Tierische Qual

Schlechter Tausch! Rinderqual heißt Riesengeschäft

Im letzten Jahr wurden laut Rinderzucht Austria 27.362 Zuchtrinder aus Österreich exportiert. Doch ab der Grenze kümmert sich keiner um Tierschutz.
21.02.2025, 06:57

Abseits der Mast und Milchindustrie haben auch Zuchtrinder ein schreckliches Leben. Um sogenannte Zuchtpopulationen in anderen Ländern aufzubauen, werden teilweise trächtige Rinder und Färsen auf eine tagelange Reise geschickt, ohne zu wissen, welche Tierschutzstandards sie bei Ankunft erwarten. In EU-Drittstaaten wie der Türkei und auch Algerien sind diese oft katastrophal, doch wie so oft nimmt die Rinderwirtschaft Österreichs Tierleid für Geld gerne in Kauf.

56 Millionen Euro

Der unabhängige Dachverband "Rinderzucht Austria" beziffert die Wertschöpfung von insgesamt 27.362 exportierten Rindern im Jahr 2024 mit satten 56 Millionen Euro. Tierschutzorganisation Vier Pfoten ist völlig klar, dass hinter dem Tierleid auf Langstreckentransporten ein Riesengeschäft steckt, doch zumindest eine lückenlose Kontrolle von A nach B für den Lebensweg eines österreichischen Rindes sollte das Mindestmaß an Tierschutz darstellen.

"Mit dem Tierleid auf Langstreckentransporten wird ein Riesengeschäft gemacht. Aber bislang hat uns niemand über das Schicksal der Tiere vor Ort Auskunft geben können. Wir haben die Rinderzucht Austria gefragt, ob sie uns lückenlos den weiteren Lebensweg aller exportierten Tiere belegen kann und welche Kontrollmechanismen es gibt, um Tierleid auszuschließen. Leider haben wir auch nach mehrmaliger Nachfrage bisher keine Antwort bekommen", sagt Vier Pfoten Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck.

„Tiere werden eingepfercht, leiden an Hunger, Durst, Hitze oder Kälte …“

Der Weg nach Algerien

Der Leidensweg eines Zuchtrinds ist lang: Beim Export nach Algerien werden die Tiere zunächst 18 Stunden lang im Lkw zu einem Hafen in Südfrankreich gebracht. Dann sind sie über drei Tage lang am Schiff nach Algerien unterwegs.

Weissenböck: "Es gibt für österreichische Behörden keinerlei Kontrollmöglichen auf den Schiffen oder in Algerien selbst. Schon bei Transporten innerhalb der EU gibt es immer wieder Missstände – Tiere werden eingepfercht, leiden an Hunger, Durst, Hitze oder Kälte. Die Vorstellung, wie es ihnen in einem Drittland wie Algerien geht, wo die Tierschutzstandards sehr niedrig und die klimatischen Bedingungen ungeeignet sind, ist erschreckend."

Der Weg in die Türkei

Das Exportland Türkei ist kaum besser. Im Sommer 2024 kamen erschütternde Fälle von Tierleid an die Öffentlichkeit: Wochenlang saßen Dutzende Tiere in der sengenden Hitze in einem Lkw an der bulgarisch-türkischen Grenze fest, weil die Behörden ihnen wegen Seuchengefahr die Einfuhr verweigerten ("Heute" berichtete). Die Tiere standen zusammengepfercht in ihren Fäkalien, ohne ausreichend Futter und Wasser. Einige starben im LKW, die restlichen Tiere mussten getötet werden, weil es keine Lösung gab.

Schlupfloch?

Zwar ist die direkte Verbringung von Schlacht- und Masttieren von Österreich in EU-Drittländer mittlerweile verboten, allerdings werden auch die tausenden exportierten sogenannten Zuchttiere irgendwann geschlachtet.

„Wo sind die Rinder eigentlich hin?“

Auf Anfrage von Vier Pfoten nach konkreten Zahlen zum Aufbau von Zuchtpopulationen im Ausland hat die Rinderzucht Austria übrigens ebenfalls keine Antwort gegeben. "Wir wundern uns schon: Algerien besteht zu 85 Prozent aus Wüste; die dortige Rinderpopulation ist zwischen 2015 und 2020 um 19 Prozent zurückgegangen – trotz der Importe aus Österreich und anderen Ländern. Wo sind die Rinder eigentlich hin?", fragt Weissenböck.

{title && {title} } red,tine, {title && {title} } Akt. 21.02.2025, 09:21, 21.02.2025, 06:57
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