Eigentlich sind Erdbeben gerade in Regionen mit aktiven Verwerfungen, Vulkanismus und tektonischen Plattengrenzen nichts Ungewöhnliches – so auch in der Ägäis. Doch seit Wochen wird in und um der beliebten griechischen Urlaubsinsel Santorin eine auffällige Häufung solcher Erdstöße verzeichnet. Das hat die griechischen Behörden als auch internationale Forschende in Alarmbereitschaft versetzt.
Jetzt haben Wissenschaftler der Forschungsmission mareXtreme sechs mögliche Szenarien aufgezeigt, wie sich die Situation rund um Eiland entwickeln könnte. Sie gehen davon aus, dass die seismische Aktivität um Santorin möglicherweise auf vulkanische Aktivitäten, also Bewegung von Magma in der flachen Kruste, zurückzuführen sind. Eine andere Ursache könnten Bewegungen von Erdplatten sein, die zu Spannungen im Gestein und damit zu Erdbeben führen können.
"Die zahlreichen Störungszonen am Meeresboden werden durch tektonische Spannungen entlang der Plattengrenze zwischen der Afrikanischen und der Eurasischen Platte aktiviert. Diese fortlaufenden Prozesse sind auch für den Vulkanismus auf Santorini verantwortlich", so Heidrun Kopp vom GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung in Kiel und Koordinatorin der Mission. Sie warnt vor den möglichen Gefahren für die Bevölkerung, wie Hangrutchungen an steilen Küstenabschnitten - insofern die Erdbebenaktivität anhält. Außerdem könnten sehr starke Beben "Tsunamiwellen auslösen".
Für beide angenommenen Ursachen hat das Forschungsteam je drei mögliche Entwicklungen skizziert. Die Fachleute betonen jedoch, dass es derzeit "unmöglich sei, eindeutig zu bestimmen", welche der Hypothesen die seismische Aktivität verursacht.
Ist das Schwarmbeben auf tektonische Aktivitäten zurückzuführen, könnten laut den Experten folgende Entwicklungen möglich sein:
Sollte hingegen eine vulkanisch-tektonische Aktivität, also das Aufsteigen von Magma in der Kruste die Ursache sein, zeigen die Wissenschaftler Szenarien auf, von denen zwei jenen bei einer tektonischen Ursache ähneln.
Obwohl man keine genaue Vorhersage machen kann, gehen die Forscher davon aus, dass auf der Grundlage der aktuellen Daten das wahrscheinlichste Szenario ein Stillstand der Magmaintrusion ist. Damit würde die seismische Aktivität allmählich abklingen.
Im schlimmsten - jedoch auch unwahrscheinlichsten - Fall könnte es allerdings zu einem Vulkanausbruch oder großen Beben wie dem von 1956 kommen. Was das zufolge haben könnte, skizzieren die Forscher ebenfalls. Damals habe ein Beben einen Tsunami mit Wellenhöhen von bis zu 22 Metern auf der Insel Amorgos verursacht. 50 Menschen starben bei der Naturkatastrophe.
„Tsunamis könnten Küstenregionen treffen.“
Ein solches Szenario hätte heute jedoch weit schlimmere Folgen, so die Experten: "Aufgrund der dichteren Besiedlung wären stärke Auswirkungen zu erwarten: Gebäude könnten einstürzen. Tsunamis könnten Küstenregionen treffen und zu Überflutungen führen - nicht nur auf Santorini, sondern auch auf benachbarten Inseln und dem griechischen Festland."