Coronavirus

Raucher haben doppelt so oft schwere Verläufe

Auch nach 18 Monaten Pandemie sind viele Fragen offen. Etwa, wie groß die Corona-Gefahr für Raucher ist. Eine neue Studie zeichnet ein düsteres Bild.

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Wenn sich ein Raucher erst einmal infiziert hat, hat er ein viel größeres Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken, sagen Ärzte.
Wenn sich ein Raucher erst einmal infiziert hat, hat er ein viel größeres Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken, sagen Ärzte.
Fabian Sommer / dpa / picturedesk.com

Raucher haben Studien zufolge ein höheres Risiko für schwere Verläufe von Covid-19. Das bestätigen nun weitere Analysen, die britische Forschende in der Fachzeitschrift "Thorax" vorstellen. Demnach liegt der Anteil der Infizierten, die wegen Covid-19 im Spital behandelt werden oder sogar sterben, bei Rauchenden merklich höher als bei Nichtrauchern.

Die Wahrscheinlichkeit, wegen Covid-19 ins Krankenhaus eingeliefert zu werden, könnte den Ergebnissen zufolge bei Menschen, die aktuell Rauchende sind, fast doppelt so groß sein wie bei lebenslangen Nichtrauchenden.

Risiko einer schweren Erkrankung

"Unsere Ergebnisse legen sehr stark nahe, dass Rauchen mit dem Risiko einer schweren Covid-Erkrankung zusammenhängt, genauso wie Rauchen das Risiko für Herzkrankheiten, verschiedene Arten von Krebs und andere Krankheiten beeinflusst", sagte der leitende Forscher Ashley Clift von der Universität Oxford der Nachrichtenagentur PA zufolge.

Vereinzelt hatten Analysen gerade zu Beginn der Pandemie darauf hingewiesen, dass Raucher anteilig seltener an Covid-19 erkranken - "Heute" hat berichtet. So hatten sich bei einer Karnevalssitzung im rheinischen Heinsberg Rauchende weniger oft infiziert, wie die Analyse eines Teams um den Bonner Virologen Hendrik Streeck zeigte. Der Mechanismus dahinter sei unklar, es gebe aber Spekulationen dazu, hatte der Direktor des Instituts für Virologie der Uni Bonn kürzlich der "Augsburger Allgemeinen" gesagt.

Eventuelle Schutzwirkung zunichtegemacht

So sei der Rachen von Rauchenden gereizter und es gebe dort deswegen auch mehr Immunaktivität, die es dem Virus schwerer mache, eine Infektion zu etablieren. "Eine andere Theorie ist ganz einfach: Raucher gehen zum Rauchen schlicht und ergreifend öfter vor die Tür ins Freie und verringern dadurch die Expositionshäufigkeit", sagte Streeck. Andere Forschende vermuten, dass Nikotin eine Rolle spielen könnte, weil es die Ausbreitung von Sars-CoV-2 im Körper hemmt. Studien dazu laufen derzeit. Laut Wissenschaftlern von der Universität Hiroshima in Japan scheinen auch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), krebserregende Schadstoffe, die in den Zigaretten enthalten sind, die Rauchenden vor der Infektion zu schützen.

Eine Analyse eines Teams um den Bonner Virologen <strong>Hendrik Streeck</strong> zeigte, dass&nbsp;sich bei einer Karnevalssitzung im rheinischen Heinsberg Rauchende weniger oft mit Corona infiziert hatten.
Eine Analyse eines Teams um den Bonner Virologen Hendrik Streeck zeigte, dass sich bei einer Karnevalssitzung im rheinischen Heinsberg Rauchende weniger oft mit Corona infiziert hatten.
Christoph Hardt / Action Press / picturedesk.com

So unterschiedlich die Erklärungen auch sind, über eine Sache herrscht Einigkeit: Wenn sich ein Raucher erst einmal infiziert habe, habe er ein viel größeres Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken. Zumindest den Daten von Clift und Kollegen zufolge, wird jedoch die eventuell vorhandene Schutzwirkung von Nikotin durch die Auswirkungen langjährigen Rauchens zunichtegemacht. Zudem gibt es Hinweise darauf, das neben Risikopatienten auch Raucher nach der Impfung weniger Antikörper gegen Covid-19 bilden als andere Menschen.