Coronavirus
Rebellen zahlen 650 € – 1. Verhaftung in Impfkrimi
Knalleffekt bei den Ermittlungen im Austria Center: Wie "Heute" erfuhr, verhaftete die Polizei einen Vorbestraften. Er handelte mit Fake-Impfpässen.
"Da draußen stehen a schippel Leute" – ein von der Kripo abgehörtes Telefonat macht fassungslos. Im Wiener Austria Center (ACV) floriert vor dem Start der Impfpflicht offenbar das Geschäft mit Fake-Impfnachweisen noch immer. Wie umfassend berichtet, hat "Heute" den großangelegten Impfbetrug im Dezember aufgedeckt. Gebessert hat sich seither nichts: Die Preise haben sich durch das neue Gesetz sogar mehr als verdoppelt: Mitarbeiter von Österreichs größter Impfstraße bieten den Eintrag im Grünen Pass ohne Jaukerl mittlerweile um Tarife zwischen 550 und 650 Euro an.
Erste Verhaftung im Impfkrimi
Wie "Heute" erfuhr, ging der Kripo jetzt aber ein mutmaßlicher Impfbetrüger ins Netz – er wurde verhaftet. Die Ermittler fanden bei ihm 230 Stück Covid-Vakzin-Aufkleber, zwei Stempel ("ACV", "Gesundheitsdienst der Stadt Wien"), Blanko-Pässe und handschriftlich notierte Chargen-Nummern. Zeugenaussagen, eine Hausdurchsuchung und Handy-Protokolle belasten den 30-jährigen Wiener mit Wurzeln in Serbien massiv.
Dutzende Taten seit November vermutet
Brisant: Der Verdächtige, der von der MA 15 in dem hochsensiblen Bereich eingesetzt wurde, war erst am 11.6.2021 zu 27 Monaten Haft wegen Betrugs verurteilt worden. Spätestens im November geriet er – dessen ist sich die Justiz sicher – wieder auf die schiefe Bahn und soll bis Jänner 2022 zumindest 15 Menschen gefälschte Impfpässe übergeben und eine Eintragung im Grünen Pass vorgenommen haben.
Samariterbund erschüttert über Betrug
Die Polizei vermutet weitere Fälle und Verbindungsleute im ACV. Stefanie Kurzweil vom Samariterbund (dieser betreibt die Impfstraße) sagte Dienstagabend auf "Heute"-Anfrage: "Wir sind tief erschüttert. Die Polizei hat bei uns Dienstpläne angefordert; wir haben die Ermittlungen stets unterstützt und Mitarbeiter beim geringsten Verdacht fristlos entlassen." Vor dem Job-Start werde von der MA 15 eigentlich ein Leumundszeugnis verlangt, betont sie. Im gegenwärtigen Fall sei denkbar, dass der Mitarbeiter erst verurteilt wurde, als er die Stelle schon erhalten hatte.
Bis zu 5 Jahre Haft
Der Verdächtige sitzt in der Justizanstalt Josefstadt – zumindest bis zum 11. Februar. Dann findet eine Haftprüfung statt. Die Staatsanwaltschaft Wien befürchtet aufgrund der bisher gezeigten kriminellen Energie des Mannes Tatbegehungsgefahr. Der Wiener wird vom renommierten Anwalt Philipp Wolm verteidigt und schweigt bisher beharrlich zu den Vorwürfen. Ihm drohen bis zu fünf Jahre Haft. Es gilt die Unschuldsvermutung.