"Heute"-Talk
Sattlberger: "In Belgien haben alle einen Plastikbaum"
Tabellenführer, Stammplatz – für Nikolas Sattlberger ging der Wechsel von Rapid nach Genk voll auf. Im "Heute"-Talk gewährt der 20-Jährige Einblicke.
Nikolas Sattlberger wagte im Sommer den Sprung ins Ausland, wechselte von seinem Stammklub Rapid zum KRC Genk. Beim belgischen Spitzenreiter läuft es für den 20-Jährigen ideal.
Im großen "Heute"-Interview spricht der talentierte ÖFB-Legionär über Fußball zu Weihnachten, Plastikbäume, Coach Thorsten Fink, Whatsapp-Nachrichten an Ferdinand Feldhofer und Rapid.
Herr Sattlberger, Ihre ersten Monate bei Genk verliefen großartig. Sie haben prompt einen Stammplatz ergattert, der Verein führt die Tabelle an – war das so zu erwarten?
"Es war so gewollt. Ich wusste, dass ich bereit bin für diese Liga. Das war eine bewusste Entscheidung. Dass es dann sportlich auch so läuft, ist natürlich großartig."
Dass Sie mit 20 Jahren als "Sechser" sofort in Belgien funktionieren, ist dennoch bemerkenswert.
"Danke schön! Mir fiel es immer relativ leicht, mich einzugewöhnen. Das war bei Rapid so, als ich in die Kampfmannschaft hochgezogen worden bin, das war beim U21-Nationalteam so – und jetzt auch hier in Genk. Ich brauchte nicht viel Anlaufzeit, um mich zu adaptieren und wohlzufühlen."
Wie fallen die Reaktionen in Belgien aus, wie werden Sie dort medial wahrgenommen?
"Neulich saß ich im Kaffeehaus und neben mir las ein Mann den Sportteil der Lokalzeitung, mit einem großen Foto von mir bedruckt. Dann schaute er mich verwundert an und gratulierte mir zu meiner Leistung. Das passiert hier in Genk öfter als in Wien. Es ist eine kleine Stadt und es dreht sich alles um Fußball, alle verfolgen den Verein. Und weil wir Erster sind, herrscht natürlich gute Stimmung."
Ihr Trainer ist Thorsten Fink, ein Ex-Austrianer. Wie oft ist diese Tatsache Thema bei euch?
"Ich habe mal zum Spaß zu ihm gesagt, dass er damals beim falschen Verein in Wien war. Aber im Ernst: Er hat eine gute Vergangenheit in Österreich, er kennt Rapid und weiß, wie groß die Ansprüche dort sind. Die gemeinsame Sprache macht es natürlich einfacher. Er ist ein Top-Trainer, für mich genau der richtige."
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Bei unserem letzten Gespräch haben Sie erzählt, dass Sie die Rapid-Kollegen mit Sergio Busquets vergleichen. Jetzt ist zu hören, dass Fink in Ihnen Raphael Holzhauser wiedererkennt. Können Sie damit leben?
"Holzhauser war für den Trainer ein Schlüsselspieler, von daher kann ich mit dem Vergleich sehr gut leben. Ich selbst vergleiche mich mit niemandem, sondern möchte meinen eigenen Weg gehen."
Stimmt es, dass Sie ein paar Partien mit einem Bänderriss absolviert haben?
"Ja. Ich habe mir beim U21-Nationalteam im Knöchel das Außenband gerissen, habe dann nach einer Woche wieder gespielt. Danach hatte ich aber doch Schmerzen und habe eine Pause eingelegt. Mittlerweile bin ich wieder voll belastbar."
Auf Sie wartet ein intensiver Dezember. In Belgien gibt es wie in England einen Boxing Day – ihr spielt am 26. Dezember auswärts gegen Royal Antwerpen. Auch am 22. Dezember habt ihr ein Match, daheim gegen Anderlecht. Eine besinnliche Zeit schaut anders aus.
"Man besinnt sich sozusagen aufs Sportliche. Am 7. Jänner haben wir ja schon wieder das erste Cup-Spiel. Es wird intensiv, wir müssen die Kräfte nochmal mobilisieren und dann die kurze Pause genießen. Der Gegensatz zu Österreich ist groß, hier hat man sechs Wochen spielfrei, da ist das Extrem auf der anderen Seite."
Wie verbringen Sie den 24. Dezember?
"Wir werden Training haben am Vormittag. Meine Familie besucht mich und wir feiern Weihnachten dieses Jahr zusammen in Genk."
Stellen Sie einen Christbaum auf?
"Ich mag die Traditionen von Weihnachten, für mich ist es etwas sehr Besonderes. Ich werde einen Christbaum besorgen, der Adventkranz darf auch nicht fehlen. Hier bevorzugen die meisten einen Plastikbaum, ich bin allerdings Fan der Oldschool-Variante."
Genk verkauft regelmäßig Spieler um 20 Millionen Euro, vorwiegend in die Premier League. Sie haben bis 2029 unterschrieben. Wie lange bleiben Sie?
"Das kann man im Fußball doch nie vorhersagen. Man tut gut darin, sich auf die kurzfristigen Ziele zu konzentrieren und hart dafür zu arbeiten. Ich will mit Genk so erfolgreich wie möglich sein, mich weiterentwickeln und dann – wenn die Zeit reif ist – den nächsten Schritt machen."
Haben Sie in England einen Lieblingsklub?
"Mein Bruder ist ein großer Fan von Arsenal London."
Ferdinand Feldhofer trainiert seit wenigen Tagen Cercle Brügge. Hatten Sie schon Kontakt?
"Ich habe ihm gleich per Whatsapp gratuliert und uns ein baldiges Wiedersehen gewünscht. In Belgien feiern sie offenbar die österreichischen Trainer."
Unter ihm haben Sie bei Rapid debütiert. Wie stehen Sie zu ihm?
"Er war mein erster Trainer im Profifußball. Die Zeit unter ihm war zwar nicht sehr lange, aber für das Debüt bin ich ihm sehr dankbar."
Ein Wort zu Rapid: Dort wurden Sie durch Sangare ersetzt, der ein anderer Spielertyp ist. Ist das der Grund, warum Sie schlussendlich weggegangen sind?
"Die Gespräche mit Rapid liefen gut, aber ich habe mir schon seit Längerem die Frage gestellt, ob es nicht Zeit wäre für den nächsten Schritt? Dann habe ich in der Vorbereitung gesehen, dass der Trainer und der Verein mich in einer bisschen anderen Rolle sehen und mir Gedanken gemacht. Am Ende bin ich über meine Entscheidung sehr glücklich."
Wie beurteilen Sie die Leistungen Ihrer Ex-Kollegen?
"Nach meinem Wechsel habe ich die Spiele noch intensiv verfolgt. Sie machen das gut. Von der Austria bin ich überrascht, dass sie so stark performt. Ich glaube, im Titelrennen ist heuer alles offen. Ich wünsche Rapid natürlich alles Gute, mit ein paar Spielern bin ich noch in Kontakt."
Auch Genk ist im Titelrennen. Eine Momentaufnahme – oder könnt ihr das bis zum Schluss durchziehen?
"In Belgien gibt es wie in Österreich Play-offs. Das heißt, den Peak der Performance musst du ab März haben. Wenn du seit 15 Spielen vorne bist, ist es aber schon aussagekräftig. Wir spielen richtig guten Fußball, sind immer die bessere Mannschaft. Und gewinnen oft sogar, wenn wir mal nicht an unser Leistungsmaximum kommen. Die Mentalität im Team stimmt. Aber die Saison dauert noch lang."
Ein Wort zum Nationalteam: Ab wann sehen Sie sich dort? Schon beim nächsten Lehrgang im März?
"Mit dem neuen Teamchef in der U21 ist die Verzahnung nach oben noch einmal enger. Natürlich ist es auch mein großes Ziel, in der A-Nationalmannschaft für mein Land zu spielen. Ich werde weiterhin hart für eine Einladung arbeiten. Auch hier wird man sehen, wann die Zeit reif ist."
Auf den Punkt gebracht
- Herr Sattlberger spricht über seine erfolgreiche Anfangszeit bei Genk, wo er schnell einen Stammplatz erlangte und der Verein die Tabelle anführt.
- Er betont seine schnelle Anpassungsfähigkeit, die positive mediale Wahrnehmung in Belgien und seine Ambitionen, sowohl mit Genk als auch im Nationalteam erfolgreich zu sein.