Wien

Rettung blockiert – Klima-Kleber geben Fehler zu

Mittwochmorgen haben Klima-Kleber den Verkehr am Verteilerkreis lahmgelegt und dabei auch einen Rettungseinsatz blockiert. Der Patient starb später.

1/6
Gehe zur Galerie
    Am 10. Mai blockierte die Letzte Generation den Verteilerkreis auf Höhe der Ausfahrt Simmering.
    Am 10. Mai blockierte die Letzte Generation den Verteilerkreis auf Höhe der Ausfahrt Simmering.
    Letzte Generation Österreich

    Seit mehr als einer Woche stört die Letzte Generation im Rahmen ihrer großen Protestwelle den Morgenverkehr in Wien. So klebten die Aktivisten auch am Mittwoch wieder auf der Straße und legten den Verteilerkreis und auch den Praterstern lahm. Dabei kam es nicht nur zu brutalen Szenen, sondern auch zu einer tragischen Wende.

    Wie die Polizei in einer Aussendung berichtete, wurde bei der Aktion in Favoriten auch ein Rettungsfahrzeug behindert, das gerade zu einer Reanimation zu einem Patienten nach Niederösterreich alarmiert worden war. Erst nach der Intervention der Exekutive sei die Fahrbahn für das Rettungsauto freigemacht worden.

    Am späten Nachmittag wurde nun bekannt, dass der Patient im Zuge des Einsatzes verstorben ist. Eine Frage rückt damit ins Zentrum: Ist das die schreckliche Folge der Klebe-Blockade, oder wäre für den älteren Mann ohnehin jede Hilfe zu spät gekommen?

    Rettung: "Geht immer um Menschenleben"

    Corina Had, Sprecherin der Berufsrettung, zeigte sich in ihrer offiziellen Stellungnahme zurückhaltend: Aufgrund des Vorfalls am Verteilerkreis sei der Wagen zwar "einige Minuten später angekommen", doch könne man nicht einschätzen, ob der Mann aufgrund des Zeitverlusts verstorben sei.

    Später wurde bekannt, dass die Crew eines Notarzthubschraubers noch vor den Wiener Rettern am Einsatzort angekommen war und den 65-jährigen Patienten versorgt hatte. Der genaue Todeszeitpunkt und wie dieser mit der Blockade zusammenfällt, ist Gegenstand laufender Erhebungen. Dennoch beton Had: "Es geht bei uns leider immer um Menschenleben!"

    Die Aktivisten – insgesamt wurden neun von ihnen festgenommen – werden jedenfalls wegen des Zwischenfalls nun auch nach § 89 Strafgesetzbuch wegen Gefährdung der körperlichen Sicherheit angezeigt. Im Falle einer Verurteilung drohen bis zu drei Monate Haft oder eine Geldstrafe von bis zu 180 Tagessätzen.

    Doch was sagt die Letzte Generation selbst dazu?

    Klima-Kleber dementieren erst...

    Die Aktivisten der Letzten Generation stellten sich gegenüber der Nachrichtenagentur APA gegen die Vorwürfe, womöglich den Tod eines Menschen (mit)verschuldet zu haben. Am Verteilerkreis sei nach "Auskunft der Menschen weit und breit kein Rettungsfahrzeug in Sicht" gewesen.

    Sprecher David Sonnenbaum erklärte dazu: "Sollten uns die Polizei oder andere Menschen auf ein Einsatzfahrzeug hinweisen, dann machen wir natürlich die Spur auf." Zudem würde man vor jedem Protest die Rettungsleitstellen kontaktieren und über angehende Proteste informieren.

    .. und gestehen dann doch Fehler ein

    "Vor jedem Protest kontaktieren wir weiters die Rettungsleitstellen und informieren über angehende Proteste", so Sprecher David Sonnenbaum. Gegenüber "Heute" beteuerte er zudem, dass man "immer auf höchstmögliche Sicherheit bei Planung und Durchführung" der Blockaden achte.

    Und, so der Aktivisten-Sprecher weiter: Am Verteilerkreis hätten mehrere Rettungsfahrzeuge über die Busspur der Haltestelle Altes Landgut den Protest ohne Verzögerung passieren können.

    "Heute" fragte bei der Wiener Berufsrettung nach, ob das wirklich immer so sei: "Heute nicht", widerspricht Corina Had. Zumindest für ihre Leitstelle könne sie sagen, dass am heutigen Mittwoch durch die Klima-Kleber "keine Verständigung stattgefunden" habe.

    Später gestand die Letzte Generation doch ein, sich falsch verhalten zu haben. Ein anderer Sprecher, Florian Wagner, gab gegenüber der APA zu, dass "ein Fehler passiert ist". Man habe eben nicht erst die Blaulichtorganisationen vorgewarnt: "Wir haben heute in der Hektik vor der Aktion nicht in der Leitstelle der Rettung angerufen und über unsere Aktion informiert."

    "Blut an deren Händen"

    Die Politik reagiert jedenfalls mit einem Aufschrei über die Blockade des Rettungsautos. Obwohl immer noch ungeklärt ist, ob die Verspätung des Rettungswagens tödlich für den 65-Jährigen gewesen sei, wird das in den Reaktionen von Blau und Türkis / Schwarz oft schon so als Faktum dargestellt:

    "Spätestens seit heute haben die Klimaterroristen ein Menschenleben auf dem Gewissen", donnerte der Wiener FPÖ-Chef, Stadtrat Dominik Nepp. Er forderte von Innenminister Gerhard Karner, diese Aktionen umgehend zu stoppen und "endlich hart durchzugreifen, damit nicht noch mehr Menschen sterben müssen".

    "Das einzige was bei diesen Klima-Terroristen klebt, ist Blut an deren Händen", giftete auch der frühere – vor Ibiza – Abgeordnete und geschäftsführende Klubobmann der FPÖ, Johann Gudenus, auf Facebook.

    ÖVP-Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm: "Es ist genau das passiert, was wir seit Wochen befürchten, ein Mensch hat sein Leben verloren. Es muss endgültig Schluss sein mit dieser sinnlosen Klimakleberei, sie kann Leben kosten, sie rettet keine."

    "Nach den bisherigen Informationen ist jetzt der schlimmste anzunehmende Fall eingetreten. Es ist erschütternd, dass diese Gefahr von den Beschwichtigern einfach weggelächelt wurde. Meine Gedanken sind bei den Hinterbliebenen", richtete auch Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (VP) in Folge aus.

    1/66
    Gehe zur Galerie
      <strong>23.12.2024: "Drecks.." und "faule Blade" – Aufregung um ORF3-Chef.</strong> ORF3-Chef Peter Schöber wird etwa Rassismus, Homophobie und Mobbing vorgeworfen. <a data-li-document-ref="120079903" href="https://www.heute.at/s/dreckau-und-faule-blade-aufregung-um-orf3-chef-120079903">Die ORF-Personalabteilung prüft nun rechtliche Konsequenzen &gt;&gt;&gt;</a>
      23.12.2024: "Drecks.." und "faule Blade" – Aufregung um ORF3-Chef. ORF3-Chef Peter Schöber wird etwa Rassismus, Homophobie und Mobbing vorgeworfen. Die ORF-Personalabteilung prüft nun rechtliche Konsequenzen >>>
      Ferrigato Roland / Verlagsgruppe News / picturedesk.com
      An der Unterhaltung teilnehmen