Ukraine

Russischer Militärblogger getötet – wer steckt dahinter

Bei einem Anschlag in St. Petersburg wurde der russische Militärblogger Maksim Fomin getötet. Unklar ist weiterhin, wer hinter dem Tod steckt.

Der russische Militärblogger Maksim Fomin wurde bei einem Anschlag in St. Petersburg getötet.
Der russische Militärblogger Maksim Fomin wurde bei einem Anschlag in St. Petersburg getötet.
REUTERS

Maksim Fomin wurde im Zentrum von St. Petersburg getötet. Der 40-jährige Militärblogger hielt in der "Street Food Bar #1" vor gut 100 Personen einen Vortrag über seine Tätigkeit an der Front. Russischen Behörden zufolge wurden bei dem Anschlag auf Fomin 30 Personen aus dem Publikum verletzt, eine Russin (26) wurde später festgenommen.

Der Militärblogger mit 560.000 Telegram-Followern war zu Beginn der russischen Invasion des Donbass 2014 aus dem Gefängnis in Donezk ausgebrochen, hat enge Verbindungen zum Kreml und zur Wagner-Gruppe und war ein scharfer Kritiker der russischen Militärführung.

Dahinter steckt die Ukraine – oder?

Während Kiew eine Beteiligung erwartungsgemäß abstreitet, beschuldigt Moskau die ukrainischen Geheimdienste. Prominenten russischen Militärbloggern zufolge stecken ukrainische Spezialeinheiten hinter der Ermordung, nicht wenige machen Versagen der russischen Sicherheit mitverantwortlich.

Das sehen längst nicht alle so. Der Chef der mächtigen paramilitärischen Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, sagte: "Ich würde nicht dem Regime in Kiew die Schuld geben an diesen Handlungen." In der Verantwortung sieht er eher eine Gruppe von ukrainischen Radikalen, die nichts mit der ukrainischen Regierung zu tun habe.

Die Bar gehört Wagner-Chef Prigoschin

Pikanterweise gehört dem Wagner-Chef die Bar, in der der Anschlag verübt wurde. Prigoschin bestätigte, dass er der russischen ultranationalistischen Bewegung "Kiber Front Z" die Räumlichkeit angeboten hatte. Da Fomin zuvor an einer ähnlichen Veranstaltung ohne Zwischenfall teilgenommen hatte, muss man davon ausgehen, dass das Attentat absichtlich in einem Raum inszeniert wurde, der Prigoschin gehörte.

Die US-Denkfabrik ISW geht deswegen davon aus, dass der Anschlag eine Warnung des Kremls an den Wagner-Chef gewesen sein könnte. Dieser stellt die Kernaussagen des Kremls zum Ukraine-Krieg zunehmend infrage und hat sogar indirektes Interesse an der russischen Präsidentschaft signalisiert.

Nachlassende Toleranz, interne Konflikte

Auch ein Teil der russischen Militärblogger schließt nicht aus, dass die Drahtzieher des Anschlags in der russischen Führung zu finden sind. Gerade die Wagner-nahen Blogger sehen sich im Visier aufgrund ihrer Kritik am Kreml.

"Das Beste, was ein Autor eines Z-Kanals jetzt tun kann, besteht darin, Russland zu verlassen und seine Aktivitäten vom Ausland aus zu betreiben", schreibt etwa Wladislaw Pozdnyakow auf Telegram.

"Die Ermordung Fomins könnte ein Indiz dafür sein, dass Putins Toleranz gegenüber den Militärbloggern im Allgemeinen nachlässt", notiert das ISW. "Sie könnte aber auch auf Fomins Nähe zu Prigoschin zurückzuführen sein." In dem Fall dürfte der Anschlag lediglich Teil eines Abbildes von eskalierenden internen Konflikten zwischen dem Kreml und Prigoschin und Wagner sein.

1/51
Gehe zur Galerie
    <strong>22.11.2024: So will Neos-Chefin die Mindestsicherung neu aufsetzen.</strong> Beate Meinl-Reisinger spricht erstmals in "Heute" über Koalitionsverhandlungen, nötige Reformen – <a data-li-document-ref="120073911" href="https://www.heute.at/s/so-will-neos-chefin-die-mindestsicherung-neu-aufsetzen-120073911">und warum sie Entlastungen für notwendig erachtet.</a>
    22.11.2024: So will Neos-Chefin die Mindestsicherung neu aufsetzen. Beate Meinl-Reisinger spricht erstmals in "Heute" über Koalitionsverhandlungen, nötige Reformen – und warum sie Entlastungen für notwendig erachtet.
    Helmut Graf
    An der Unterhaltung teilnehmen