Experte analysiert Fiasko

Schnitzel beliebter als Möbel – Kika/Leiner ist pleite

Das beliebte Möbelimperium Kika/Leiner ist zahlungsunfähig. Kurz vor Weihnachten zittern rund 1.400 Angestellte um ihre wirtschaftliche Existenz.

Michael Rauhofer-Redl
Schnitzel beliebter als Möbel – Kika/Leiner ist pleite
Die Leiner Filiale Wien West im 14. Wiener Gemeindebezirk, aufgenommen am 07. Juni 2023 in Wien, Österreich.
Max Slovencik / EXPA / picturedesk.com

Nächste Hiobsbotschaft für Kika/Leiner! Wie am Dienstag bekannt wurde, schlittert der Möbelriese immer weiter in die Krise. So musste nun ein Insolvenzantrag gestellt werden – das Unternehmen ist zahlungsunfähig. Wie es für die rund 1.400 Angestellten weitergeht, ist zur Stunde völlig unklar.

Denn wie und ob es überhaupt mit dem Unternehmen weitergeht, entscheidet nun ein Insolvenzverwalter. Von Seiten Kika/Leiner hieß es nur, man habe "alles Menschenmögliche unternommen, um den Fortbestand des Unternehmens zu ermöglichen, aber unter den derzeitigen Rahmenbedingungen war die Sanierung des schwer angeschlagenen Möbelhauses leider nicht möglich".

Zweite Pleite binnen kürzester Zeit

Es ist damit bereits die zweite Pleite des Möbelhauses in kurzer Zeit. Schon im Vorjahr musste ein Insolvenzverfahren eingeleitet werden. Dieses habe nun aber die Marke Kika/Leiner nachhaltig geschädigt. Die Möbelkette beklagte zudem eine "Kaufzurückhaltung" in den vergangenen zwei Jahren. Zudem hätten die Kostensteigerungen, etwa im Lohnsektor aufgrund vorangegangener Kollektivvertragshandlungen den Spielraum "extrem eng gehalten".

Der Sparkurs, der im Sommer 2023 noch von dem Neu-Eigentümer angekündigt wurde, um die schwere finanzielle Schieflage zu beseitigen, ist also gescheitert. Damals wurden rund zwei Dutzend Standorte dicht gemacht und etwa die Hälfte der 3.900 Mitarbeiter gekündigt.

Am Mittwoch widmete sich auch das Ö1-Morgenjournal der brisanten Causa. Wirtschaftsredakteur Paul Sihorsch beantwortet drängende Fragen. Der Plan des neuen Managements habe nicht funktioniert. Man habe jünger werden, den Onlineshop erneuern und ein neues, günstigeres Sortiment anbieten wollen. Nun könne man online gar nichts mehr kaufen und beim Sortiment habe es Lieferschwierigkeiten gegeben.

"Das kann sich nicht ausgehen"

"Und einerseits ein günstigeres Image aufbauen, günstigere Produkte verkaufen wollen und andererseits eine Küchengabel für acht Euro das Stück – das kann sich dann wohl einfach nicht ausgehen", analysiert der Journalist. Das Unternehmen beklagt auch einen Imageverlust, bedingt durch die Signa-Pleite.

Sihorsch sieht aber auch einen anderen Grund für die Turbulenzen. "Kika und Leiner waren einmal starke, vertrauensvolle Möbelmarken in Österreich. Wenn die Menschen jetzt aber eher ein Schnitzel im Restaurant im Möbelgeschäft bestellen, als eine Matratze, dann kann sich das eben nicht mehr ausgehen". In den vergangenen zehn Jahren führten die wirtschaftlichen Schwierigkeiten dazu, dass ein Personalstand von 7.500 Mitarbeitern auf nunmehr 1.400 Mitarbeitern gekürzt werden musste – und nun geht auch bei den verbliebenen Angestellten das große Zittern los.

Forderungen im dreistelligen Millionenbereich

Laut Gläubigenschutzverband Creditfeform (ÖVC) sollen bereits im Vorjahr insgesamt 131 Millionen Euro an Forderungen angemeldet worden sein, fast 50 Millionen Euro davon entfielen auf das Finanzamt – also im Endeffekt auf den Steuerzahler. Rund 500 Gläubiger und 3.300 Mitarbeiter des Unternehmens waren davon betroffen.

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    privat, iStock

    Auf den Punkt gebracht

    • Das Möbelimperium Kika/Leiner ist erneut zahlungsunfähig und hat einen Insolvenzantrag gestellt, was die Zukunft von rund 1.400 Angestellten ungewiss macht
    • Trotz Bemühungen des neuen Managements, das Unternehmen zu modernisieren und ein günstigeres Sortiment anzubieten, scheiterte der Plan, was zu einem erheblichen Imageverlust und wirtschaftlichen Schwierigkeiten führte
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