Tierisches Geflatter
Rekord und Stockerlverteidiger bei den Wintervögeln
Die Stunde der Wintervögel verbuchte heute einen neuen Teilnahmerekord, aber einen alten Gewinner.
Auch die 16. "Stunde der Wintervögel" war ein voller Erfolg und durfte sogar einen neuen Teilnahmerekord verbuchen. Die größte Mitmachaktion des Landes konnte insgesamt, sage und schreibe, 26.897 Vogelbegeisterte mobilisieren, die Flattermänner (- und Damen) in unseren Dörfern und Städten zu zählen.
Wien und Oberösterreich
Vor allem in Wien und Oberösterreich machten besonders viele Hobby-Ornithologen mit und haben offenbar die harmonische Stunde vorm Futterhäuschen richtig genießen können. Weniger überraschend war allerdings der gezählte Sieger, denn die Kohlmeise führte bereits im letzten Jahr die Rangliste der häufigsten, österreichischen Wintervögel an. Dicht auf den Fersen jedoch der Haus- und Feldsperling, aber auch der Bergfink war seit 2016 wieder vermehrt am zwitschern.
Durchschnittlich waren knapp 31 Vögel pro Zählort zu beobachten – fast so viele wie im Vorjahr. Die Gesamtzahlen blieben über die letzten fünf Jahre stabil, im langfristigen Vergleich nimmt die Anzahl der Wintervögel in den Gärten jedoch ab. Alle Detailergebnisse findest du HIER.
Das Ranking im Überblick
1. Platz: Die Kohlmeise (4,7 Tiere tummeln sich durchschnittlich in den Gärten Österreichs)
2. und 3. Platz: Der Hausspatz und der Feldsperling (Diese beliebten Vögel sind in beinahe der Hälfte aller Gärten zu beobachten)
4. Platz: Die Amsel (Für den traurigen Rückgang von beispielsweise 19 Prozent in Ostösterreich könnte die Infektion mit dem sogenannten Usutu-Virus verantwortlich sein. Immer wieder wird aufgrund dessen ein richtiges Amselsterben dokumentiert.)
Der Bergfink trumpft auf
Ein Highlight der diesjährigen Zählung war der Bergfink, der mit 37.398 Individuen österreichweit Platz sieben belegte. In Oberösterreich erreichte er sogar Platz vier in Salzburg und Tirol Rang fünf.
„Der Bergfink hat die Beobachter in diesem Jahr besonders erfreut! Zuletzt konnten wir 2016 einen so starken Einflug von Bergfinken beobachten“
"Das vermehrte Auftreten hat sich schon in den Wochen vor der 'Stunde der Wintervögel' abgezeichnet", zeigt sich Hofer erfreut. Dieser attraktive Wintergast brütet in den Nadel- und Birkenwäldern Skandinaviens. Im Winter sucht er bevorzugt nach Bucheckern, was ihn manchmal in großen Zahlen bis nach Mitteleuropa führt. Ein reiches Angebot an Bucheckern machte die Regionen nördlich des Alpenhauptkamms in diesem Winter offensichtlich besonders attraktiv für diesen Wintergast. Ergiebige Schneefälle zum Jahreswechsel führten dort dann dazu, dass die Bergfinken in großen Zahlen die Futterstellen im Siedlungsgebiet aufsuchten.
Der Kernbeißer mag Österreich auch
In den nordwestlichen Bundesländern wurde der Kernbeißer nahezu doppelt so häufig gesichtet wie in den vergangenen fünf Jahren. Auch Daten aus anderen Quellen deuten auf einen verstärkten Einflug dieser Art aus nordöstlichen Regionen Europas hin.
Grünling im Sinkflug
Während der ehemalige Stammgast an der Futterstelle in den ersten Jahren der Vogelzählaktion noch in jedem zweiten Garten beobachtet werden konnte, findet man ihn mittlerweile nur mehr an jedem fünften Zählort. Dem hübschen, grüngelben Finkenvogel macht seit Jahren die Vogelkrankheit Trichomoniasis zu schaffen. Hervorgerufen wird sie von einzelligen Parasiten, die vor allem Finkenvögel, und unter diesen insbesondere Grünlinge, befallen.
Ein ganz besonderer Gast
Ein Zähler freute sich bei der heurigen "Stunde der Wintervögel" über eine ganz besondere Vogelart: Er konnte einen Tienschan-Laubsänger auf seine Zählliste setzen – einen Brutvogel der Bergwälder Zentralasiens. Dieser kleine Vogel zieht im Winter eigentlich nach Süd-Asien und konnte überhaupt erst zum zweiten Mal in Österreich beobachtet werden. Der erste Nachweis in unserem Land gelang im Herbst 2022. Es kommt selten, aber doch regelmäßig vor, dass einzelne Individuen verschiedener Zugvogelarten von ihrer Zugroute abkommen und fernab des üblichen Verbreitungsgebiets auftauchen.
Im Durschschnitt zehn Vögel weniger pro Garten
An den diesjährigen Zähltagen vom 4. bis 6. Jänner 2025 hielten sich im Schnitt rund 31 Vögel in den heimischen Gärten auf. Das waren in etwa gleich viele wie im Vorjahr (32 Vögel). Während die durchschnittliche Zahl der Vögel pro Garten seit 2020 stabil geblieben ist, zeigt der langfristige Vergleich (2011 bis 2025) einen Abwärtstrend.
In den ersten fünf österreichweiten Zähljahren wurden noch über 40 Vögel pro Garten registriert, während in den letzten Jahren die Zahlen nur mehr um die 30 Vögel pro Garten schwankten.
Woran liegt es?
Das winterliche Auftreten der Vögel in unseren Städten und Dörfern wird von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst, welche sowohl die für Vögel typischen Bestandsschwankungen als auch den langfristig negativen Trend erklären können:
• Milder werdende Winter spielen dabei eine zentrale Rolle: Vor allem in Tieflagen bleiben geschlossene Schnee- und Eisdecken über längere Zeiträume aus. Dadurch finden viele Vogelarten weiterhin ausreichend Nahrung in Wäldern. Dies betrifft insbesondere samenfressende Waldvogelarten wie Buchfink, Tannenmeise oder Kleiber.
• Häufiger auftretende Baummastjahre: Durch die Klimakrise häufen sich Baummastjahre – das sind Jahre, in denen bestimmte Baumarten besonders viele Samen tragen. Sie sind als Stressreaktion der Bäume zu deuten. Während Baummastjahre meist dazu führen, dass die Vögel in den Wäldern viel Nahrung finden und deshalb in geringeren Zahlen zu den Futterstellen kommen, kann sich in manchen Jahren der gegenteilige Effekt ergeben: Die vielen Samen im Wald können nämlich Gäste aus dem Norden anlocken. So dürfte das heurige Buchenmastjahr in den nordwestlichen Teilen des Landes zu den hohen Zahlen an Bergfinken in dieser Region geführt haben.
• Der Zuzug von Vögeln aus dem Norden spielt bei vielen Arten, darunter auch beim heurigen "Siegervogel", der Kohlmeise, eine wesentliche Rolle. Dieser kann Jahr für Jahr sehr unterschiedlich ausfallen. Die Schwankungen hängen stark vom Nahrungsangebot, den Wetterbedingungen und dem Bruterfolg in den nördlichen Herkunftsregionen ab. Besonders auffällig war in diesem Jahr der Einflug des Bergfinks.
• Lebensraumverschlechterungen für Vögel in den Städten und Dörfern, wie die zunehmend naturfern gestalteten Gärten, der Verlust alter Baumbestände und die ungebremste Verbauung, dürften sich ebenso negativ auf die Bestände der Siedlungsvögel auswirken. Eine davon besonders betroffene Art ist der Haussperling, dessen Zahlen über die Jahre stetig zurückgegangen sind. Er hält sich ganzjährig in Städten und Dörfern auf und sein Vorkommen wird nicht durch Witterungsverhältnisse, Samenangebot im Wald oder Zuzug aus dem Norden beeinflusst.
Wer die komplette Auswertung und alle Ergebnisse einsehen möchte, kann dies HIER tun.
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Auf den Punkt gebracht
- Die 16. "Stunde der Wintervögel" verzeichnete einen neuen Teilnahmerekord mit 26.897 Vogelbegeisterten, wobei die Kohlmeise erneut als häufigster Wintervogel in Österreich bestätigt wurde.
- Trotz stabiler Zahlen in den letzten fünf Jahren zeigt der langfristige Vergleich einen Rückgang der Wintervögel in den Gärten, was auf Faktoren wie mildere Winter, Baummastjahre und Lebensraumverschlechterungen zurückzuführen ist.