Neben Horner-Skandal
Red Bulls Thai-Bossen droht Ärger wegen totem Polizist
Nächster Ärger für die thailändische Red-Bull-Besitzerfamilie. Der mutmaßliche Justiz-Eklat um den ältesten Sohn des Konzern-Erben landet vor Gericht.
Unruhige Zeiten bei Red Bull! Der Eklat um Formel-1-Teamchef Christian Horner trägt den internen Machtkampf bei Red Bull Racing und dem gesamten Konzern in die Öffentlichkeit.
So wird immer deutlicher: Der Mittelpunkt des Brauseunternehmens scheint sich nach und nach von Österreich nach Thailand zu verlagern. Dort hält die Familie des Erfinders 51 Prozent der Anteile. Mitgründer Dietrich Mateschitz hatte sich zu seinen 49 Prozent Sonderrechte zusichern lassen, den Konzern mit öffentlicher Zurückhaltung und klarem Fokus auf das Image der Marke geführt. Mit seinem Tod vor eineinhalb Jahren ist damit offenbar Schluss.
Die letzten Formel-1-Rennen haben der Welt vor Augen geführt, dass sich Thai-Erbe Chalerm Yoovidhya im Scheinwerferlicht der PS-Königsklasse wohlzufühlen scheint. Dass die mediale Aufmerksamkeit dabei vor allem dem Mann an seiner Seite, Teamchef Christian Horner, und dessen Skandal um die Sexting-Vorwürfe seiner langjährigen Assistentin gilt, scheint den Boss nicht zu stören.
Im Gegenteil. Horner, der die Nähe zur Thai-Seite des Konzerns sucht, tauchte zuletzt schon als zentrale Figur in angeblichen Umstrukturierungen auf. Yoovidhya plane, den Firmensitz von Fuschl nach Thailand zu verlegen, überlege, Horner zum CEO zu machen, hieß es. Nicht nur im Formel-1-Team hat die österreichische Konzern-Seite, hier vor allem in Person von Motorsportboss Helmut Marko, mit zunehmendem Gegenwind zu kämpfen. Ein Abgesandter der thailändischen Besitzer-Familie inspizierte zuletzt die österreichischen Red-Bull-Standorte – mutmaßlich auf der Suche nach Einsparungs-Potenzial.
Skandal um toten Polizisten
Doch nicht nur in Österreich sorgt die Unternehmer-Familie für Schlagzeilen. Der Name Yoovidyha taucht aktuell auch in der Heimat Thailand in Berichten über einen Justizskandal auf. Deren Inhalt? Ranghohen Beamten wird in Bangkok der Prozess gemacht, weil sie Chalerm Yoovidhyas ältesten Sohn in Folge eines tödlichen Verkehrsunfalls vor der Strafverfolgung bewahrt haben sollen.
Der Sohn des einflussreichen Red-Bull-Erben hatte am 3. September 2012 einen Unfall mit einem Ferrari verursacht. Dabei kam ein Polizist auf einem Motorrad ums Leben. Er wurde bisher nicht zur Rechenschaft gezogen. Zunächst war Vorayuth Yoovidhya jahrelang untergetaucht. 2020 wurden die Ermittlungen schließlich eingestellt.
Jetzt wird acht Personen der Prozess gemacht, denen vorgeworfen wird, Yoovidhyas vor einer möglichen Strafe bewahrt zu haben. Es handelt sich um hochrangige Beamte, unter anderem den ehemaligen Polizeichef des Landes. In den letzten Jahren hatte sich der öffentliche Druck in Thailand im Zuge der Einstellung der Ermittlungen erhöht. Der Fall wurde für Teile der Bevölkerung zum Beleg, dass Reiche von der Justiz bevorzugte Behandlung erhalten würden. Jetzt sollen die Hintergründe des Skandals zwölf Jahre später öffentlich aufgerollt werden.
Ende 2023 war Mark Mateschitz noch bei der F1
Red Bull wird in einem Atemzug mit dem Verfahren um einen möglichen Korruptions-Skandal genannt. Zeitgleich wird die Kritik am Umgang mit dem mutmaßlichen Fehlverhalten von Formel-1-Teamchef Horner nicht leiser. In der Sexting-Affäre soll ebenfalls die Yoovidhya-Familie maßgeblich dazu beigetragen haben, dass sich der Brite bisher ohne Konsequenzen vergleichsweise schadlos halten konnte. Der angeblich "unabhängige Anwalt", der Horner in einer von Red Bull in Auftrag gegebenen Untersuchung von den Vorwürfen freigesprochen hat, soll von einer der Thai-Familie nahestehenden Kanzlei stammen.
Die Marke Red Bull droht bei all den Negativ-Schlagzeilen unabhängig vom juristischen Ausgang der beiden Skandale Schaden zu nehmen. Das sorgfältig aufgebaute Saubermann-Image des Konzerns beginnt nur eineinhalb Jahre nach dem Ableben von Mateschitz zu bröckeln. Sein Sohn und Erbe Mark Mateschitz findet sich zwar aktuell auf der jüngsten Forbes-Liste der jüngsten Milliardäre, dürfte aber im Konzern nicht über dieselben Sonderrechte seines Vaters verfügen.