Politik

Multi-Millionäre fetzen sich im ORF um Besteuerung

Wolfgang Rosam und Marlene Engelhorn verbindet nur eines: Reichtum. Im ORF stritten die Multi-Millionäre jetzt um die Verteilung des lieben Geldes.

Roman Palman
Streit unter Multimillionären im ORF: Marlene Engelhorn debattierte Wolfgang Rosam in "3 am Runden Tisch" über die Besteuerung der Reichen am 19. Mai 2023.
Streit unter Multimillionären im ORF: Marlene Engelhorn debattierte Wolfgang Rosam in "3 am Runden Tisch" über die Besteuerung der Reichen am 19. Mai 2023.
Screenshot ORF

Explosive Diskussion in der ORF-Talkshow "3 am Runden Tisch" Freitagabend zum Thema "Teuerung – sollen die Reichen mehr zahlen?". Bei Moderatorin Patricia Pawlicki kam es zu wilden Wortgefechten zwischen Millionenerbin Marlene Engelhorn (31) und self-made Millionär Wolfgang Rosam (66). 

Im Dunstkreis der oberen Zehntausend prallten zwei völlig unterschiedliche Welten aufeinander. Schnell wurde klar: diese beiden werden keine Freunde mehr. 

Die Wiener Germanistik-Studentin, die aus dem Nachlass ihrer milliardenschweren, Ende September 2022 verstorbenen Oma einen zweistelligen Millionenbetrag erhalten hat, sprach sich auch bei diesem ORF-Auftritt erneut offen für eine massive Besteuerung der Vermögen der Reichen in Österreich aus. Engelhorn ("Ich bin nicht nur wohlhabend, ich bin richtig reich, das ist ein wichtiger Unterschied") will ihr Erbe nicht behalten, das machte sie auch gegenüber Rosam mehr als deutlich.

Streit unter Multimillionären im ORF: Marlene Engelhorn debattierte Wolfgang Rosam in "3 am Runden Tisch" über die Besteuerung der Reichen am 19. Mai 2023.
Streit unter Multimillionären im ORF: Marlene Engelhorn debattierte Wolfgang Rosam in "3 am Runden Tisch" über die Besteuerung der Reichen am 19. Mai 2023.
Screenshot ORF

"Der Staat ist kein guter Verwalter"

Sie sieht ein systemisches Problem: der Geldadel werde quasi durchs Nichtstun immer reicher, während normale, arbeitende Bürger immer größere Lasten zu tragen hätten. Als Aktivistin setzt sie sich deshalb dafür ein, dass der Staat etwa in Form von Erbschaftsteuer und Vermögenssteuer für eine Umverteilung des Reichtums vom heimischen "obersten Prozent" in Richtung der Armen sorgt. 

Für Ex-Sebastian-Kurz-Berater Rosam, der von einem tiefen Misstrauen gegenüber dem Staat geprägt ist, ist das völlig unverständlich. So wurde der Schlagabtausch vor den TV-Kameras schnell hitzig. Beide Debattanten fielen sich mehr als nur einmal ins Wort, schenkten sich nichts. Moderatorin Pawlicki musste sogar schlichtend eingreifen und die Diskussion beruhigen.

"Frau Engelhorn, der Staat ist kein guter Manager. Der Staat ist kein guter Verwalter, der Staat gibt regelmäßig zu viel Geld aus", erteilte der Unternehmer jeglicher Idee von staatlicher Umverteilung eine belehrende Abfuhr. 

Streit unter Multimillionären im ORF: Marlene Engelhorn debattierte Wolfgang Rosam in "3 am Runden Tisch" über die Besteuerung der Reichen am 19. Mai 2023.
Streit unter Multimillionären im ORF: Marlene Engelhorn debattierte Wolfgang Rosam in "3 am Runden Tisch" über die Besteuerung der Reichen am 19. Mai 2023.
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"Das ist nahe an der Blasphemie"

Und: "Mir fehlt der Respekt, den Sie Menschen gegenüber entgegenzubringen haben, die in ihrem Leben mit ihrer Leistung, mit ihrer Arbeit, sich ein Vermögen oder kleinen Reichtum erarbeitet haben. Diesen Respekt haben Sie nicht, weil Sie das nicht selbst erarbeitet haben! Sie erben etwas und führen hier das große Wort, dass wir alle Vermögenssteuer und Erbschaftssteuer brauchen [...] Das ist nahe an der Blasphemie, was Sie hier betreiben", donnerte Rosam.

Auch welches Label er seinem Gegenüber aufdrückte, wurde im Laufe des Streitgesprächs mehr als deutlich: "Sie sprechen wie eine Marxistin", "Das ist doch kommunistisch, was Sie hier sagen."

Der 66-Jährige sieht in Österreich eine bedauernswerte Neidgesellschaft vorherrschen und plädierte auf Freiwilligkeit, wenn es darum geht, dass Reiche armutsgefährdeten Normalbürgern unter die Arme greifen. Er könnte sich etwa vorstellen, 30 Familien finanziell zu unterstützen ("Mache ich sofort") und versuchte Engelhorn zu einer ebensolchen Zusage zu drängen.

Streit unter Multimillionären im ORF: Marlene Engelhorn debattierte Wolfgang Rosam in "3 am Runden Tisch" über die Besteuerung der Reichen am 19. Mai 2023.
Streit unter Multimillionären im ORF: Marlene Engelhorn debattierte Wolfgang Rosam in "3 am Runden Tisch" über die Besteuerung der Reichen am 19. Mai 2023.
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"Der Status Quo ist der Beweis"

Die stieg darauf aber nicht ein. Die Multi-Millionärin machte mehr als deutlich, dass es ihr Anliegen sei, dieses systemische Problem der Ungleichheit zu lösen. Denn an diesem grundlegenden Ungleichgewicht würde sich auch nichts ändern, wenn sie selbst fast ihr gesamtes Vermögen spenden würde – etwas, das sie ohnehin vorhat. Die von Rosam beschworene gönnerhafte Freiwilligkeit sah sie kritisch, denn diese führe nur zu Abhängigkeit der Armen von der Lust und der Laune der Reichen. 

Streit unter Multimillionären im ORF: Marlene Engelhorn debattierte Wolfgang Rosam in "3 am Runden Tisch" über die Besteuerung der Reichen am 19. Mai 2023.
Streit unter Multimillionären im ORF: Marlene Engelhorn debattierte Wolfgang Rosam in "3 am Runden Tisch" über die Besteuerung der Reichen am 19. Mai 2023.
Screenshot ORF

"Der Witz ist ja der: Der Status Quo ist der Beweis, dass sich die reichen Menschen offensichtlich nicht dafür interessieren, dafür zu sorgen, dass es Familien gut geht. Wenn reiche Menschen das Problem nicht lösen – was offensichtlich der Fall ist, denn wenn sie die Welt retten wollten, dann hätten sie das schon gemacht, die Kohle ist schon da – dann brauchen wir ein System, das dafür sorgt, dass man Menschen zur Rechenschaft und zu Verpflichtung zieht, wo sie hingehören", argumentierte sie.

"Ich vertraue dem Staat nicht blind!"

Rosams tief sitzende Ablehnung gegenüber allem, was die staatliche Verwaltung von Geldern angeht – "Ich zahle 55 Prozent Einkommenssteuer. Ich bin morgen bereit, 70 Prozent oder mehr zu zahlen, wenn es dort ankommt, wo es gebraucht wird. Und ich sage Ihnen, der Staat schafft das nicht!" –, teilte Engelhorn nicht:

"Ich vertraue dem Staat nicht blind, glaube aber, dass es wichtig ist, dass wir ein System haben, das funktioniert. Insofern als, dass ich mich nicht drauf verlassen will, dass PrivateigentümerInnen nach Gutdünken mit dem Geld tun und lassen können, was sie wollen, ohne, dass es eine Transparenz gibt."

Streit unter Multimillionären im ORF: Marlene Engelhorn debattierte Wolfgang Rosam in "3 am Runden Tisch" über die Besteuerung der Reichen am 19. Mai 2023.
Streit unter Multimillionären im ORF: Marlene Engelhorn debattierte Wolfgang Rosam in "3 am Runden Tisch" über die Besteuerung der Reichen am 19. Mai 2023.
Screenshot ORF

"Wo wir uns völlig einig sind,..."

Einen einzigen gemeinsamen Nenner fand der Unternehmer dann aber doch zwischen sich und seiner oftmals von seinen Aussagen sichtlich irritierten Kontrahentin: "Wo wir uns völlig einig sind, ist, dass die Gelder, das Vermögen, in unserem Land ungerecht verteilt ist. Ich bin genauso wie Sie dafür, dass ein reiches Land wie Österreich, sich schämen muss, wenn es zu viele arme Menschen gibt, die sich morgen ihre Miete nicht mehr leisten können."

Das war es dann auch schon, denn in seinen Augen hätten nicht die Reichen durch höhere Abgaben dafür zu sorgen, dass hier geholfen wird, sondern "die Gesellschaft".

Streit unter Multimillionären im ORF: Patricia Pawlicki führte durch ihre Sendung "3 am Runden Tisch".
Streit unter Multimillionären im ORF: Patricia Pawlicki führte durch ihre Sendung "3 am Runden Tisch".
Screenshot ORF

Zum Abschluss des rund 30 minütigen TV-Streits konfrontierte Fernsehjournalistin Patricia Pawlicki den Unternehmer noch mit der Frage, wie er es fände, wenn eines seiner beiden Kinder, das Erbe verschenken würde.

Rosam: "Wenn es sie glücklich macht: Tausend Rosen. Wenn sie damit glauben, dass sie dadurch ein besserer Mensch sind und wenn das das Ziel ihres Lebens ist, dann sollen sie das machen. Dafür ist das Erbe da, aber ich möchte nicht, dass der Staat über uns verfügt, was wir zu tun haben." Trotz erklärter Toleranz behagte ihm die Idee aber sichtlich nicht.

Ein Ende mit Augenrollen

"Das ist ja auch ein schöner Ausgang für dieses Gespräch...", suchte Pawlicki dann doch ein einendes Ende der Debatte zu finden, nur um von der verärgerten Engelhorn sofort unterbrochen zu werden: "Ungleichheit zu zementieren?! Da wäre ich nicht so sicher!"

Streit unter Multimillionären im ORF: Marlene Engelhorn debattierte Wolfgang Rosam in "3 am Runden Tisch" über die Besteuerung der Reichen am 19. Mai 2023.
Streit unter Multimillionären im ORF: Marlene Engelhorn debattierte Wolfgang Rosam in "3 am Runden Tisch" über die Besteuerung der Reichen am 19. Mai 2023.
Screenshot ORF

Die ORF-Moderatorin setzte gleich zur Kurskorrektur an: "Können wir nicht diesen versöhnlichen Gedanken nehmen, dass ich sage: Herr Rosam hat von Ihnen heute vielleicht doch etwas gelernt?" Weil, so Pawlicki, der Unternehmer es seinen Kindern freistelle, das ererbte Vermögen so einzusetzen, wie es sie glücklich machen, selbst wenn das hieße, dass es verschenkt werde...

Irrgläubig konterte die Studentin: "Also das Mindestmaß an Eigenständigkeit? Ich finde es schade, dass wir uns nicht darauf einigen können, dass man Ungleichheit nicht mit der Geburt zementieren sollte!" Die letzte Reaktion des 66-Jährigen sprach Bände: Rosam rollte nur mit den Augen und schüttelte milde lächelnd den Kopf:

Streit unter Multimillionären im ORF: Marlene Engelhorn debattierte Wolfgang Rosam in "3 am Runden Tisch" über die Besteuerung der Reichen am 19. Mai 2023.
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