Österreich

Ramon (69): "Ich bin schon im Gefängnis geboren!"

In Wien sitzt ein Mann in Strafhaft, der schon im Gefängnis geboren wurde. Ramon G. (69) verbrachte 22 Jahre im Knast. Seine Geschichte.

Heute Redaktion
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Ramon wurde im Häfn geboren.
Ramon wurde im Häfn geboren.
Bild: Sabine Hertel

Justizanstalt Wien-Simmering im Besprechungsraum.

Ramon Johannes G. wird dem "Heute"-Team vorgeführt. Man hat ihn schon im Teaser des Formats „Am Schauplatz" gesehen (Ausstrahlung: Donnerstag 21.05 Uhr, ORF 2), aber selbst gesehen ist halt besser erlebt! Es federt uns ein drahtiger, dunkelhäutiger Mann mit ergrauter Kurzhaarfrisur entgegen, sein Handschlag ist eine Gefährdung für die Fingerknochen des Gegenübers.

Ramon lässt sich nieder, erzählt seine spannende Geschichte. In Jahr 1948 kam er als Sohn einer Rumänin und eines US-Besatzungssoldaten aus Jamaica zur Welt. In der Justizanstalt Josefstadt. Die Mutter saß, weil sie kleinkrimineller Delikte beschuldigt worden war. Jetzt ist sie längst tot und Ramon sagt: „Ich habe halt mein Leben verkackt!"

Kinderheim, Pflegeeltern, Kriminal

Seine Vita ist tatsächlich bemerkenswert: Drei Monate als Säugling noch bei der Mutter in der Zelle, dann 17 Monate im berüchtigten Kinderheim Eggenburg (NÖ), wo er geschlagen und gedemütigt wurde. Zitat: „Dort hab' ich einen Pecker (Psychischen Schaden, Umgangssprachlich; Anm.) aufgerissen. Schließlich wird Ramon zu Pflegeeltern geschickt.

Später zieht es ihn nach Amsterdam, wo er beginnt, mit Drogen zu handeln. Marihuana und „ein bissl Kokain", nicht das absolute Gift, wie er sagt. Es folgt die Heirat mit einer Deutschen aus Frankfurt und daraus eine Tochter, dann die Festnahme.

17 einschlägige Vorstrafen

Nach insgesamt 17 Vorstrafen aus seiner kriminellen Vita in Holland wird er 2016 zurück in Wien – von Ex-Justizministerin Bandion-Ortner – zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Wegen Weitergabe von fünf Gramm Kokain und 35 Gramm Marihuana. Er sagt: Weil ich meinen Lieferanten nicht verpfiffen habe, bekam ich halt die volle Länge".

Ab Jänner könnte Ramon dann Freigang bekommen. "Heute" wird ihn begleiten…