Coronavirus

Restaurant umgeht Sperrstunde: "Bin ein Schlitzohr"

In der Schweiz müssen Restaurants Corona-bedingt um 19 Uhr schließen. Ein Lokal mit dazugehörigem Hotel hat sich jedoch was einfallen lassen.

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    Das Restaurant "feRUS" muss um 19 Uhr nicht für alle Gäste schließen.
    Das Restaurant "feRUS" muss um 19 Uhr nicht für alle Gäste schließen.
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    "Leb dein Leben wie gehabt", steht in einem Werbe-E-Mail, das mehrere Twitter-User des Gastronomie-Unternehmen Sinnvoll Gastro aus Luzern erhielten – kurz nachdem Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga am Freitag die neuen Corona-Maßnahmen des Bundes verkündet hatte. Das zum Unternehmen gehörende Hotel und Restaurant Ferus in Emmen bietet seinen Gästen im Mail an, ein "Proforma-Zimmer" zu buchen und damit die Sperrstunde zu umgehen. "Wir sorgen dafür, dass alles beim Alten bleibt", heißt es dazu.

    "Ich bin ein Schlitzohr"

    Die Reaktionen darauf ließen nicht lange auf sich warten. "Ich hoffe, die kriegen eine saftige Busse", heißt es von einem User auf Twitter. Ein anderer bezeichnet das Verhalten als asozial. Auch der Schweizer Nationalrat Martin Bäumle kommentiert: "Wenn das stimmt: bedenklich und traurig!"

    Philippe Giesser von Sinnvoll Gastro bestätigt, dass das Unternehmen solche Zimmer anbiete. "Der Ausdruck Proforma ist etwas ungünstig gewählt, das sehe ich jetzt ein", sagt er zu den Vorwürfen. Er sehe sich aber aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen, diese "spitzfindige" Idee umzusetzen, um seine Angestellten weiterhin beschäftigen zu können – auch wenn das bedeute, die geltenden Maßnahmen zu umgehen. "Ich bin ein Schlitzohr." Die "Idee" sei es aber schon, dass die Gäste nach dem Essen über Nacht bleiben. Auch wenn das Wort Zimmer im Newsletter in Anführungszeichen geschrieben ist.

    Trick als letzte Chance

    Man habe im Ferus bereits 60 Reservationen für den Samstag gehabt, als der Bund am Freitag die neuen Regeln bekanntgegeben habe. So bliebe nichts mehr übrig, als die bereits gekauften Nahrungsmittel zu verschenken. "Aber unsere Taschen sind halt auch leer." Wenn es möglich werde, werde er für das Ferus die Härtefallverordnung des Bundes in Anspruch nehmen.

    Dass die Corona-Situation derzeit gefährlich sei, sehe er ein. "Aber es ist halt ein Abwägen zwischen Gesundheit und Wirtschaft."

    Anders sieht das eine Leser-Reporterin, die mit einem Tweet auf das Angebot des Restaurants aufmerksam gemacht hatte: "Wir, die uns an die Regeln halten, stehen schlecht da. Und dann kommen solche Restaurant-Betreiber und machen, was sie wollen."

    Ob das Angebot des Ferus legal sei oder nicht, wisse sie nicht. "Aber korrekt ist es nicht. Schließlich sei die Gastro nicht die einzige Branche, die derzeit leide. Dass man sich in Restaurants durch Aerosole mit dem Coronavirus anstecken könne, sei auch bei eingehaltenem Schutzkonzept klar.

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      Karl Schöndorfer / picturedesk.com