Dortmund-Coach vor Aus
Sahin zählt sich selbst an: "Wenn ich das Problem bin…"
Nuri Sahin hat auch seine letzte Chance nicht genutzt, steht bei Dortmund vor dem Aus. Sein Verhältnis mit ÖFB-Star Marcel Sabitzer ist schwierig.
Vor dem Flug zum Tribunal der BVB-Bosse hatte Nuri Sahin fast schon aufgegeben. "Wenn ich das Problem bin oder wenn ein Trainerwechsel all die Nebenkriegsschauplätze löst, dann ist das überhaupt kein Problem", sagte der Trainer von Borussia Dortmund nach der sportlichen Bankrotterklärung des 1:2 (1:0) beim FC Bologna.
Am Mittwoch folgt nach der Landung eine Sitzung mit der Vereinsführung - die Trennung ist unausweichlich.
Vorboten gab es reichlich. Sport-Geschäftsführer Lars Ricken und Sportdirektor Sebastian Kehl wollten aber in der alten Stadionschüssel Renato Dall'Ara noch nicht final den Daumen senken. "Sie werden jetzt nicht von mir in Italien aus der Emotion heraus und aus der Hüfte eine Entscheidung mitgeteilt bekommen", gab Ricken im TV-Interview bei Prime Video zu verstehen. Kehl sprach mehrfach von einer "schwierigen Situation für alle Beteiligten. Wir werden uns in Ruhe zusammensetzen und dann eine Entscheidung treffen, wie wir weitermachen."
Sahin und Sabitzer – belastetes Verhältnis
Auf ÖFB-Legionär Marcel Sabitzer setzte Trainer Nuri Sahin zuletzt nicht wirklich. Zu 71 Minuten Spielzeit kam er in den ersten drei Matches, zuletzt in Frankfurt kam er nicht einmal von der Bank zum Zug. Dabei fehlt dem BVB ein Mentalitätsspieler wie Sabitzer, der in der Vorsaison mit starken Leistungen mitverantwortlich dafür war, dass Dortmund bis ins Champions-League-Finale kam.
Da war noch Edin Terzic Trainer, Sabitzer ging in großen Spielen wie gegen Atletico voran. Jetzt unter Sahin sind seine Leistungen schlechter. Die "Bild" berichtet, dass das Verhältnis von Sabitzer zu Sahin belastet ist und zählt den ÖFB-Legionär zu den vier größten Enttäuschungen in dieser Saison. Bezeichnend: In 23 Saisonspielen und 1.454 Spielminuten erzielte Scharfschütze Sabitzer kein einziges Tor und legte als Mittelfeldspieler auch keines auf.
Unübersehbar war, dass diese Mannschaft am Ende ist. Die Leistung bei Holstein Kiel (2:4) hatte Ricken peinlich, beschämend und unwürdig genannt, in Bologna war es keinen Deut besser. Es wirkte, als trete da in der Champions League ein eingespieltes Team gegen ein zusammengewürfeltes an.
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Matthias Sammer sprach vernichtende Worte, sie trafen Spieler und Trainer gleichermaßen. "Diese Mannschaft ist körperlich und geistig in einer Nichtverfassung", sagte Sammer in seiner immer kurioser wirkenden Doppelrolle als BVB-Berater und TV-Experte. "Sie kann leider nicht verteidigen, und angreifen kann sie auch nicht." Auf der Erdbebenskala der Kritik war das eine elf von zehn.
Ricken versuchte es deutlich gewählter, nachdem Sahin mit einer Hand in der Hosentasche sofort in die Kabine gegangen war. "Ich habe ein sehr vertrauensvolles und gutes Verhältnis zu Nuri, und er bekommt auch immer meine Rückendeckung. Aber meine Aussagen stehen natürlich", sagte er. Nämlich jene, dass sofort Ergebnisse zu liefern sind. Oder besser: zu liefern gewesen wären. "Wir wollen alle nur das Beste für Borussia Dortmund", betonte Ricken.
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Sahin will einem neuerlichen Neubeginn nach nur sieben Monaten Amtszeit nicht im Wege stehen und wirkt dabei absolut glaubhaft. "Es geht darum, dass dieser Verein endlich wieder zur Ruhe findet, dass dieser Verein wieder erfolgreich wird", sagte er. Sahin hielt den Kopf oben, auch wenn er zu resignieren schien: "Es geht nicht um meine Person. Ich bin verantwortlich, natürlich weiß ich, wie das Geschäft läuft. Aber für mich ist nur wichtig, dass Borussia Dortmund wieder erfolgreich wird."
Namen potenzieller Nachfolger werden seit Tagen diskutiert. Erik ten Hag (zuletzt Manchester United), Roger Schmidt (zuletzt Benfica Lissabon), ein Mister X - wer es auch werden soll: Vermeintliche Leistungsträger und Führungsspieler allesamt aus tiefsten Tiefs zu reißen, wird oberste Priorität haben.
Felix Nmecha, Julian Brandt, Serhou Guirassy. Jamie Gittens, Nico Schlotterbeck. Karim Adeyemi. Waldemar Anton. Alle hatten in dieser Saison schon gute Phasen, inzwischen vereint sie nur noch das lasche, teils tollpatschige Auftreten. Seine beiden Kapitäne Emre Can und Brandt stellte Sahin gar nicht mehr auf.
Für die BVB-Führungsetage mit Hans-Joachim Watzke, Ricken und Kehl (plus Sammer) gab es keine Anzeichen für Besserung. Sie haben im festen Glauben, den richtigen Trainer zu haben, Sahin nach Kiel eine weitere Chance eingeräumt - und nach der Niederlage in Frankfurt noch eine. In Bologna.
Nuri Sahin hat auch diese nicht genutzt.
Auf den Punkt gebracht
- Nuri Sahin steht als Trainer von Borussia Dortmund vor dem Aus, nachdem er auch seine letzte Chance nicht nutzen konnte und das Verhältnis zu Marcel Sabitzer schwierig ist.
- Nach der Niederlage gegen den FC Bologna und einer bevorstehenden Sitzung mit der Vereinsführung scheint eine Trennung unausweichlich, während mögliche Nachfolger bereits diskutiert werden.