Österreich
Er ist seit 13 Jahren der Schreck der Raucher-Wirte
"Rauchersheriff" Dietmar Erlacher hat Qualm-Wirte 40.000-mal angezeigt – und wurde dafür auch schon verprügelt.
Dietmar Erlacher kommt mit Verkleidung zum Interview-Termin. Ohne Pullover und Sonnenbrille will er sich nicht fotografieren lassen. Denn, so der pensionierte Tischlermeister, Wut-Wirte würden sein Foto sonst ausschneiden und in ihren Lokalen anbringen, um die Angestellten zu warnen. Doch wer ist dieser Mann, der Gastronomen die Zornesröte ins Gesicht schießen lässt?
Zwist mit Richard Lugner
Erlacher kontrolliert als "Rauchersheriff" bereits seit 2006 die Einhaltung der Rauchergesetze in den heimischen Bars, Lokalen, Restaurants und sogar Einkaufszentren. Bei jeder Verfehlung setzt es eine Anzeige. In zwei großen Wiener Shoppingcentern und einigen Lokalen hat der 68-Jährige Hausverbote ausgefasst.
Eine dieser Auseinandersetzungen führte er medienwirksam mit Richard Lugner, der genau wie Erlacher Nichtraucher ist, sich aber entschieden für die Wahlfreiheit der Wirte ausspricht. Erlacher hatte Betriebe in der Lugner City 250-mal angezeigt. Das Ende vom Lied: Erlacher wurde von Securities aus dem Einkaufszentrum geworfen.
Erlacher wendet seine Freizeit für den Kampf gegen eine verrauchte Gastronomie auf. Das merkt man sofort, denn bereits nach dem Händedruck zur Begrüßung zieht es ihn zu einer nahe gelegenen Bäckerei.
Die mache alles vorbildlich, erklärt der Rauchersheriff. Kennzeichnung von Raucher- und Nichtraucherbereich an der Tür, drinnen eine saubere Trennung. Bei einem Gasthaus in paar hundert Meter weiter sieht es hingegen anders aus. Ohne Türen könne sich der Rauch frei ausbreiten, erklärt Erlacher. "Aber die Betreiber scheren sich nicht um das Gesetz."
40.000 Anzeigen
In all den Jahren scheint der überzeugte Nichtraucher alle Vorschriften für die Wirte verinnerlicht zu haben – räumliche Trennung, Türen, Kennzeichnungspflicht. Es sprudelt nur so aus Erlacher heraus, der angibt, bisher etwa 40.000 Anzeigen eingebracht zu haben: "Irgendwann habe ich aufgehört zu zählen, aber täglich sind es mittlerweile eine oder zwei Anzeigen."
Das macht der gebürtige Tiroler nach eigenen Angaben nebenbei. "Ich fahre in Wien mit der U-Bahn, den Rest gehe ich zu Fuß. Da schaue ich einfach, ob die Regeln eingehalten werden." Gezielte Patrouillen gebe es nicht.
Zusätzlich kontrolliert er mehrmals pro Woche Anzeigen auf ihre Richtigkeit. "Menschen – auch aus anderen Bundesländern – schicken mir ihre Anzeigen. Da muss alles stimmen, denn man kann nur rechtlich argumentieren. 'Im Lokal stinkt es' ist keine ausreichende Begründung."
Pfefferspray immer dabei
Erlachers Engagement brachte ihm schon mehrmals Ungemach ein – und ihn zum Arzt. 2010 wurde er etwa im Wiener Donauzentrum von "Kampfrauchern", wie er sie nennt, verprügelt. Während des Gesprächs zieht er zwei Dosen Pfefferspray aus seiner Tasche. "Die habe ich immer dabei, obwohl ich sie zum Glück fast nie brauche." Die Polizei habe ihm bereits ein Waffenverbot dafür erteilt. "Ich nehme das trotzdem mit. Das ist ja keine richtige Waffe."
Beliebt macht sich Dietmar Erlacher nicht gerade. Warum er sich das trotzdem antut? "Ich habe 1999 erfahren, dass ich Blasenkrebs habe und mich danach sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt." Er ist außerdem Obmann des Vereines Krebspatienten für Krebspatienten und leitet eine regelmäßige Selbsthilfegruppe.
Theoretisch könnte Dietmar Erlacher den "Sheriffstern" am 1. November an den Nagel hängen, doch daran glaubt er nicht. "Das neue Gesetz wird sicher nicht von allen eingehalten." Angesichts der lautstarken Proteste und vollmundigen Ankündigungen einiger Gastronomen, die sich mit der neuen Gesetzeslage nicht abfinden wollen, könnte er Recht behalten.