Welt

Putin wird bei "eigenem" Gipfel mehrfach gedemütigt

Das isolierte Russland blickt bei der Suche nach Verbündeten verstärkt auf Afrika. Der Afrika-Gipfel in Russland verläuft jedoch anders als geplant.  

Der russische Präsident Wladimir Putin muss beim Afrika-Gipfel in St. Petersburg ungewöhnlich viel Kritik einstecken.
Der russische Präsident Wladimir Putin muss beim Afrika-Gipfel in St. Petersburg ungewöhnlich viel Kritik einstecken.
via REUTERS

Russland bemüht sich seit längerer Zeit, seinen Einfluss auf dem afrikanischen Kontinent auszuweiten. Bei seinem Afrika-Gipfel in St. Petersburg bekommt Kremlchef Wladimir Putin jedoch Kritik und Appelle für Friedensverhandlungen zu hören – auch, weil von seinem Angriffskrieg auf die Ukraine die Ernährungssicherheit in der Welt betroffen ist. Was für den russischen Präsidenten jedoch noch schlimmer sein dürfte: Er wurde von den afrikanischen Staats- und Regierungschefs am Donnerstag brüskiert.

Nur 17 Staatsoberhäupter werden überhaupt teilnehmen – weniger als die Hälfte der 43 Teilnehmer des ersten Gipfels im Jahr 2019. Die anderen 32 afrikanischen Staaten werden lediglich durch Regierungsvertreter oder Botschafter vertreten sein.

Russland schiebt Schuld auf den Westen

Die geringe Beteiligung hat den Kreml nun dazu veranlasst, den Westen zu beschuldigen. Putins Pressesprecher Dmitri Peskow sagte: "Das ist eine absolut unverfrorene, dreiste Einmischung der Vereinigten Staaten, Frankreichs und anderer Staaten durch ihre diplomatischen Vertretungen in afrikanischen Ländern und ihre Versuche, Druck auf die Führung dieser Länder auszuüben, um ihre aktive Teilnahme an dem Forum zu verhindern."

Seit Russland von einem Großteil der westlichen Welt sanktioniert und in die Isolation getrieben wurde, hat das Land viel in eine Charmeoffensive in Afrika und Asien investiert. Der Kreml behauptet, die Zukunft Russlands liege auf diesen beiden Kontinenten, wo das prognostizierte Wachstum außergewöhnliche wirtschaftliche Möglichkeiten biete.

Ausstieg aus Getreidedeal sorgt für Verstimmung

Der Gipfel findet statt, nachdem Russland ukrainische Getreidelager zerstört hat und aus dem Schwarzmeer-Getreideabkommen ausgestiegen ist. Dies ist ein von den Vereinten Nationen vermittelter Pakt, der die Ausfuhr von Getreide und anderen Produkten aus der Ukraine über das Schwarze Meer zu den Überseemärkten ermöglicht hatte – viele davon in Afrika.

Moskau hat in den letzten Tagen versucht, das Problem herunterzuspielen, indem es seinen afrikanischen Partnern versicherte, dass es ihre "Besorgnis" in dieser Angelegenheit verstehe. Dennoch haben sich einige afrikanische Staats- und Regierungschefs verärgert über den Ausstieg Russlands aus dem Abkommen geäußert, da sie mögliche zivile Gegenreaktionen aufgrund steigender Getreidepreise im eigenen Land befürchten. Putin sagte den Vertretern aus Afrika, sein Land könne das ukrainische Getreide ersetzen, sowohl als Handelsgut als auch für humanitäre Hilfe: Man erwarte in diesem Jahr eine Rekordernte.

Prigoschin zeigt sich bei Gipfel

Doch für den russischen Präsidenten kommt es noch dicker: Söldnerchef Jewgeni Prigoschin hat sich einen Monat nach seinem kurzen Aufstand gegen die Moskauer Militärführung nach russischen Angaben überraschend am Rande des Afrika-Gipfels gezeigt.

Der Leiter des russischen Hauses in der Zentralafrikanischen Republik, Dmitri Syty, veröffentlichte am Donnerstag ein Foto auf Facebook, das Prigoschin bei einem Treffen mit dem Vertreter des Landes zeigen soll. Der Botschafter habe mit ihm die ersten Bilder vom Gipfel geteilt, schrieb Syty. Prigoschins Wagner-Armee ist in der Zentralafrikanischen Republik aktiv.

Die nächste Demütigung erfuhr der Kremlchef schließlich vom russischen Patriarchen Kyrill. Der Vorsteher der Russisch-Orthodoxen Kirche sprach den Vatersnamen Putins falsch aus. Statt Wladimirowitsch nannte er den Präsidenten Wasiljewitsch. Kyrill bemerkte und korrigierte seinen Fehler zwar, der Gesichtsausdruck von Putin ließ jedoch erahnen, dass er darüber nicht erfreut war.

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