Wien
"Reine Abzocke" – Zwangs-Trinkgeld bei Würstelstand
Die vier Prozent, die bei einem Würstelstand automatisch der Rechnung aufgeschlagen werden, bringen die Wiener zum Toben.
Erst setzte ein hippes Naschmarkt-Lokal automatisch zehn Prozent Servicepauschale auf die Rechnung, nun findet diese Praxis an immer mehr Orten in Wien Einzug. Das Argument: Leute würden wegen der Teuerung kein Trinkgeld mehr geben.
Naschmarkt-Lokal kassiert automatisch 10 Prozent Trinkgeld >>
Auf viele Personen wirkte es etwas kurios, als bekannt wurde, dass seit Kurzem selbst ein Wiener Würstelstand automatisch einen Extrabetrag von vier Prozent in Rechnung stellt. Begründet wird das auch dort damit, dass Kunden frewillig immer weniger Trinkgeld geben würden. Deswegen die Servicepauschale.
"Das ist auf der Speisekarte ausgewiesen", völlig legal und lasse sich durch Angebot und Nachfrage rechtfertigen, erklärte Betreiber Josef Bitzinger in der "Kronen Zeitung". Die gesamte Summe komme seinem Personal zugute.
"Heute"-Straßenumfrage – so denken die Wiener über Zwangs-Trinkgeld:
"Ohne mich"
Die Reaktionen auf dieses Vorgehen fallen trotzdem alles andere als gemischt, sondern einhellig negativ aus. "7 (sieben) Euro für ein Käsekrainer-Hotdog (2 Euro teurer als 2021) und dazu noch 4% 'Servicepauschale'. Kann man machen...nur halt ohne mich", wettert ein Twitter-User über den entsprechenden "Heute"-Artikel. Dafür erntet er regen Zuspruch. Auch das Kommentarfeld unter dem Bericht und jenes auf Facebook quillten mit hunderten Reaktionen förmlich über.
"Reine Abzocke"
"Man könnte aber auch gleich ein anständiges Gehalt zahlen...", rät ein User dem Betreiber. Womöglich handelt es sich dabei nur um den Promi-Aufschlag, mutmaßt ein anderer, der an den Besuch von "Rolling Stones"-Star Mick Jagger dort erinnert. Einem ist auch einfach unklar, wofür man Trinkgeld geben sollte: "Welchen Service bekomme ich mit dieser Pauschale! Man reicht mir die Wurst rüber. Und aus. Reine Abzocke!"
Albert Bors, Vizebürgermeister der Stadtgemeinde Wolkersdorf im Weinviertel, fordert: "Man müsste die Kollektivverträge endlich ordentlich anheben für die Branche. Was man im Krisenfall für Ansprüche hat, wenn man vorher vom nicht registrierten Trinkgeld gelebt hat, hat Corona eindrücklich gezeigt. Nicht umsonst wollen immer weniger im Service-Bereich arbeiten."