Österreich

"Rebecca"-Star: "Ich möchte keine Quoten-Schwarze sein"

Musical-Darstellerin Ana Milva Gomes erzählt in ihrem Buch "Look at Me" von Alltags-Rassismus und ihren Erfahrungen als schwarze Wahl-Wienerin.

Sandra Kartik
Musicalstar Ana Milva Gomes spricht in ihrem Buch "Look at me" über Alltags-Rassismus, den sie erlebte.
Musicalstar Ana Milva Gomes spricht in ihrem Buch "Look at me" über Alltags-Rassismus, den sie erlebte.
Amalthea, Andreas Tischler

Heimat ist für Ana Milva Gomes mehr als nur ein Ort. Seit 12 Jahren lebt die Niederländerin mit kapverdischen Wurzeln in Wien. Hier feierte sie mit "Sister Act" und "Cats" große Musical-Erfolge, wurde 2017 schillernde Zweite bei "Dancing Stars" und brachte ihre Tochter Isabella Rose (3) zur Welt. "Sie hat eine dunkle Hautfarbe, so wie ich. Vorurteile und verletzende Stereotype sollen ihr erspart bleiben", wünscht sich der "Rebecca"- Star in "Heute".

In ihrer Biografie "Look at Me" bedauert die 42-Jährige, dass sie Rassismus im Alltag früher viel zu oft akzeptiert hat. So wie nach einer Show, als ihr ein Kollege hinter dem Vorhang zurief: "Ana, Ana, wo bist du? Lächle mal kurz, damit ich dich wieder sehe." Gomes lächelte, was sie heute bereut. "Manchmal habe ich sogar selbst blöde Witze gemacht, weil ich dachte, ich würde mich dadurch selbst ermächtigen. So etwas wie: 'Entschuldige mein Zuspätkommen, ich bin Afrikanerin.' Die kommen nämlich angeblich gerne zu spät. Und meine Witze haben die Situation ja nicht besser gemacht, sondern vielmehr die Stimmung bei den anderen befeuert", schreibt sie.

"Ich kann Rassismus nicht mehr tolerieren"

Die Schauspielerin hatte oft das Gefühl, "mehr leisten zu müssen, mir keine Fehler erlauben zu dürfen und bloß die Quoten-Schwarze zu sein – das möchte ich nicht mehr“ – für ihre Tochter. "Es sind diese kleinen Momente, die entscheidend sind. Und in vielen davon habe ich versagt. Aber ich muss ja nicht so weitermachen. Ich habe mir mittlerweile ein Standing, ein Leben, eine Meinung erarbeitet, und es wäre nicht richtig, in Momenten, in denen es darauf ankommt, nicht dazu zu stehen."

Als Gomes kurz nach der Geburt ihres Kindes, im ersten Lockdown daheim saß, wurde George Floyd von einem Polizisten in den USA erschossen. "Seit ich die Bilder seines Todeskampfs gesehen habe, ist mir einmal mehr bewusst geworden, dass ich Rassismus – und möge er noch so 'scherzhaft' gemeint sein – nicht mehr tolerieren kann“, schließt Gomes. 

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