Welt
Rätsel um "Alien-Obelisk" in Australien endlich gelöst
Der Fund eines unbekannten Objekts in den Snowy Mountains sorgte für Aufregung. Erst ein herbeigerufener Astrophysiker konnte das Rätsel lösen.
Die Überraschung dürfte dem Schafzüchter Mick Miners aus dem australischen Dörfchen Dalgety im Gesicht gestanden haben, als er in einem entlegenen Teil seiner Koppel in den australischen Snowy Mountains ein knapp drei Meter hohes und offensichtlich versenktes Objekt entdeckte, das aufrecht – mit ein wenig Schräglage – in der Erde steckte. "Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte", so Miners zu Abc.net.au. "Ich hatte keine Ahnung, was es war."
Auch der von Miners herbeigerufene Nachbar hatte keine Erklärung. Doch auch Jock Wallace hatte in der Nähe etwas gefunden, das vorher noch nicht dagewesen war. Etwas, das ihn besorgte: "Ich befürchte, es ist einfach vom Himmel gefallen. Wenn es auf ihrem Haus gelandet wäre, hätte es eine ziemliche Sauerei gegeben." Um das Rätsel zu lösen, wandten sich die beiden Männer an den Astrophysiker Brad Tucker vom Australian National University College of Science, den sie von seinen Auftritten im Radio kannten. Und der Fachmann folgte dem Ruf.
Ein Stück von Musks Dragon-Crew-1-Kapsel
Bei der ersten Begegnung mit dem mysteriösen Objekt fühlte sich Tucker zunächst an einen "verbrannten Baum" erinnert, dann an einen "außerirdischen Obelisk", wie Theguardian.com schreibt. Aber "ich wusste ohne Zweifel, dass es sich um einen sehr realen Vorfall handelte und um ein sehr reales Stück, das aus dem Boden ragte". Laut dem Astrophysiker handelt es sich bei den beiden Teile höchstwahrscheinlich um Fragmente des Rumpfes der Dragon-Crew-1-Kapsel von Elon Musks Firma SpaceX. Die wabenförmige Struktur des Hitzeschilds sei gut erkennbar, an den Kanten treten ausgefranste Kohlenstofffasern hervor.
Die Dragon-Crew-1-Kapsel war Anfang Juli – 20 Monate nach ihrem Start im November 2020 – wieder in die Erdatmosphäre eingetreten. Wie der Astronom Jonathan McDowell auf Twitter schreibt, befindet sich der Fundort in der Nähe der Wiedereintrittsbahn am 8. Juli.
Dazu passen auch Berichte von Australierinnen und Australiern, die angaben, zu dieser Zeit einen Überschallknall gehört und ein sich schnell bewegendes Objekt am Himmel gesehen zu haben.
Offizielle Prüfung läuft noch
Eine offizielle Bestätigung von Tuckers Vermutung steht Medienberichten zufolge noch aus. Für Musks Unternehmen sollte die Identifizierung jedoch ein Leichtes sein, so Tucker. "Es gibt ein Etikett." Auch die Australian Space Agency ASA befasst sich mit den Trümmerteilen. "Die Agentur arbeitet aktiv daran, die formale Identifizierung der Objekte zu unterstützen und steht in Kontakt mit unseren Kollegen in den USA sowie mit anderen Teilen des Commonwealth und den lokalen Behörden", zitiert "The Guardian" einen Sprecher.
Sollten die Prüfenden zu dem gleichen Schluss wie Tucker kommen, dürfte es sich bei dem Fund um das größte dokumentierte Stück Weltraumschrott handeln, das seit dem Absturz der Nasa-Raumstation Skylab im Jahr 1979 in Australien entdeckt wurde.
Skylab-Absturz
Am 11. Juli 1979 stürzte die etwas mehr als 76 Tonnen schwere Skylab-Raumstation der Nasa ab. Zwar gelang es den Bodenkontrolleuren damals, die Steuerung des vorübergehend außer Kontrolle geratenen Himmelslabors wieder zu übernehmen und die Gefahrenzone von Nordamerika weg auf den Atlantik und den Indischen Ozean zu verlagern. Allerdings zerbrach die Station erst später als berechnet in mehrere Teile, sodass das Absturzgebiet weiter östlich als geplant lag. Betroffen war die Gegend südöstlich von Perth in West-Australien bei Balladonia. Verletzt wurde niemand. Allerdings erstreckte sich die Trümmerspur viel weiter als erwartet.