Gesundheit
Scharlach-Welle kostet vier Kindern das Leben
Die Zahl der Streptokokken-Infektionen bei Kindern ist seit Herbst rasant angestiegen. In der Schweiz wurden vier Todesfälle verzeichnet.
Die Zahl der invasiven Infektionen mit Gruppe A Streptokokken, welche auch Angina und Scharlach verursachen, hat bei Kindern seit Herbst 2022 im Vergleich zu vor der Covid-Pandemie im Jahr 2019 stark zugenommen. Zwischen Oktober 2022 und Februar 2023 gingen in der Schweiz 162 Meldungen ein. In einigen Fällen kam es zu schweren Verläufen. Vier Kinder sind verstorben, wie die Pädiatrische Infektiologie-Gruppe Schweiz kürzlich mitteilte.
Welle in Salzburg
Auch in Österreich wurden mehrere Fälle gemeldet. Schon im März warnten Ärzte vor einer Welle in Salzburg, "Heute" berichtete. Kurz vor Weihnachten mahnten EU und Weltgesundheitsorganisation WHO zur Vorsicht gegenüber der Krankheit. Anlass zur Sorge gaben auch Berichte über Todesfälle in Großbritannien, wo neun Kinder an den Folgen von Scharlach ums Leben kamen, da sie falsch behandelt wurden.
Laut Christoph Berger, Chefarzt der Abteilung Infektiologie und Spitalhygiene am Universitäts-Kinderspital Zürich, sind Kinder am häufigsten betroffen: "Das war schon immer so, ist jetzt aber besonders der Fall, weil vor allem die jungen Kinder nach zwei Corona-Jahren viel weniger solchen Infekten ausgesetzt waren." Dass dieses Jahr vier Kinder starben, sei tragisch, lasse sich aber anhand der steigenden Infektionszahlen erklären: "Wenn es mehr Fälle gibt, nimmt leider auch die Wahrscheinlichkeit zu, dass es zu schweren Verläufen kommt", so Berger.
Zahlreiche dieser Fälle seien im Anschluss an eine virale Infektion durch Grippe oder Windpocken aufgetreten. "Dieser Zusammenhang ist seit langem bekannt, aber nach der Covid-19 Pandemie gab es eine Zunahme von Infektionen mit diesen Viren." Mit dem Ende der Grippesaison sollten auch diese Infektionen wieder sinken.
Infektionen mit Antibiotika behandelt
Behandelt werden schwere Verläufe von Infektionen mit Gruppe A-Streptokokken gemäß Berger mit Antibiotika. Dass die prekäre Versorgungslage für Medikamente die Anzahl der Infektionen und Todesfälle beeinflusst haben könnte, glaubt Berger nicht: "Auch wenn flüssige Formen von Antibiotika, auf die Kinder angewiesen sind, momentan schwierig zu bekommen sind, ist eine Versorgung bisher und insbesondere bei schweren Verläufen gewährleistet."
Berger rät Eltern und Betreuungspersonen, sich mit plötzlich schwer kranken Kindern, rechtzeitig an ihre Kinderärztin oder ihren Kinderarzt zu wenden. Kinder mit invasiven Infektionen durch Gruppe A Streptokokken hätten in den meisten Fällen keine (vorangehende) Angina.
Yvonne Gilli, Präsidentin der Swiss Medical Association FMH, führt aus, dass Todesfälle auch bei Kindern häufig mit Vorerkrankungen oder einer Immunschwäche zusammenhängen. Umso wichtiger sei es, dass Fachpersonen wie Ärzte und Pflegepersonal genügend über die momentane Streptokokken-Welle informiert sind: "Nur so können Fälle frühzeitig erkannt und Risikopatientinnen und -patienten geschützt werden", sagt Gilli.
Medienberichten zufolge sind in Großbritannien 15 Kinder unter 15 Jahren im Zusammenhang mit einer Streptokokken-Infektion gestorben. Bereits im Dezember schlugen Experten Alarm und riefen die Eltern dazu auf, wachsam zu sein.