Wien
Rekord! Caritas half diesen Winter so viel wie noch nie
Ende April läuft die Winternothilfe der Stadt aus. Die Caritas zieht Bilanz: Die Nachfrage war enorm, 9.000 Anrufe erreichten das Kältetelefon.
Von einem "absoluten Rekordwinter" spricht die Caritas in einer ersten Bilanz, bevor die verschiedenen Hilfsangebote ab Ende April wieder im Sommermodus laufen. Die kalte Jahreszeit ist für Obdachlose besonders hart, Aufenthalte im Freien bei Minusgraden sogar lebensgefährlich. Und die Probleme steigen mit den aktuellen Krisen.
525 Menschen nutzten Notquartiere
"Die Not ist mit Rekordinflation und Teuerungen gestiegen, die Nachfrage nach unserer Hilfe war und ist enorm", so Caritas Wien Chef Klaus Schwertner. "Doch die gute Nachricht lautet: Obwohl die Temperaturen vergleichsweise moderat geblieben sind, hat nicht nur die Not zugenommen, sondern auch die Hilfe hat rekordverdächtige Ausmaße erreicht. Und diese Hilfe muss und wird weitergehen. Denn Obdachlosigkeit setzt betroffene Menschen weiterhin unter Druck – Winter wie Sommer."
Insgesamt konnten 525 Menschen in den vergangenen Monaten einen Schlafplatz in Notquartieren nutzen. Dennoch sind nach Schätzungen der Caritas einige hundert Menschen in Wien aus unterschiedlichen Gründen akut obdachlos. Mobile Angebote sorgen dafür, dass auch jenen Menschen geholfen wird, die nicht in Notquartieren und Tageszentren erreicht werden können.
9.000 Anrufe beim Kältetelefon
Neben dem mobilen Ärzteteam vom "Louisebus" und den Suppenbussen sind dafür vor allem die Streetwork-Teams essentiell. Damit die Hilfe in Form von winterfesten Schlafsäcken, Winterkleidung und warmen Decken zu den betroffenen Menschen kommt, ist die Caritas auf Unterstützung angewiesen. 85 Freiwillige saßen diesen Winter am Kältetelefon und nahmen über 9.000 Anrufe entgegen. Dadurch konnten 380 akut obdachlose Menschen in ein Notquartier gebracht oder vermittelt werden.
Auch in den 39 Wärmestuben der Caritas war die Nachfrage so groß wie noch nie: An 355 Öffnungstagen wurden mehr als 17.500 Besuche gezählt – beinahe 7.000 mehr als im Vorjahr. Stark nachgefragt werden auch die vier erstmals angebotenen Frauenwärmestuben. Besucht werden sie von wohnungslosen Menschen genauso wie von Menschen, die zwar eine Wohnung, aber keine finanziellen Mittel mehr haben, diese ausreichend zu heizen. Ein ähnliches Bild zeigt sich beim "Canisibus", dem Suppenbus der Caritas. Auch hier kommen immer mehr armutsbetroffene Menschen, die noch ein Dach über dem Kopf haben. Rund 34.400 Mahlzeiten wurden in den vergangenen Monaten ausgegeben.
Medizinisches Angebot stark nachgefragt
In der Obdachloseneinrichtung "Gruft" wurden seit Anfang November 32.806 Mahlzeiten ausgegeben, 5.702 Mal fanden obdachlose Menschen dort während der letzten Monate ein warmes Bett. Auch das medizinische Angebot des Louisebus wurde gut genutzt: 990 Menschen konnten in den Wintermonaten von freiwillig tätigen Ärzten medizinisch versorgt werden, insgesamt wurden 2.644 Behandlungen durchgeführt.
Das Thema Wohnungslosigkeit ist in Zeiten steigender Miet- und Energiepreise aktuell wie noch nie. Für immer mehr Menschen sind die Kosten kaum noch zu bewältigen. Das P7, die Erstanlaufstelle der Caritas Wien für wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen, feiert dieses Jahr ihr 20-jähriges Bestehen. In diesen 20 Jahren haben sich mehr als 63.700 Menschen hilfesuchend an das P7 gewandt. "Immer mehr Menschen bangen darum, ihre Wohnkosten stemmen zu können. Bereits im vergangenen Jahr sind die Delogierungen um 20 Prozent gestiegen. Um Menschen vor Obdachlosigkeit zu schützen, braucht es dringend langfristige strukturelle Entlastungen wie eine grundlegende Reform der Sozialhilfe Neu oder eine langfristige Unterstützung im Bereich immer stärker steigender Mieten", so Schwertner.
Bis Ende April ist das Caritas Kältetelefon in Wien unter 01/480 45 53 noch erreichbar. Wer spenden möchte, kann das unter www.gruft.at oder auf folgendes Konto tun:
Caritas Spendenkonto
IBAN: AT163100000404050050
BIC: RZBAATWW
BLZ 31000
Kennwort: "Gruft Winterpaket"