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Rechte stürmen auf Flüchtlings-Haus in Wien-Favoriten
Am Sonntagmorgen betraten einige Rechtsextreme das Ute-Bock-Haus in Favoriten. Sie hängten ein Banner vom Dach des Gebäudes herab.
Rechte Chaoten hatten am Sonntagmorgen offensichtlich nichts Besseres vor, als auf das Ute-Bock-Haus in der Zohmanngasse zu klettern und auf dem Dach Bengalen zu zünden. Auf der Fassade des Flüchtlingshauses befestigten die Unbekannten ein Transparent mit dem Spruch: "Kein Bock auf Multikulti." Vor dem Eingang wurde auch noch die Landkarte Österreichs eingezäunt und Flyer verteilt.
Mehrere Notrufe bei Polizei
Besorgte Anrainer alarmierten gegen 10 Uhr die Wiener Polizei. Bevor diese jedoch vor Ort eintraf, dürften die rechten Aktivisten bereits verschwunden gewesen sein. Polizeisprecherin Barbara Gass bestätigte auf "Heute"-Anfrage den Einsatz in der Zohmanngasse. Wie Augenzeugen berichteten, sollen etwa 15 bis 20 Personen auf das Gebäude gelangt sein. Dabei skandierten diese rassistische Parolen.
"Es gab diesbezüglich mehrere Notrufe aus der Bevölkerung", so Gass gegenüber "Heute". Derzeit ermittelt die Polizei gegen die Verdächtigen. Gemeinsam mit der Wiener Berufsfeuerwehr entfernten die Einsatzkräfte das Plakat von dem Gebäude. Das Haus wurde außerdem zur Sicherheit auf explosives Material untersucht. Hier konnte Entwarnung gegeben werden.
"Diese Tat der rechtsextremen Identitären ist nicht tolerierbar. Der Verfassungsschutz hat Ermittlungen aufgenommen. Jede Form von Extremismus ist eine Gefahr für das demokratische Prinzip in unserer Gesellschaft", so Innenminister Gerhard Karner.
Schock bei Verantwortlichen
Laut Maren Riebe, Pressesprecherin des Flüchtlingprojekts Ute Bock, steht die Gruppierung "Patrioten in Bewegung" hinter der Aktion. Etwa 20 Männer sollen sich laut ihr über das Nachbarhaus Zugang auf das Dach verschafft haben.
"Wir verurteilen diesen rassistischen Angriff aufs Schärfste! Im Ute Bock Haus leben über 90 Menschen, Kinder, Frauen und Männer, die in Österreich Schutz suchen. Viele von ihnen haben traumatische Dinge erlebt. Darunter auch Bewohner aus der Ukraine, die gerade erst den Krieg hinter sich gelassen haben. Als Gesellschaft ist es unsere Pflicht, diesen Menschen Schutz zu bieten und sie werden mit diesem Hass konfrontiert. Das ist eine Schande!“, so Gerd Trimmal, Geschäftsführer und Vorstandsmitglied des Flüchtlingsprojekts Ute Bock.
"Dieser Angriff ist zutiefst schockierend. Die Bewohner des Hauses sind verängstigt, insbesondere für die Kinder ist dies eine unglaubliche Belastung. Das Ute Bock Haus ist seit Jahren ein Ort des Ankommens, daran wird dieser menschenverachtende und rassistische Angriff nichts ändern", ergänzt Thomas Eminger, Geschäftsführer der Wiener NGO.