Er nimmt seinen (!) Hut
Rücktritt! Dornauer wirft nach Skandal Flinte ins Korn
Die Skandal-Jagd an der Seite von René Benko wurde für Georg Dornauer zum Schuss ins Knie. Jetzt tritt Tirols SPÖ-Chef unter massivem Druck zur Seite.
"Schorsch, es ist vorbei!", richtete Tirols FPÖ-Landeschef Markus Abwerzger dem SPÖ-Landeshauptmann-Stellvertreter Georg Dornauer bereits am Dienstag aus. Dieser stand selbst aus den eigenen Reihen unter massivem Beschuss. Mehrere gewichtige Genossen, darunter Bundesparteiobmann Andreas Babler, legten dem 41-jährigen Sozialdemokraten in aller Freundschaft den Abgang nahe.
Dornauer zog am Mittwoch schließlich selbst die Reißleine. Um kurz nach 11 Uhr trat er für eine "persönliche Erklärung" vor die Presse: Rücktritt als Vize-Landeschef und von der Parteispitze!
"Trete zur Seite"
"Bei aller schiefen Optik und nachvollziehbarem Unverständnis möchte ich festhalten, dass kein Gesetzesbruch stattgefunden hat". Er habe keine Einladung angenommen, nur eine Freundin auf einen Jagdausflug begleitet, sagte Dornauer. Das bedeute auch nicht, dass er René Benkos Historie goutiere.
Bilder: Georg Dornauer erklärt Rücktritt als Landesvize
Deshalb sehe er bis heute keinen Rücktrittsgrund, er erkenne aber den Unmut in der Partei an – und bringt sich deshalb aus der Schusslinie. "Als Sozialdemokrat akzeptiere ich diese momentane mehrheitliche Stimmungslage", betonte er und stellte klar: "Ich trete nicht zurück, sondern zur Seite".
Ein kompletter Abgang aus der Landespolitik wird es nämlich nicht: Dornauer bekundete mit Verweis auf seine Vorzugsstimmen sein Direktmandat im Tiroler Landtag behalten. Er wolle sich aus den hinteren Reihen der Partei "engagiert" einbringen.
Als Nachfolger schlage er – so war es im Vorfeld auch kolportiert worden – den Tiroler ÖGB-Chef Philip Wohlgemuth vor. Dieser soll ab Mitte Dezember erster Landeshauptmann-Stellvertreter werden. Bürger und Genossen könnten sicher sein, dass eine geordnete Übergabe stattfinden werde, gelobte Dornauer.
Der 37-jährige Wohlgemuth ist bereits im Landtag und hat das Koalitionspapier mit der ÖVP ausgehandelt. Er galt deshalb auch als Wunschkandidat der Tiroler Schwarzen.
Rückblick: Dornauers Jagd-Skandal
Das Erinnerungsfoto an eine feine Jagdgesellschaft wurde für den skandalanfälligen Georg Dornauer zum letzten Schuss ins Knie. Am Montag enthüllte die "Kronen Zeitung" das Bild der Öffentlichkeit.
Darauf ist der Tiroler SPÖ-Chef zu sehen, wie er stolz mit Hand am Geweih eines erlegten Hirsches, Jägerhut samt "Beutebruch" auf dem Kopf, posiert. Das alleine warf schon genug Fragen auf, denn gegen Dornauer besteht seit 2019, als er ein geladenes Gewehr im offenen Porsche liegen gelassen hatte, ein aufrechtes Waffenverbot. Der "Beutebruch", ein Tannenzweig, ist in alter Waidmannstradition jedoch eine Auszeichnung, die einzig dem erfolgreichen Schützen vorbehalten ist. Hatte Dornauer den Hirsch geschossen? Das wäre ein klarer Gesetzesbruch.
Für die mehr als schiefe Optik sorgte aber auch die Gesellschaft, mit der sich der Sozialdemokrat auf der Pirsch umgab. Neben einem befreundeten Hotelier und einem Kind, zeigte das Foto auch einen grinsenden René Benko – ausgerechnet jener Milliarden-Bankrotteur, der für die größte Wirtschaftspleite Österreichs verantwortlich ist, war auch der Gastgeber.
Aufgenommen wurde das Foto nämlich am 28. September, dem Tag vor der Nationalratswahl, im weststeirischen Stüblergut. Dieses exklusive Jagdrevier hatte Benkos inzwischen eingestürztes Signa-Imperium im Jahr 2020 um 30 Millionen Euro gekauft, damit den inzwischen verstorbenen Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz ausgestochen.
"Habe nicht geschossen", "Nicht mein Hut"
Und was sagte Dornauer dazu? Von der "Krone" damit konfrontiert, stritt er zunächst ab, auf der Jagd gewesen zu sein. Erst mit Hinweis auf das Beweisfoto gab er demnach zu, mit Benko unterwegs gewesen zu sein, betonte: "Ja, aber ich habe nicht geschossen …" Und wieso trug er dann den "Beutebruch"? "Es ist nicht mein Hut ...", erklärte er. Er habe aus Jux und Tollerei mit einem anderen Anwesenden geschmückt.
Das angebliche Hütchenspiel sorgt für Verwunderung und Ärger, besonders unter der Jägerschaft. Sich mit den Auszeichnungen eines anderen zu schmücken, gilt als verpönt. Waidmänner sprechen von "respektlosem Umgang" und einem Affront. "Brauchtum wie die Brüche entstammen der alten Jagdkultur und sind bis heute ein wichtiger Bestandteil vieler Jagdtraditionen", heißt es seitens des NÖ Jagdverband zum "Kurier".
Ob Dornauer nicht nur zum Hut mit "Beutebruch", sondern auch zur Waffe gegriffen hat, beschäftigt jetzt die Staatsanwaltschaft Graz.