Jahrhundertkatastrophe

"Regenbombe" flutet Dubai: "So sieht die Sintflut aus"

In Dubai wütete ein noch nie gesehenes Sintflut-Unwetter. An einem Tag fiel so viel Regen wie sonst in zwei Jahren. Zu viel für die Metropole.

"Regenbombe" flutet Dubai: "So sieht die Sintflut aus"
Am 16. April wurde die arabische Metropole Dubai von noch nie erlebten Regenmengen geflutet.
- / AFP / picturedesk.com

Heftige Unwetter haben den Vereinigten Arabischen Emiraten binnen 24 Stunden fast die durchschnittliche Regenmenge von zwei vollen Jahren (!) gebracht und am Flughafen Dubai für chaotische Szenen gesorgt.

Besatzungen könnten wegen der Überschwemmungen das Flugfeld nicht erreichen, teilte der Flughafen am Mittwoch mit. In Ras al-Chaimah kam ein 70-Jähriger nach Polizeiangaben ums Leben, als sein Auto von den Wassermassen mitgerissen wurde.

Dubai registrierte allein am Dienstag 142 Liter Regen pro Quadratmeter. Dazu kamen Hagel und Sturm. In Fudschaira im Osten der Emirate wurden sogar 145 Liter Regen gemessen.

"Regenbombe" flutet Dubai – die Bilder

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    Am 16. April wurde die arabische Metropole Dubai von noch nie erlebten Regenmengen geflutet. An einem Tag gab es so viel Niederschlag wie sonst in zwei Jahren.
    Am 16. April wurde die arabische Metropole Dubai von noch nie erlebten Regenmengen geflutet. An einem Tag gab es so viel Niederschlag wie sonst in zwei Jahren.
    IMAGO/Bestimage

    Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur WAM war das der höchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen 1949. Bereits am Montag waren etwa 20 Liter Regen gefallen. Die durchschnittliche Regenmenge am Flughafen Dubai, einem der geschäftigsten der Welt, liegt bei 94,7 Litern.

    Flughafen: "NICHT herkommen"

    Der Flughafen und wichtige Straßen standen binnen Stunden unter Wasser. Flugzeuge fuhren auf überschwemmten Rollbahnen. Am Dienstagabend durften keine Maschinen mehr landen. Passagiere hatten Probleme, zu den Terminals zu kommen. Ein Ehepaar nannte die Situation am Flughafen ein "absolutes Gemetzel".

    Der Flughafen in Dubai schreibt bei X am Mittwoch: "Wir empfehlen Ihnen, NICHT zum Flughafen zu kommen, wenn es nicht absolut notwendig ist. Flüge werden weiterhin verschoben oder umgeleitet."

    Blackouts in der Stadt

    Auch in der Stadt selbst ging nichts mehr. "Viele Restaurants und Straßen waren überflutet. Überall blockierten im Wasser liegengebliebene Autos die Straßen. In Hotels gab es Stromausfälle", schildert Guido Schmitz-Krummacher gegenüber "20 Minuten".

    "Es ist das absolute Chaos hier. Einheimische berichten zwar über einzelne extreme Wetterverhältnisse in der Vergangenheit, aber so etwas hätten sie in Dubai seit 15 Jahren nicht mehr gesehen, sagen sie."

    Angst vor Geo-Engineering

    "So sieht die Sintflut aus", kommentiert ORF-Meteorologe Daniel Schrott die verstörenden Bilder von beinahe völlig untergegangenen Fahrzeugen auf der Autobahn.

    "Da haben sie es mit dem Impfen (Cloud Seeding) vielleicht ein bisschen übertrieben", spekuliert er über eine mögliche künstliche Ursache. Dabei ist nicht einmal sicher, dass diese Methode der künstlichen Abregnung wirklich signifikant wirkungsvoll ist.

    Schrott verweist allerdings auch auf US-Wetterexperte Jeff Berardelli, der eine andere Hauptursache für die Jahrhundertkatastrophe benennt: "Die massive Regenbombe in Dubai [...] ist auf ein blockierendes [Wetter]lage und einen sich langsam bewegenden südlichen Jetstream mit eingebetteten Störungen zurückzuführen."

    Zur gleichen Zeit war ein Tiefdrucksystem über den Golf von Oman und Persischen Golf hinweggezogen. Durch den Sturm war eine riesige Menge an Staub über der Region in die Atmosphäre gewirbelt worden.

    "Staub ist auch ein Wolkenauslöser, wir nennen ihn Kondensationskerne. Wie kann man also sicher sein, dass die vom Menschen verursachten Wolkenauslöser dafür verantwortlich sind, wenn über dem Gebiet eine Wüste voller Staub schwebt?", hinterfragt Berardelli die vielen "Cloud Seeding"-Spekulationen und geäußerten "Geo Engineering"-Ängste.

    Auch den Klimawandel könne man nicht außer Acht lassen, erinnert er: Nach Ansicht von Brian Brettschneider ist ein 1-in-100-Jahres-Ereignis in Dubai 61 Liter. Dies war mehr als das doppelte davon. Durch die Klimaerwärmung werden die Regenereignisse stärker, vor allem die bereits von sich aus extremsten Ereignisse."

    "Kein Cloud Seeding"

    Das Nationale Meteorologiezentrum (NCM), das für Cloud Seeding Missionen in den Emiraten verantwortlich ist, bestreitet die Darstellung in einem "Bloomberg"-Bericht, dass während dem Jahrhundertunwetter solche Einsätze geflogen wurden.

    Der stellvertretende Generaldirektor Omar Al-Yazeedi widersprach deutlich: "Eines der Grundprinzipien des Cloud Seeding ist, dass man auf Wolken in ihren Frühstadien, bevor es regnet, zielen muss. In einer schwere Unwetterlage ist es bereits zu spät für jegliche Seeding-Operationen."

    NCM-Video: So funktioniert Cloud Seeding (englische Untertitel):

    In den Wochen davor waren die Flieger wie immer zahlreich unterwegs. Die Emirate fliegen jedes Jahr mehr als 300 Regen-Einsätze, 2020 waren es 390. Allerdings: Selbst optimistische Schätzungen durch Al-Yazeedi und seine Kollegen schreiben dem Cloud Seeding nur eine beschränkte Wirksamkeit zu.

    In einem Ende 2023 in "Nature" veröffentlichten Artikel rechnen sie vor, dass es die jährliche Niederschlagssumme der Emirate von landesweit rund 6.700 Millionen Kubikmeter nur um 168 bis maximal 838 Millionen Kubikmeter erhöhen könne. Das wäre ein Plus zwischen 2,5 und 12,5 Prozent.

    Heißt: Maximal wurde das Jahrhundertunwetter durch frühere Operationen etwas verstärkt, die für die Region unglaublichen Ausmaße an Regen lassen sich damit nicht erklären.

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