Publikumsliebling Otto Schenk ist gestorben

Eine Ikone des Theaters hat die Bühne des Lebens verlassen: Otto Schenk ist tot. Wie der "Kurier" berichtet, bestätigte das Theater in der Josefstadt den Tod des legendären Schauspielers und Regisseurs. Der gebürtige Wiener prägte über Jahrzehnte hinweg die deutschsprachige Theater- und Opernlandschaft und hinterlässt eine riesige Lücke in der Kulturszene.

Schenk wurde am 12. Juni 1930 als Sohn eines Notars und einer Mutter aus Triest geboren. Er wuchs mit seiner Schwester im ersten Bezirk auf. Da seine Großeltern väterlicherseits getaufte Juden waren, wurde sein Vater nach dem "Anschluss" Österreichs 1938 nach den Nürnberger Gesetzen diskriminiert und verlor seinen Arbeitsplatz als Jurist.

Multi-Talent auf und hinter der Bühne

Sein Bühnendebüt feierte Schenk bereits mit 17 Jahren in Karl Schönherrs "Karrnleut" im Theater der Jugend. Nach der Matura begann er ein Jus-Studium an der Universität Wien und absolvierte anschließend eine Schauspiel-Ausbildung am Max-Reinhardt-Seminar. Danach begann er seine Karriere am Wiener Volkstheater und am Theater in der Josefstadt. Seinen Durchbruch als Regisseur feierte er 1960 mit der Inszenierung von Eugene O’Neills "O Wildnis!" in der Josefstadt.

Seine Liebe zur Oper fruchtete außerdem in unvergesslichen Inszenierungen. Alban Bergs "Lulu" an der Wiener Staatsoper brachte Schenk bereits 1962 großen Erfolg. Er spielte und inszenierte an den bedeutendsten Theater- und Opernhäusern der Welt, darunter am Wiener Burgtheater, den Münchner Kammerspielen, der Wiener Staatsoper, der New Yorker Metropolitan Opera und der Mailänder Scala.

Schenks Lebensliebe Renée

Seine große Liebe und sein Lebensmensch war seine Frau Renée, von ihm liebevoll "Mika" genannt, die er als aufstrebender Schauspieler am Reinhardt-Seminar kennengelernt hatte. 1956 sagte das Paar Ja und blieb unglaubliche 66 Jahre verheiratet. Er pflegte sie, als sie erkrankte und kümmerte sich liebevoll um sie. Am 7. April starb Schenks Frau nach langer Krankheit im Alter von 95 Jahren.

"Im Grunde ist für mich überall Zuhause, wo Renée mit mir ist. Sie ist meine wichtigste Heimat", streute Schenk seiner Frau Rosen. Bis zum Schluss war er in sie verliebt, verriet der Intendant das Geheimnis seiner Ehe. Als sie ging, fand Otto Schenk nicht mehr viel Freude im Leben.

Ausgezeichneter Publikumsliebling

Schenk hat im Laufe seines Lebens als Theatermacher sämtliche wichtige Auszeichnungen erhalten, wie den Nestroy-Ring, den Ehrenring der Stadt Wien, mehrere Romys und zuletzt 2023 den Österreichischen Musiktheaterpreis für das Lebenswerk. Er hat außerdem sieben Bücher geschrieben, das letzte, "Warum mir so fad ist", erschien 2012.

Als Theaterschauspieler prägte sich Schenk u.a. als "Bockerer" (1984 im Münchner Volkstheater und 1993 in der Josefstadt) ein, sowie als Fortunatus Wurzel in "Der Bauer als Millionär" (1987 bei den Salzburger Festspielen) oder in Molières "Der Geizige" (1995). Doch auch im Fernsehen sah man ihn oft, etwa in "Mein Opa und die 13 Stühle" oder in "Late Show" von Helmut Dietl. 2019 machte er mit "Vier Saiten" seinen letzten Film. Im März 2021 gab er seinen Abschied von der Bühne bekannt. Seine letzte Rolle spielte er 2020 als Dieners Firs in "Der Kirschgarten" am Theater in der Josefstadt.