Wenige Tage vor dem Start des UNO-Weltklimagipfels COP29 in Baku sorgen neue Klima-Daten für Aufregung: Das aktuelle Jahr wird das erste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn, in dem es im Durchschnitt mehr als 1,5 Grad wärmer als im vorindustriellen Mittel war.
Dieser unrühmliche Rekord sei "so gut wie sicher", berichtet der EU-Klimawandeldienst Copernicus. Damit werde 2024 auch das wärmste Jahr seit Beginn der Messungen ("Heute" berichtete).
Das Ziel der 1,5-Grad-Obergrenze, das sich die Weltgemeinschaft 2015 in Paris setzte, soll die Klimakrise eindämmen. Als verfehlt gilt dieses aber erst, wenn die durchschnittliche Temperatur längerfristig 1,5 Grad über dem Mittelwert der vorindustriellen Zeit (1850 bis 1900) liegt.
Copernicus prognostiziert für das laufende Jahr, dass die durchschnittliche Temperatur weltweit sogar mindestens 1,55 Grad über dem weltweiten vorindustriellen Mittel liegen könnte.
2023 waren es 1,48 Grad. Im Frühjahr hatte Copernicus gemeldet, dass der Schwellenwert über den Zeitraum von zwölf Monaten übertroffen worden war.
Schon im Vorjahr sprach UNO-Generalsekretär Antonio Guterres von einem "Klimazusammenbruch". Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) hatte im Vorjahr prognostiziert, dass das 1,5-Grad-Ziel bis 2027 mindestens einmal überschritten werden wird.
Zur Prognose für 2024 hieß es von Copernicus: "Die durchschnittliche Temperaturanomalie für den Rest des Jahres 2024 müsste auf nahezu null sinken, damit 2024 nicht das wärmste Jahr würde."
„Die durchschnittliche Temperaturanomalie für den Rest des Jahres 2024 müsste auf nahezu null sinken, damit 2024 nicht das wärmste Jahr würde.“EU-Wetterdienst CopernicusAktuelle Prognose
Die Daten zeigen einen deutlichen Anstieg in den vergangenen Jahren: 2010 war es zwischen Jänner und Oktober erstmals ein Grad wärmer als im vorindustriellen Zeitalter. Seit 2015 ist das dauerhaft der Fall.
Im heurigen Oktober lag die durchschnittliche Lufttemperatur bei 15,25 Grad und damit 0,8 Grad über dem Durchschnitt dieses Monats der Jahre 1991 bis 2020 sowie um 1,65 Grad höher als im selben Monat der vorindustriellen Jahre.
In 15 der zurückliegenden 16 Monate lag die Temperatur jeweils 1,5 Grad über dem vorindustriellen Mittel.
Die durchschnittlichen Meerestemperaturen erreichten demnach mit 20,68 Grad den zweithöchsten Oktober-Wert überhaupt. Die hohen Ozeantemperaturen seien mit den Rekorden der bodennahen Lufttemperatur sehr eng verknüpft, so Helge Gößling vom deutschen Alfred-Wegener-Institut.
"Schließlich bedecken die Ozeane 71 Prozent der Erdoberfläche, und zusätzlich tragen die Luftmassen die Wärme des Ozeans auch über die Kontinente."
Die Copernicus-Daten beruhen auf computergenerierten Analysen, die Milliarden von Messungen von Satelliten, Schiffen, Flugzeugen und Wetterstationen auf der ganzen Welt nutzen. Die Aufzeichnungen reichen bis etwa zur Mitte des 20. Jahrhunderts und teils bis 1850 zurück.