Wien

360 €! So viel musst du in Wien fürs Wohnen mehr zahlen

Im April steht eine massive Mieterhöhung ins Haus. Eine 80m2-Wohnung kostet dann 360 Euro mehr im Jahr. 808.000 Wiener sind betroffen.

Yvonne Mresch
Teilen
Im April sollen die Mieten massiv steigen. Arbeiterkammer und Mietervereinigung fordern eine Reaktion der Bundesregierung.
Im April sollen die Mieten massiv steigen. Arbeiterkammer und Mietervereinigung fordern eine Reaktion der Bundesregierung.
Symbolbild: iStock

Wohnen wird immer teurer. Auf Mieter in ganz Österreich kommt ab April eine enorme Belastungswelle zu. Die Erhöhung der Mietzinse werde diesmal massiv sein, warnen Arbeiterkammer und Mietervereinigung Wien. Die Richtwertmieten sollen um 5,85 Prozent steigen, die Kategoriemieten um 5,47 Prozent. Das bedeutet für eine Million Mieter eine Erhöhung von 104 Millionen Euro.

In Wien trifft es 808.000 Personen in 396.000 Haushalten. Für eine Wohnung in der Größe von 80 Quadratmetern zahlt man 360 Euro mehr im Jahr. Hinzu kommen steigende Betriebskosten. Sich die eigenen vier Wände noch leisten zu können, wird zur Herausforderung. "Corona-Wellen, Lockdowns: viele Mieter sind an oder über ihre finanzielle Grenze gestoßen. Wir sehen das auch in unseren Beratungen – seit einem Jahr ist die Nachfrage nach unseren Mietzinsüberprüfungen enorm hoch", so Elke Hanel-Torsch, Vorsitzende der Mietervereinigung Wien.

"Mieter zahlen, Immobilienbranche casht"

Thomas Ritt, Leiter der Abteilung Kommunal und Wohnen der Arbeiterkammer Wien, spricht zudem von einer "extremen Schieflage": Auf der einen Seite stünden die Mieter, auf der anderen Seite die Immobilienbranche. Die Mieteinnahmen Letzterer sind seit 2008 um über 100 Prozent gestiegen - von zwei auf vier Milliarden zwischen den Jahren 2008 und 2020. "Die Mieter werden ausgesackelt – geht’s noch? Vier Milliarden. Das muss man sich in absoluten Zahlen auf der Zunge zergehen lassen", so Ritt. "Nach über einem Jahrzehnt der Krisen sehen wir, dass bei mittleren und unteren Einkommen große Knappheit herrscht. Die Mittelschicht hat Probleme, aber auch die besser Verdienenden können sich mittlerweile nur schwer eine Eigentumswohnung leisten. Gleichzeitig casht die Immobilionbranche ab."

Nicht nur die Mieten, auch die Energiekosten sind im vergangenen Jahr drastisch gestiegen, die Jahresinflation hat sich erhöht. Aber genau die Inflation ist die Messzahl, die bestimmt, wie hoch die Mieten steigen sollen. "Das bedeutet, die Mieter zahlen hohe Mieten und hohe Energiekosten, das wirkt sich auf die Inflation aus und weil die Inflation hoch ist, sollen sie wiederum teure Mieten zahlen", kritisiert Ritt. "Das ist ein Teufelskreis."

Hälfte der privaten Mietverträge ist befristet

Ein wesentliches Problem stellen laut Arbeiterkammer und Mietervereinigung die vielfach befristeten Mietverträge dar. Die Hälfte aller privaten Mietverträge ist derzeit befristet, bei Neuabschlüssen betrifft es drei von vier Verträgen. Mietern werde dadurch das Recht genommen, einzuklagen - aus Angst, dass der Vertrag nicht verlängert wird, so Ritt. "Es kann nicht sein, dass ein befristeter Vertrag zum Regelmietvertrag geworden ist", bekräftigt Hanel-Torsch und berichtet von einer alleinerziehenden Mutter, die sich ihre 80 Quadratmeter große Wohnung nicht mehr leisten kann. Auf der Suche nach einer neuen, kleineren Wohnung stößt die Frau nur auf befristete Mietverträge und Wohnungen zu völlig überteuerten Preisen. "Sie kann also nicht umziehen, in ihrer aktuellen Wohnung aber auch den Mietzins nicht überprüfen, weil der Vertrag befristet ist. Hier häufen sich die Probleme an." AK-Abteilungsleiter Ritt sieht ein wesentliches Problem zudem in mittlerweile "unleistbaren Neubauten" und spricht dabei von Wohnungen von 30 Quadratmetern, die für 700 Euro vermietet werden bis hin zu 80 Quadratmeter Wohnungen, für die die Mieter 2.400 Euro monatlich investieren müssen.

53 Prozent von Wohnkosten belastet

Im Herbst 2021 führte die Mietervereinigung eine Befragung der Mitglieder durch. Das Ziel: herauszufinden, wie sich die Wohnsituation in den letzten Jahren verändert hat. Die Ergebnisse seien alarmierend, so Hanel-Torsch. 53 Prozent der Befragten gab an, von den Wohnkosten sehr oder ziemlich stark belastet zu sein. Ein Viertel kam mit Einkommenseinbußen durch die Krise und jeder Dritte kennt jemanden persönlich, der die Miete teilweise nicht mehr bezahlen kann. "Hier besteht akuter Handlungsbedarf. Wird jetzt nicht gehandelt, wird es im April noch teurer", appelliert die Vorsitzende.

Arbeiterkammer und Mietervereinigung appellieren an Regierung

"Mieter sollen entlastet und nicht noch zusätzlich belastet werden und dafür braucht es Maßnahmen", stellt Hanel-Torsch klar. Arbeiterkammer und Mietervereinigung fordern einen Stopp der Mietzinsanhebung bei den Richtwert- und Kategoriemieten, ein Ende der befristeten Verträge für Immobilienkonzerne, Versicherungen und andere große Wohnungsbesitzer sowie das Ende des "wohnpolitischen Stillstandes". Dazu gehöre, so Ritt, die Neuregelung der Maklerprovisionen. "Im Regierungsprogramm wurden Maßnahmen angekündigt, von denen wir noch nichts gesehen haben. Mir ist bewusst, dass wir eine Pandemie haben, aber auch andere Projekte, wie die Steuerreform, konnten durchgesetzt werden."

Erhöhungen werden im März veröffentlicht

Veränderungen im Mietrecht sind nur auf Bundesebene möglich. Was Wien machen kann? "Die Bundesregierung auffordern, Maßnahmen zu setzen", so Ritt. "Wir würden uns außerdem wünschen, dass alle Beteiligten einmal eingeladen werden", ergänzt Hanel-Torsch. "Wir wurden nie gefragt und kennen doch die Probleme der Mieter aus erster Hand".

Im Vorjahr hat die Regierung aufgrund des Drängens von AK und Mietervereinigung die Anpassung der Richtwert- und Kategoriemieten ausgesetzt, um Mieter in der Corona-Pandemie zu entlasten. Gewöhnlich werden sie alle zwei Jahre per 1. April an die Inflation angepasst. Heuer würde nun eine saftige Erhöhung ins Haus stehen. Die Erhöhung der Richtwert- und Kategoriemieten veröffentlicht das Justizministerium im März.

1/52
Gehe zur Galerie
    <strong>17.11.2024: Heeres-Blamage: Unser Luftraum ist völlig ungeschützt.</strong> Österreich kann seinen eigenen Luftraum nicht mehr verteidigen. Die Eurofighter können nicht abheben, <a data-li-document-ref="120072835" href="https://www.heute.at/s/heeres-blamage-unser-luftraum-ist-voellig-ungeschuetzt-120072835">obwohl die Jets selbst einsatzbereit wären &gt;&gt;</a>
    17.11.2024: Heeres-Blamage: Unser Luftraum ist völlig ungeschützt. Österreich kann seinen eigenen Luftraum nicht mehr verteidigen. Die Eurofighter können nicht abheben, obwohl die Jets selbst einsatzbereit wären >>
    Bundesheer / OTS
    Mehr zum Thema