Österreich

Per Chats radikalisiert: "Sara (15) wurde verschleppt"

Seit 16. August 2022 fehlt von Sara (15) jede Spur. Am Mittwoch greift die Sendung "Fahndung Österreich" (ServusTV) den mysteriösen Fall auf.

Christine Ziechert
Sara (15, hier mit ihrer Katze Luna) trug zuletzt oft den Niqab.
Sara (15, hier mit ihrer Katze Luna) trug zuletzt oft den Niqab.
zVg

Sara war eigentlich ein ganz normales Mädchen: "Sie war Cheerleaderin, liebte schwimmen und shoppen, ging gerne mit ihren Freundinnen fort", erzählt ihre Mama, Yasmin S., im Gespräch mit "Heute". Doch vor rund zwei Jahren änderte sich das Leben der Jugendlichen aus Innsbruck schlagartig: "Es gab einen sehr schlimmen Vorfall, es wurde ihr Gewalt angetan. Von da an hat sie sich verändert", erinnert sich ihre Mutter. Wie berichtet, fehlt von der 15-Jährigen seit 16. August 2022 jede Spur. Am Mittwoch (ServusTV, 20.15 Uhr) wird der Vermisstenfall in der Sendung "Fahndung Österreich" aufgegriffen.

Nach der brutalen Attacke zog sich die Schülerin immer mehr zurück, fühlte sich im Stich gelassen: "Wir haben alles versucht, waren in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, wollten einen Therapieplatz für sie. Doch sie hat alles abgelehnt. Noch dazu gab ihr ihr Vater die Schuld an diesem Vorfall", meint Yasmin S.

"Mit 14 Jahren wollte sie unbedingt islamisch heiraten. Früher trug sie nur Kopftuch. Doch dann begann sie trotz Verschleierungsverbot, immer öfter den Niqab zu tragen" - Yasmin S.

Das einst enge Verhältnis zu ihrer Mutter und ihren älteren Geschwistern gab es plötzlich nicht mehr: "Sie wollte nicht mehr in die Schule, war nur noch auf ihrem Zimmer. Selbst zum Essen mit uns kam sie nicht heraus. Es gab immer öfter Streit, auch mit ihrem Bruder und ihrer Schwester."

Sara – von Geburt an Muslima – hatte sich offenbar über islamische Chat-Gruppen radikalisiert: "Mit 14 Jahren wollte sie unbedingt islamisch heiraten. Früher trug sie nur Kopftuch. Doch dann begann sie trotz Verschleierungsverbot, immer öfter den Niqab zu tragen. Das sorgte natürlich für Diskussionen. Sie war wütend, weil wir das nicht akzeptieren wollten. Ich dachte damals, dass es nur eine Phase ist", so ihre Mutter, die selbst zum Islam konvertiert ist.

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    privat, iStock

    Konflikte spitzten sich immer mehr zu

    Vergangenen April hatte Yasmin S. einen schweren Eingriff an der Bauchspeicheldrüse: "Da lief Sara weg, war drei Tage lang verschwunden. Zum Glück kam sie aber wieder zurück", berichtet ihre Mutter. Die Jugendliche erzählte ihrer Tante, dass sie angeblich islamisch geheiratet hatte: "Sie änderte aber immer wieder die Infos. Mal erzählte sie meiner Schwester von einem konvertierten Deutschen, dann von einem Albaner. Auch die Städte wechselten sich ab. Sie erwähnte Köln, Berlin und Mönchengladbach, aber auch München."

    Die Konflikte spitzten sich mit der Zeit immer mehr zu: "Ein paar Wochen bevor sie verschwand, nannte sie mich eine Ungläubige." Yasmin S. wusste sich nicht mehr zu helfen und schaltete die Kinder- und Jugendhilfe ein. Sara wurde im Kriseninterventionszentrum (KIZ) in Innsbruck untergebracht – von dort verschwand die 15-Jährige auch am 16. August.

    "Sie hatte Pass, E-Card und eben Bargeld bei sich. Deswegen war ich alarmiert und hatte daher die Mitarbeiter des KIZ gebeten, besonders gut auf sie aufzupassen" - Yasmin S.

    "Ich bat die Mitarbeiter dort, gut auf sie aufzupassen. Sie beruhigten mich, meinten, Sara sei gut integriert und mache voll mit", erklärt ihre Mutter. Am 15. August sah sie ihre Tochter zum letzten Mal: "Sie kam zu uns nach Hause, wollte aber nicht reinkommen. Sie holte nur ein Kuvert ab, dass sie ihrem Bruder zur Aufbewahrung gegeben hatte. Wie ich nachher erfahren habe, waren 500 Euro Bargeld darin."

    Tags darauf erzählte die 15-Jährige im KIZ, dass sie mit Freundinnen einen Ausflug in die Natur plane, kam am Abend jedoch nicht mehr zurück: "Sie hatte Pass, E-Card und eben Bargeld bei sich. Deswegen war ich alarmiert und hatte daher die Mitarbeiter des KIZ gebeten, besonders gut auf sie aufzupassen."

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      Sara (15) hatte früher ein enges Verhältnis zu ihrem Bruder.
      Sara (15) hatte früher ein enges Verhältnis zu ihrem Bruder.
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      "Ich glaube, dass sie zuerst freiwillig gegangen ist, aber jetzt festgehalten wird. Vielleicht wurde sie auch ins Ausland verschleppt" - Yasmin S.

      Seitdem fehlt von Sara jede Spur: "Sie hat alle Social-Media-Accounts gelöscht, ihre Handy-Nummer funktioniert nicht mehr." Nur ihr älterer Bruder erhielt eine geheimnisvolle Nachricht: "Über einen fremden Insta-Account schrieb ihn jemand an. Die Nachricht lautete in etwa 'Es tut mir alles so leid. Ich werde das nie wieder machen. Ich will wieder nach Hause.'"

      Ob sich Sara wirklich dem IS angeschlossen, islamisch geheiratet hat oder sich in Deutschland befindet – keine Information ist wirklich gesichert: "Alles ist möglich. Ich glaube, dass sie zuerst freiwillig gegangen ist, aber jetzt festgehalten wird. Vielleicht wurde sie auch ins Ausland verschleppt. Aufgrund einer leichten Entwicklungsverzögerung und einer leichten Wahrnehmungsstörung ist sie ein leichtes Opfer für Menschen mit bösen Absichten."

      Hinweise an die Innsbrucker Polizei

      Sara ist schlank, etwa 160 cm groß und hatte zum Zeitpunkt ihres Verschwindens rot-braun gefärbte, längere Haare. Sie hat braune Augen, trägt aber auch manchmal blaue Kontaktlinsen. Hinweise bitte an den Kriminaldienst des SPK Innsbruck unter der Telefonnummer: 059133-75 3333.