Ukraine
Putin reagiert auf Gegen-Offensive mit Atomwaffen
Mehr als 15 Monate nach Beginn des von ihm angeordneten Angriffskriegs hat laut Wladimir Putin die lang erwartete ukrainische Gegenoffensive begonnen.
"Wir können mit Sicherheit sagen, dass diese Offensive begonnen hat", sagte Putin am Freitag der Agentur Interfax zufolge vor Journalisten. Zuvor hatten auch schon einige internationale Medien unter Berufung auf ukrainische Militärvertreter vermutet, dass die Aktion zur Befreiung von Russland besetzter Gebiete seit einigen Tagen laufe. Kiew selbst hält sich bedeckt, hatte allerdings auch immer betont, dass es sich nicht zum Beginn der eigenen Offensive äußern werde.
Putin sagte, es gebe bereits seit fünf Tagen "intensive Kämpfe". Außerdem behauptete er, die Ukrainer hätten an keinem Frontabschnitt ihre Ziele erreicht. Das ließ sich allerdings nicht unabhängig überprüfen. Insbesondere die russische Seite fällt seit Kriegsbeginn immer wieder durch militärische Falschaussagen auf. Russland hat das Nachbarland am 24. Februar 2022 überfallen und hält derzeit rund 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets besetzt. Auch mithilfe westlicher Waffen plant Kiew die Rückeroberung der okkupierten Landesteile.
Putin kündigt Verlegung von Atomwaffen an
Russland wird nach den Worten von Präsident Wladimir Putin im Juli mit der Verlegung von einigen seiner taktischen Atomwaffen nach Belarus beginnen. Der Bau der Einrichtungen für die Waffen werde bis zum 7./8. Juli abgeschlossen, erklärte Putin am Freitag bei einem Treffen mit seinem belarussischen Kollegen Alexander Lukaschenko in Sotschi. Bald danach würden sie auf das Gebiet des russischen Nachbarlands und Verbündeten gebracht.
"Alles verläuft wie geplant", sagte Putin bei seinem Treffen mit Lukaschenko am Schwarzen Meer. Seine Äußerungen wurden im Fernsehen übertragen. Putin hatte die Pläne zur Stationierung taktischer Atomwaffen in Belarus bereits Ende März bekannt gegeben. Um wie viele Atomwaffen es sich handelt, teilte Russland nicht mit. Der Schritt wurde von Beobachtern als Warnung an den Westen gewertet, der seine Militärhilfe für die Ukraine weiter hochfährt.
"Europa zu zwingen, klein beizugeben"
Taktische Nuklearwaffen dienen der Vernichtung von feindlichen Truppen und Waffen auf dem Schlachtfeld. Sie haben eine relativ kurze Reichweite und eine viel geringere Sprengkraft als Atomsprengköpfe auf strategischen Langstreckenraketen, die ganze Städte auslöschen können. Russland hat belarussisches Gebiet bereits genutzt, um von dort am 24. Februar 2022 seinen Angriff auf die Ukraine zu starten. Seither sind dort russische Truppen und Waffen stationiert.
Die im Exil lebende belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja verurteilte den Schritt. Putin "und seine Marionette Lukaschenko" wollten unmittelbar vor dem Nato-Gipfel in Vilnius im Juli Atomwaffen in Belarus stationieren. "Das ist grobe Erpressung, ein Versuch, Europa zu zwingen, klein beizugeben", sagte sie. Lukaschenko ist mit seiner Regierung politisch und wirtschaftlich von Russland abhängig.