Welt
Rekruten der Drogenmafia müssen Menschenfleisch essen
In Mexiko tobt der Drogenkrieg. Die Methoden, wie die verfeindeten Banden ihre Mitglieder ausbilden, werden immer brutaler.
Seit Jahren bekriegen sich die kriminellen Gruppierungen im Kampf um die Vorherrschaft im Drogengeschäft in Mexiko. Ein schockierendes und verstörendes Video beleuchtet jetzt die grausame Art und Weise, wie die Drogenkartelle ihre Rekruten erziehen und ausbilden. Neue Anwärter sollen sogar zu Kannibalismus gezwungen werden
Wie "The Daily Beast" berichtet, ist auf dem Video ein Mann zu sehen, der das Herz eines rivalisierenden Gangmitglieds verspeist. Der Mann, der über seinem gefesselten Opfer kniet, gehört dem Jalisco-Kartell an. Das Jalisco-Kartell hat seinen Hauptsitz in der gleichnamigen mexikanischen Stadt und wird von einem der meistgesuchten Drogenbarone der Welt geführt. Nemesio Oseguera ist ein 55-jähriger ehemaliger Polizist. Er wird auch El Mencho genannt, was so viel heisst wie der Grausame.
Drohung an Rivalen
Die verstörenden Szenen wurden am helllichten Tag mit einem Mobiltelefon gefilmt. Im Hintergrund soll ebenfalls zu sehen sein, wie auf einen weiteren Körper eingestochen werde. Die getöteten Personen gehörten dem verfeindeten Sinaloa-Kartell an. Joaquín Guzmán, auch bekannt als El Chapo, führte das Sinaloa-Kartell jahrelang an.
Dr. Robert J. Bunker, ein Analyst, der die Kartelle Mexikos untersucht, sagt, dass genau das der Punkt sei. Die öffentliche Zurschaustellung dieser Taten sei als Drohung für das rivalisierende Kartell gedacht. In den Ausbildungslagern für die Anwärter des Kartells gehört das Üben solcher Grausamkeiten zur Tagesordnung.
Gewaltspirale unter Banden
Der niederländische Anthropologe, Teun Voeten, bezeichnet die immer brutalere Vorgehensweise unter den Banden als eine Gewaltspirale. Laut Voeten habe es bis 2006 in Mexiko auch keine Enthauptungen gegeben. "Nach den ersten Vorfällen begannen auch andere kriminelle Gruppen Enthauptungen zu begehen, und es entstand ein Teufelskreis aus Nachahmung und Eskalation extremer Gewalt", so Teun, der selbst auch als Kriegsberichterstatter in Mexiko gedient hatte.
Ein Mitglied des Jalisco-Kartells erklärte gegenüber "The Daily Beast", dass sich die Praxis, Menschenfleisch zu essen, in den Trainingslagern oder auch Terrorschulen des Jalisco-Kartells zu einem Teil des Lehrplans etabliert habe. Sie würden die Personen rekrutieren und dann anfangen, mit ihnen zu arbeiten. Sie bringen ihnen Foltertaktiken bei, wobei das Opfer nicht verblutet und nicht stirbt. Bevor die Rekruten lernen, wie man einen Körper verschwinden lässt, wird von ihnen erwartet zum Beispiel die abgetrennten Finger der Opfer zu verspeisen.
Wer sich übergibt, wird geschlagen
Später folgen auf Finger auch andere Körperteile wie zum Beispiel die Organe der Getöteten. "Sie müssen eines dieser Stücke vor dem Chef essen. Sie müssen es tun, ohne zu reagieren oder sich zu übergeben, oder sie werden geschlagen", erzählt das Mitglied. Auch aussteigen sei keine Option. Wie Mike Virgil, ehemaliger Beamter bei der Drogenbehörde DEA, sagt: "Der einzige Weg raus, ist mit den Füssen voran", so Virgil. Gemeint ist damit, dass man nur in einem Sarg die Organisation verlassen kann.
Ziel sind "emotionslose Tötungsmaschinen"
Mike Virgil berichtet auch, dass die Rekruten teilweise neben Leichen schlafen müssten, das solle sie abhärten und in "emotionslose Tötungsmaschinen" verwandeln.
Kannibalismus bezeichnet der Anthropologe Vouten als die ultimative Machtdemonstration. Sinn dahinter ist, der vorhergehenden Niederlage im Kampfe eine zusätzliche Demütigung hinzuzufügen. "Es ist eine kalkulierte Strategie, Feinde einzuschüchtern und zu unterwerfen", so Vouten. Den unaufhaltbar scheinenden Krieg unter den Drogenkartellen und die steigende Brutalität beschreibt er als "eine Art Olympiade der Grausamkeit und des Sadismus".