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Rushdie nach Attacke in Lebensgefahr und Auge verloren
In der Nacht zum Samstag gab die Polizei die Identität des Attentäters bekannt. Es handelt sich um den 24-jährigen Hadi Matar aus Fairview.
Der Autor Salman Rushdie ist nach Beobachtung mehrerer Zeugen auf einer Bühne im US-Bundesstaat New York angegriffen worden. Polizei und Einsatzkräfte seien zu dem Veranstaltungshaus im Ort Chautauqua im Westen des Bundesstaats New York gerufen worden, bestätigte die Polizei der Deutschen Presse-Agentur am Freitag.
Hängt am Beatmungsgerät
Rushdies Agent, Andrew Wylie, teilte der "New York Times" am Freitag kurz vor 19 Uhr (Ortszeit) mit, dass Rushdie an ein Beatmungsgerät angeschlossen sei und nicht sprechen könne. "Die Nachrichten sind nicht gut", sagte er. Rushdie werde wahrscheinlich ein Auge verlieren, die Nerven in seinem Arm wurden durchtrennt, und seine Leber sei durchstochen und beschädigt worden.
„Wegen seines Werks "Die satanischen Verse" war Rushdie einst mit einer Fatwa belegt worden, die zu seiner Tötung aufforderte.“
Die New Yorker Gouverneurin Kathy Hochul sagte, Rushdie sei am Leben und erhalte die Versorgung, "die er braucht". Der Arzt Martin Haskell, einer der Ersthelfer, bezeichnete Rushdies Verletzungen als ernst, aber eine Genesung sei möglich.
Die Polizei nahm einen Verdächtigen fest und veröffentlichte seinen Namen. Der Attentäter wurde als Hadi Matar, 24, aus Fairview, New Jersey, identifiziert. Ein Motiv oder eine Anklage wurden von der Polizei noch nicht bestätigt, schreibt "BBC" in der Nacht zum Samstag.
In Hals und Unterleib gestochen
Rushdie wurde mindestens einmal in den Hals und einmal in den Unterleib gestochen. Er wurde mit einem Helikopter in ein Spital in Erie, Pennsylvania, gebracht. Der Schriftsteller wurde notoperiert, wie die Polizei und sein Agent bestätigten. Weltweit war das Entsetzen groß.
Der Interviewer Henry Reese, der ebenfalls auf der Bühne war, erlitt eine leichte Kopfverletzung und wurde ebenfalls in ein örtliches Spital gebracht. Reese ist Mitbegründer einer gemeinnützigen Organisation, die von Verfolgung bedrohten Schriftstellern im Exil Zuflucht gewährt.
"Die satanischen Verse" brachten ihm Fatwa
Wegen seines Werks "Die satanischen Verse" (1988) war Rushdie einst mit einer Fatwa belegt worden, die zu seiner Tötung aufforderte. Einige Muslime fühlten sich durch das Werk in ihrem religiösen Empfinden verletzt. Irans Revolutionsführer Ajatollah Khomeini erließ ein islamisches Rechtsgutachten, das zur Tötung Rushdies und all derer aufrief, die an der Verbreitung des Buches beteiligt waren. Ein japanischer Übersetzer wurde später tatsächlich getötet. Rushdie musste untertauchen, erhielt Polizeischutz.
Rushdie wollte in Chautauqua gerade einen Vortrag beginnen, als er angegriffen wurde. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AP sah, wie ein Mann die Bühne stürmte und zehn bis 15 Mal auf den 75-Jährigen einschlug oder einstach. Der Autor wurde zu Boden gedrückt oder stürzte zu Boden, der Angreifer wurde festgenommen.
Junger Mann gilt als Verdächtiger
Ein im Internet veröffentlichtes Video zeigt den Moment, in dem Menschen unmittelbar nach dem Vorfall auf die Bühne stürmen, und die Polizei erklärte, ein Arzt im Publikum habe Rushdie Erste Hilfe geleistet. "Mehrere Mitarbeiter der Veranstaltung und Zuschauer stürzten auf den Verdächtigen und brachten ihn zu Boden", sagte ein Sprecher. Ein Polizist habe den 24-Jährigen daraufhin festgenommen.
Der Saal mit Hunderten Menschen, die den Vortrag hören wollten, wurde geräumt. Ein Augenzeuge, der Rabbiner Charles Savenor, sagte, der Angriff habe etwa 20 Sekunden gedauert. Eine andere Augenzeugin, Kathleen James, sagte, der Angreifer sei schwarz gekleidet gewesen und habe eine schwarze Maske getragen.
US-Senator über Angriff schockiert
Der Angriff auf den Autoren Salman Rushdie bei einer Veranstaltung in Chautauqua im US-Bundesstaat New York hat Entsetzen ausgelöst. Der US-Senator und Mehrheitsführer der Demokraten im Senat, Chuck Schumer, schrieb am Freitag auf Twitter: «Dieser Angriff ist schockierend und entsetzlich. Er ist ein Angriff auf die Rede- und Gedankenfreiheit, die zwei Grundwerte unseres Landes und der Chautauqua-Institution sind.» Er hoffe, dass sich Rushdie schnell und vollständig erhole und der Täter zur Rechenschaft gezogen werde.
Stephen King
Der weltbekannte Autor Stephen King hat sich ebenfalls auf Twitter zu Wort gemeldet und hofft, dass es dem Autoren gut geht. Rushdie wurde im Jahr der indischen Unabhängigkeit 1947 in der Metropole Mumbai (damals Bombay) geboren. Er studierte später Geschichte am King’s College in Cambridge. Seinen Durchbruch als Autor hatte er mit dem Buch "Mitternachtskinder" ("Midnight’s Children"), das 1981 mit dem renommierten Booker Prize ausgezeichnet wurde.
Ritterschlag der Queen erhalten
Drohungen und Boykotte gegen literarische Veranstaltungen, an denen Rushdie teilnahm, gab es immer wieder. Dass Rushdie 2007 von Königin Elisabeth II. zum Ritter geschlagen wurde, löste im Iran und in Pakistan Proteste aus. Ein pakistanischer Minister sagte, die Ehrung rechtfertige Selbstmordattentate.
Bezeichnet sich als Atheist
Rushdie wurde als Kind nicht praktizierender Muslime in Indien geboren und sieht sich selbst als Atheist. Er setzt sich seit Jahren lautstark für Meinungsfreiheit ein. Unter anderem stellte er sich 2015 hinter das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo", nachdem Islamisten die Redaktion gestürmt und mehrere ihrer Mitglieder getötet hatten. In "Charlie Hebdo" waren unter anderem Karikaturen des Propheten Mohammed erschienen.