Politik
"Solange ich Vorsitzende bin"– Rendi-Ansage an Doskozil
Der erste 1. Mai nach Corona dürfte weniger ausgelassen gefeiert werden als geplant; interne Querelen überschatten für die SPÖ den Tag der Arbeit.
Der Tag der Arbeit, der 1. Mai, geht heuer unter ganz besonderen Vorzeichen über die Bühne. Kaum jemals war die SPÖ so zerstritten wie aktuell. Während die Basis über eine Mitgliederbefragung ausdrückt, wem sie die Führung der Partei am ehesten zutraut, deklarieret sich alles was Rang und Namen hat als Unterstützer einer der drei Kandidaten.
Einziger Ex-Kanzler etwa, der nicht hinter Pamela Rendi-Wagner steht, ist ausgerechnet jener, der sie ins Amt gehievt hat: Christian Kern erklärte sich als Unterstützer von Hans Peter Doskozil. Dafür hagelte es von Rendi-Wagner prompt Kritik via Zeitungs-Interview. Kern mangele es an "Charakterstärke und Standfestigkeit", befand sie. Andreas Babler konzentrierte sich indes auf seine Basis-Tour.
Der "höchste Feiertag der SPÖ" wird also mit Spannung erwartet. Er startet bereits in der Früh mit Märschen aller Bezirksorganisationen zum Rathausplatz, wo es am frühen Vormittag dann Reden von Rendi, Bürgermeister Ludwig und Co. geben wird. Schon am Vorabend stellte sich die Parteichefin den Fragen von Martin Thür in der "Zeit im Bild 2".
Wankelmut
Stimmt der Kurs? "Er stimmt sicherlich nicht, wenn wir die Querschüsse der letzten viereinhalb Jahre betrachten", gesteht Rendi-Wagner gleich einleitend ein, diese hätten auch sie selbst als Vorsitzende geschwächt. Warum man diesen "schmerzhaften Prozess" jetzt mache: Damit diese Streitereien und Querschüsse jetzt endlich ein Ende haben. "Das ist das Wichtigste, Herr Thür. (...) So kann man auch keine Wahlen gewinnen."
Nach dem Sonderparteitag im Juni soll eines klar sein: Es müsse endlich Ruhe einkehren. Alle Konzepte für die derzeitigen Probleme liegen auf dem Tisch, aber die "kann ich mir auf den Hut stecken", wenn man die Inhalte nicht ordentlich kommunizieren kann. "Wir hätten hier sehr viel zu tun." Ein großer Unterschied zu ihren Herausforderern sei, dass sie täglich politische Arbeit zu leisten habe, sich deswegen keine Zeit für eine Wahlkampf-Tour herausnehmen kann.
Kein Gegner in eigenen Reihen
Zu ihrem Zwist mit Christian Kern: Fehlende Charakterstärke sei kein Vorwurf von ihr gewesen, sondern nur eine Beobachtung. Die Meinung von Kern über Doskozil habe sich um 180 Grad gedreht; "dann ist das wankelmütig", legt Rendi-Wagner nach. Diese Beobachtung hätten viele Personen gemacht. Eine aktive Funktion habe Christian Kern in der Partei nicht und das werde sich auch nicht ändern, "solange ich Parteivorsitzende bin". Vielleicht habe Doskozil ja eine Funktion für ihn, stellt sie in den Raum.
"Wir sollten langsam erkennen, dass der wahre politische Gegner nicht in den eigene Reihen sitzt", mahnt sie im Vorfeld des 1. Mai, bei dem auch Doskozil und Babler Willkommen seien.