Wirtschaft

Regierungs-Experte warnt vor Verknappung am Strommarkt

Am Mittwoch wurde die Strompreisbremse fixiert, Experten beurteilen dies grundsätzlich positiv. Trotzdem brauche es fundamentale Änderungen im System.

Leo Stempfl
Unter anderem wegen der Dürre fehlt am europäischen Markt Strom.
Unter anderem wegen der Dürre fehlt am europäischen Markt Strom.
Getty Images/iStockphoto

Der Strommarkt ist aktuell Thema Nummer 1. Doch nicht nur die horrenden Rechnungen – die nun durch die Preisbremse abgefedert werden sollen – machen Sorgen. In Zeiten großer Schwankungen steigt auch die Gefahr für Blackouts. Dazu kommt noch der Klimawandel, durch den extreme Hitzeereignisse häufiger werden und die Infrastruktur (wie etwa erst am Mittwoch in Kalifornien) an ihre Grenzen bringen.

Zu der Frage, wie sicher unser Stromnetz wirklich ist, war deswegen der ehemalige Chef der Regulierungsbehörde E-Control, Walter Boltz, bei Corinna Milborn auf "Puls24" zu Gast. Er ist zudem Berater der grünen Energieministerin Leonore Gewessler. Mit in der Runde war auch der Technischer Direktor der APG, Gerhard Christiner. Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher war im Laufe des Gesprächs ebenfalls per Video zugeschalten.

Verknappung bemerkbar

Boltz sieht die Strompreisbremse grundsätzlich positiv, weil es eine sehr einfache, finanzielle Entlastung ist. "Insgesamt sollte jeder davon profitieren." Auch Christiner ortet darin Anreize, Strom zu sparen. Er hat aber auch eine schlechte Nachricht: Etwa wegen der anhaltenden Dürre merke man bereits eine Verknappung am europäischen Strommarkt, die eben zu jenen Preissprüngen führt.

Ein weiterer Faktor sind die französischen Atomkraftwerke, die wegen fehlenden Wassers nicht ausreichend gekühlt werden können. Nur etwa ein Drittel ist deswegen derzeit am Netz. Einen Blackout "sehen wir derzeit nicht", beruhigt der APG-Direktor jedoch. "Was drohen könnte, wäre eine Art Strommangellage." Sollte dieses Szenario eintreten, müsse man auf Reserven zurückgreifen, die aber auch beschränkt sind. Der letzte Schritt wäre eine Energielenkung, wodurch spezifische Gruppen vom Netz genommen werden – zuletzt natürlich Haushalte und kritische Infrastruktur.

Minister wirft ein Auge

In Niederösterreich führt die aktuelle Regelung dazu, dass Personen für das Stromverbrauchen sogar Geld zurückerhalten, anstatt dafür zu zahlen. Martin Kocher denkt trotzdem, dass sich das Konzept bewähren wird. Auch werde man "ein Auge darauf werfen", dass Energieversorger jetzt nicht einfach ihre Preise auf den maximalen Betrag erhöhen.

Was die Energiepreise betrifft braucht es vor allem auf europäischer Ebene eine Lösung. Insbesondere eine Entkopplung des Strompreises von jenen für Gas sei dringend notwendig. Mittelfristig müsse ein ein neues Marktdesign her.

Der Wien Energie attestiert Boltz "schlechtes Krisenmanagement". Andere Unternehmen hätten diesen Preissprung bereits kommen sehen und dementsprechend ihre Kauf-Volumen gesenkt. Die Wien Energie hat das offenbar nicht getan und hatte deswegen kein Geld mehr, die Sicherheitsleistungen dafür aufzustellen.

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    Karl Schöndorfer / picturedesk.com
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