone, die ihre Malteserhunde an sich zerrten und ihre Handtaschen näher an ihre Körper drückten, sobald sie meine Eltern sprechen hörten", heißt es in dem Roman.
"Perfekte Migrantin"
Aus Angst abgeschoben zu werden, wollte Irina die "perfekte Migrantin" sein – die beste Schülerin, die überall vorne mit dabei ist und nie Probleme macht. Sie sei ein "schönes Ausländerkind", wird der Erzählerin im Buch vermittelt – weil sie blaue Augen und schöne Haare habe und fast nicht "ausländisch" aussehe.
Verfassungsjuristin als Star
Nach der Schule geht der perfekte Lebensweg zuerst weiter – Irina studiert am Wiener Juridicum, wird Verfassungsjuristin. Doch nun zieht Toxische Pommes andere Seiten auf, begeistert auf ihrer Lesetour die Fans. Ende April ist sie im ausverkauften Kabarett Niedermair zu sehen, am 24. Mai im Wiener Stadtsaal auf der Mariahilfer Straße. Alle Tourdaten gibt es hier.