Der Familiennachzug wird ausgesetzt, das hat sich die Bundesregierung in ihrem zweiten Ministerrat vorgenommen. Innenminister Gerhard Karner will von dieser Position auch nicht abweichen, ein Datum brachte Integrationsministerin Claudia Plakolm am Sonntag ins Spiel. Immerhin sind die heimischen Systeme überlastet, bei Bildung, Gesundheit, aber auch am Arbeitsmarkt braucht es dringend Veränderung.
Erst am Wochenende schlug eine neue Asylstatistik des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) Wellen. Demnach würden Menschen, die mittels Familiennachzug nach Österreich kommen, sich schlechter in die Arbeitswelt integrieren und auch Deutschkurse nicht besuchen oder die Sprache nur stockend lernen – wir berichteten. "Heute" sah sich nun die gesamte Studie an und hat brisante Details.
Der Großteil der Menschen, die über den Familiennachzug nach Österreich gekommen sind, waren Syrer. Dabei handelt es sich um einen Anteil von rund zwei Drittel. Ein geringerer Anteil kommt aus Afghanistan (26 Prozent), während der Anteil der aus dem Irak (6 Prozent) und dem Iran (2 Prozent) stammenden Familiennachziehenden vergleichsweise niedrig ist.
Syrer stellten dabei insbesondere in den Jahren 2015 bis 2019, als der Familiennachzug besonders stark ausgeprägt war, den größten Teil dar.
Die Studie wirft auch einen Blick in die Asylstatistik des Innenministeriums und zeigt dabei die wachsende Relevanz des Familiennachzugs unter den Asylverfahren in den letzten zwei Jahren. Während im Jahr 2022 nur 4 Prozent aller Asylanträge von nachziehenden Familienangehörigen gestellt wurden, waren es im folgenden Jahr 16 Prozent und in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 sogar 35 Prozent aller Asylanträge, so die Studie.
Beim Familiennachzug dominieren zudem erwachsene Frauen. Sie kommen am häufigsten nach. Zudem waren 42 Prozent der Familiennachziehenden bei ihrer Einreise höchstens 18 Jahre alt, was darauf hindeutet, dass sie überwiegend als Kinder von Asyl und subsidiär schutzberechtigten Eltern eingereist sind. Nur ein kleiner Teil sind dabei minderjährige Buben, noch niedriger ist der Wert bei erwachsenen Männern. Das liegt aber auch daran, dass diese meistens als Origniärantragssteller nach Österreich kommen – also nicht durch den Familiennachzug.
Die Integration der Menschen, die über den Familiennachzug nach Österreich kommen, ist weiterhin eine große Baustelle und das nicht nur am Arbeitsmarkt, sondern auch bei sozialen Gruppen. Laut der Studie haben junge Frauen nur schlechte Verbindungen zu Österreichern. 63 Prozent, die mittels Familiennachzug kamen, haben gar kein Netzwerk, 22 Prozent eines mit 1 bis 3 Personen.
Bei jungen Männern etabliert sich ein ähnliches Bild: Über die Hälfte hat kein Netzwerk mit Österreichern, fast 30 Prozent eines mit 1 bis 3 Personen.
Dass es mit dem Netzwerk nicht so ganz klappt, liegt auch an den Sprachkenntnissen der Befragten. Viele junge Frauen haben keinen Deutschkurs abgeschlossen, bei den anderen sind die Deutschkenntnisse eher bescheiden.
Das wiederum spiegelt sich auch beim höchsten erreichten Bildungsniveau wider. Rund ein Fünftel der gesamten jungen Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten, die über den Familiennachzug nach Österreich gekommen sind, haben keinen Abschluss und 23 Prozent befinden sich noch in Ausbildung. Der Großteil (35 Prozent) hat zudem nur ein geringes Bildungsniveau, genau 20 Prozent ein mittleres. Über einen höheren Abschluss verfügen zudem nur 3 Prozent.
Erfreulicher sind auch die Werte bei Originärantragsteller nicht: 22 Prozent haben keinen Abschluss, 18 Prozent sind noch in Ausbildung. 34 Prozent verfügen über ein geringes Bildungsniveau, 23 Prozent über ein mittleres und nur 2 Prozent über ein höheres.
"Die Studie belegt: Es wird nicht besser. Wir haben zum einen die Grenze der Systeme erreicht und zum anderen sinkt die Wahrscheinlichkeit für Integration mit jedem Nachzug massiv. Wir müssen schauen, dass wir die Menschen, die bereits in Österreich sind, mit Nachdruck zur Integration bringen. Allein das ist eine Herkulesaufgabe. Noch mehr zu Integrierende bedeutet ein reiner Zuzug in Parallelgesellschaften, eine soziale Integration ist nicht mehr sinnvoll möglich. Deshalb ist das Aussetzen des Familiennachzugs eine enorm wichtige Maßnahme", kommentierte Integrationsministerin Claudia Plakolm die Studie.